“Ein auf sehbehinderte und blinde Menschen abgestimmtes Leit- und Informationssystem trägt schon beim Erstkontakt wesentlich zur selbstständigen Orientierung bei“, weiß Mag. Petra Wrba von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs und erklärt weiter: „Das Begrüßen und Ansprechen der Patienten, die Vorbereitung auf Untersuchungen und Behandlungen sowie die Beschäftigung während der Wartezeit erfordert eine gezielte Kommunikationsform und viel Einfühlungsvermögen.“ Sehschwache Patienten können oft das Gesicht ihres Gegenübers nicht oder nur unscharf erkennen und wissen daher oft nicht, ob der andere gesprächsbereit ist. Besonders zu Beginn eines Krankenhausaufenthaltes kann es für sie schwierig sein, die Mitarbeiter nach ihrem Äußeren zu unterscheiden und zuzuordnen, vor allem bei wechselnden Diensträdern. Oft werden Informationen daher auch nicht verstanden oder falsch interpretiert, was zu Problemen bei der Behandlung führen kann. „Sprechen Sie deutlich und wiederholen Sie bei Bedarf die Themen. Wichtig ist auch, sich immer wieder mit Namen vorzustellen, den Grund für den Kontakt zu nennen und auch Bescheid zu geben, wenn das Gespräch beendet ist und man sich abwendet“, beschreibt Wrba. Es zeugt von Wertschätzung, wenn im Falle einer Begleitperson dennoch die Kommunikation mit dem Patienten selbst erfolgt und nicht – weil vielleicht einfacher – mit der Begleitperson.
Im Patientenzimmer selbst sind einfache Lösungen oft wirkungsvoll: „Kennzeichnen Sie das Bettende mit einer Armschleife, natürlich nur mit Einverständnis der Patienten, sodass Bettnachbarn, Besucher und das Gesundheitspersonal vor allem bei einem Notfall über die besondere Situation Bescheid wissen“, schlägt Wrba vor und ergänzt: „Im Zimmer müssen alle Einrichtungsgegenstände und Utensilien des Patienten immer am selben Ort belassen und mögliche Stolperfallen vermieden werden. Wege zu den Sanitäranlagen sollen mit dem Pflegepersonal eingeübt werden. Ist eine Gehbegleitung nötig, gibt der sehbeeinträchtigte Patient das Tempo vor, indem er sich bei der sehenden Begleitung einhängt.“ Das vorübergehende Anbringen von taktilen Hinweisen etwa durch Aufkleber oder kontrastreiche Zeichnungen kann den Sehbehinderten wesentlich bei der Orientierung unterstützen.
Wer einmal versucht hat, mit einer Augenbinde zu essen, weiß um die Herausforderungen Bescheid. Einige einfache Tipps können schon wesentliche Erleichterungen bringen. So ist etwa ein weißer Becher auf einem weißen Nachttisch ein „No-Go“ für Sehbehinderte. Achten Sie daher, wenn möglich, auf Kontraste bei Geschirr und behalten Sie die Anordnung von Teller, Glas und Besteck immer bei. Rutschfeste Folien sind ein hilfreicher Untergrund. Eine Anordnung der Speisen auf dem Tablett und die dazugehörige Erklärung nach dem Uhrzeigerprinzip sind Sehbehinderten oft bekannt: „Erbsen auf halb sechs“ erklärt, was serviert wird und wo es am Tablett zu finden ist. „Damit wird die Selbstständigkeit gefördert und Defizite bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme werden verhindert“, so Wrba.
Entsprechende Sensibilisierungstrainings werden von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs angeboten.