Manches ist in den letzten Monaten im Krankenanstaltenverbund (KAV) Wien gesagt, manches wieder geändert, noch viel mehr jedoch nicht gesagt worden. Die Stimmung bei den Betroffenen war daher nicht unbedingt von Vertrauen in die Planung und in deren Verbindlichkeit getragen.
Mit großer Öffentlichkeit und unter Signalisierung des „Gemeinsamen“ (waren doch allein bei der Präsentation um die 30 Primarärzte vertreten) wurde nun vor Kurzem das Spitalskonzept 2030 vorgelegt, mit dem der KAV die Weichen für die Zukunft stellen will. Konkret soll mit Planungshorizont 2030 die medizinische Versorgung Wiens in 3 Regionen mit jeweils 2 Partnerspitälern mit aufeinander abgestimmtem Leistungsangebot organisiert werden. Dazu soll es eine „Bündelung von Leistungen“ geben, also Strukturänderungen und Leistungsverschiebungen.
Einige davon werden im soeben öffentlich gemachten Entwurf beschrieben: etwa dass es in 5 der 6 Häuser ein Eltern-Kind-Zentrum, pro Region ein onkologisches Zentrum (damit 3 in Wien) und für ganz Wien nur ein dermatologisches und ein Augen-Zentrum geben soll. Zwar haben die Ankündigungen für die Mono-Zentrierung in den beiden letztgenannten Fachrichtungen für öffentlichen Unmut und Befürchtungen gesorgt, die Pläne liegen jedoch wenigstens auf dem Tisch. Schwieriger wird das bei anderen Fachrichtungen und anderen Fragestellungen: Bei genauer Betrachtung des Masterplans fällt beispielsweise auf, dass auf die Erwähnung der Psychiatrie in jeglicher Form „vergessen“ wurde. Auf Nachfrage erfährt man, dass dem in Ausarbeitung befindlichen Gesamt-Psychiatriekonzept nicht vorgegriffen werden sollte. „Konsequenterweise“ hat man dann offenbar jeden Hinweis auf die Psychiatrie in Wien gleich ganz weggelassen.
Insgesamt lesen sich die Farbfolder und die derzeit zugänglichen Unterlagen zum Masterplan also noch eher wie tabellarische, möglicherweise auch lückenhafte Stichwortsammlungen. Das in Bau befindliche Krankenhaus Nord, laut Auskunft auf der Pressekonferenz immerhin als das integrierte Herzzentrum Wiens geplant, verzeichnet hier folgende 3 Schwerpunktthemen: Elektrophysiologie, Hernien und Proktologie. Der nicht eingeweihte Betrachter vermag in diesen Listen eher wenig Systematik zu erkennen.
Personalstand, vorgeschaltete „Ambulatorien“ – viele offene Fragen
Wenig konkret bleiben auch die Antworten auf die Frage nach dem Personalstand. Vorsichtig kann man die von KAV-Generealdirektor Dr. Udo Janßen ausgesprochene „Beschäftigungsgarantie für alle heutigen Mitarbeiter“ und seine auf die Frage nach dem Personalstand 2030 gegebenen wortgewaltigen Antworten dahingehend interpretieren, dass der Personalstand zumindest gehalten werden soll – bei Zunahme der Wiener Bevölkerungszahl und größerem Aufgabenspektrum und einer damit verbunden Arbeitsverdichtung …
Auch was genau man sich unter den immer wieder genannten Begriffen von vorgeschalteten Ambulanzen und Ambulatorien vorstellen darf und wer solche betreiben soll, wird nicht klar. Janßens Antworten lassen auch hier Deutungsspielraum. Fest steht offenbar nur, dass es auch künftig ambulante Strukturen braucht – wo auch immer (gänzlich losgelöst vom stationären Bereich?) und wer immer sie betreibt …