Die Diskussion um die Qualität Seit Einführung der Vorsorgekoloskopie ist die Zahl der durchgeführten Untersuchungen stark angestiegen. Neben der etablierten Indikation soll die Vorsorgekoloskopie fachlich indiziert und sogar nach Bekenntnis des Hauptverbandes aufgrund des Risikos – insbesondere bei entsprechender Familienanamnese – auch für jüngere Personen propagiert werden, wie Dr. Fiedler erklärt. Daraus ergebe sich jedoch die Herausforderung, die anfallende Anzahl an Koloskopien nicht nur zu proklamieren, sondern auch zu bewältigen, was die Einbindung der niedergelassenen Fachärzte notwendig macht.
Klar ist für Fiedler, dass die Koloskopie einem hohen Qualitätsstandard genügen und für den Patienten sicher und so angenehm wie möglich verlaufen muss. Diesem Anspruch entsprechend hat die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger (HVB) und der Österreichischen Krebshilfe (ÖKH) das Projekt „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ initiiert und im Jahr 2010 Leitlinien herausgegeben. Hintergrund dafür war aber auch, dass in den Bundesländern keine einheitlichen Qualitätsstandards mit den Kassen vereinbart waren (bzw. nach wie vor nicht sind), was sich u. a. in unterschiedlichen Honorierungen in den Bundesländern niederschlägt.
Dies auf einen österreichweit einheitlich hohen Level zu bringen hat ein Verhandlungsteam der Österreichischen Ärztekammer mit dem HVB initiiert. Vor Jahren wurden die notwendigen Untersuchungsfrequenzen für die Durchführung und Verrechnung der Endoskopien gemeinsam erstellt. Allerdings hat die ÖGGH auf Initiative des HVB auf dessen Homepage eine Zertifizierung veröffentlicht.
Dass die Möglichkeiten der niedergelassenen Internisten, die Koloskopien anbieten, in diesen Leitlinien nicht berücksichtigt sind, kritisiert Fiedler. „Die Ärztekammer als Ärztevertretung ist der Ansicht, dass bei der Einführung von ,Zertifizierungen‘ die wissenschaftlichen Gesellschaften eng mit ihrer legitimierten Vertretung zusammenarbeiten sollen, um gemeinsam die Qualitätskriterien festzulegen, denn gegen Qualität wird sich die Ärztekammer nie stellen. Um ihr Bekenntnis zur Einhaltung hoher Qualitätsstandards zu signalisieren, wurden seitens der niedergelassenen Koloskopiker Berichte etwa zur Anzahl der pro Untersuchungsserie entdeckten Polypen oder zur Komplikationsrate an die ÖGGH übermittelt, was ebenfalls zu keiner Aufnahme der Kommunikation geführt habe. Als Beispiel für eine kontroversielle Sichtweise von Qualitätskriterien, die speziell aus der Situation im niedergelassenen Bereich entsteht, nennt Fiedler die Waschmaschine zur Aufbereitung der Instrumente: „Eine vor Jahren von Prof. Mittermayer in Linz erstellte Expertise hat eindeutig ergeben, dass die im niedergelassenen Bereich kostengünstigere chemische Sterilisation einwandfreie Ergebnisse liefert“, betont Fiedler.
Qualität kostete allerdings, und das ist in diesem Fall ein entscheidendes Problem – und der Grund eines nun schon Jahre schwelenden Konflikts. Die Bemühungen der Vertreter der Ärztekammer reichen, so Fiedler, schon viele Jahre zurück. So bedauert Fiedler, dass die Bemühungen der Ärztekammervertreter für einen bundesweit einheitlichen Tarif in einer Höhe, dass diese Untersuchung auch wirklich angenommen werden kann, bislang erfolglos sind. Dabei sei insbesondere die Sedoanalgesie zu berücksichtigen, um einen realistischen Tarif zu ermitteln, da diese u. a. aufgrund des hohen Personaleinsatzes einen enormen Mehraufwand an Kosten für den Endoskopiker bedeute. Dazu aufgefordert ist der HVB und der stellt sich taub.
Die Leitlinien der ÖGGH sind aus der Sicht Fiedlers in Ordnung. Die Gesellschaft und die Ärzteschaft möchten eine Verbesserung in der Vorsorge des kolorektalen Karzinoms erreichen. Dazu sind die vorgegebenen Qualitätskriterien einzuhalten.
Die Frage bezüglich Waschmaschine wird sich in absehbarer Zeit kontinuierlich zugunsten der Waschmaschine verlieren. Von der Fachgesellschaft hätte man erwartet, hier ein gemeinsames Vorgehen anzustreben.
Dem Hauptverband ist vorzuwerfen, so Fiedler, dass „er sich sehr gerne vor eine Kampagne setzt, aber nicht um die Umsetzung kümmert“, wichtig sei die Statistik. Die Ärzteschaft ist aber für eine hohe Qualität verantwortlich und gegenüber dieser durchaus offen. Die Zertifizierung sei ein Qualitätsinstrument und von der ÖQMed zu verwalten.
„Warum man hier nicht den Schulterschluss gesucht hat, ist eigentlich unklar, glücklicherweise funktioniert es in der Muttergesellschaft, der ÖGIM bestens“, so Fiedler abschließend.