Die Reiselust der Österreicher ist ungebrochen – der Reiz, fremde Länder kennenzulernen oder einfach in der Ferne zu entspannen, lockt uns an diverse Urlaubsziele im In- und Ausland. Zu einer guten Urlaubsvorbereitung zählt neben dem Erhalt von Informationen über das Reiseland auch die Zusammenstellung einer entsprechenden Reiseapotheke. Deren Inhalt orientiert sich einerseits am Reiseziel, andererseits an den mitreisenden Personen. Insbesondere Senioren und chronisch Kranke sollten ihre Reise genau planen und auch mit dem Arzt besprechen. Dieser muss entscheiden, ob beziehungsweise welche Art von Urlaub für den jeweiligen Patienten geeignet ist. Fernreisen, die eine lange, strapaziöse Anreise per Flugzeug erfordern, können beispielsweise für Herzpatienten nicht ungefährlich sein. Auch starke Hitze ist für diesen Patientenkreis nicht geeignet. Eine weitere Reise mit Babys und Kleinkindern sollte ebenfalls zuvor mit dem Kinderarzt besprochen werden. Lange Reisen mit Flugzeug, Bahn, Bus oder Auto bergen aufgrund der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten ein erhöhtes Thromboserisiko – auch für gesunde Personen. Generell sollte auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eher leichte Kost geachtet werden, um den Blutfluss zu unterstützen. Alkohol ist zu meiden. Bei Fahrten im Auto oder Bus sind häufige Pausen anzuraten, die für kurze Bewegungsübungen genutzt werden sollten. In Flugzeug oder Bahn ist gelegentliches Aufstehen meist problemlos möglich. Sehr effektiv sind verschiedene Übungen wie etwa das Kreisen der Fußgelenke beziehungsweise Wippen der Füße, welche auch im Sitzen durchgeführt werden können. Auch das Tragen von Stützstrümpfen ist sehr hilfreich.
Je nach individuellem Thromboserisiko kann der Arzt auch eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin verordnen, die vom Patienten vor Reiseantritt selbst durchgeführt werden kann. Gefährdet sind insbesondere übergewichtige Personen, Raucher, Personen mit Krampfadern, Krebspatienten und Personen, die regelmäßig Hormonpräparate (zum Beispiel Pille) einnehmen.
Eine Reise ins Ausland sollte auch immer Anlass sein, seinen Impfstatus überprüfen zu lassen. Oft wird vergessen, dass auch die sogenannten „Kinderimpfungen“ Diphtherie, Tetanus, Polio und Pertussis im Erwachsenenalter alle 10 Jahre aufgefrischt werden müssen. In Österreich ist zusätzlich die regelmäßige Zeckenschutzimpfung anzuraten. Die Auffrischung erfolgt nach abgeschlossener Grundimmunisierung alle 5 Jahre, ab dem 60. Lebensjahr jedoch wieder alle 3 Jahre. Weiters ist selbstverständlich auf die jeweils empfohlenen Reiseimpfungen beziehungsweise etwaige Malariaprophylaxe zu achten.
Einige Arzneimittel sollten – unabhängig vom Reiseziel – nie im Gepäck fehlen: Allergiker benötigen unbedingt ein Notfallset für etwaige Zwischenfälle. Bei Reisen ins Ausland ist auch das Mitführen eines sterilen Reiseinjektionssets sowie eines Mittels zur Händedesinfektion empfehlenswert.
Je nach Reisedestination kann auch ein Schutz vor Insekten von großer Bedeutung sein. Produkte zur Abwehr von heimischen und tropischen Mücken können ebenso empfohlen werden wie Salben und Gels, die zur Linderung der Folgen eines Stiches beitragen. Betrachtet man neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dann ist besonders der Schutz vor Stichen gefragt: Forscher vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna haben nämlich eine Kreuzung zweier Hausmückenformen im Osten Österreichs nachgewiesen. Dieser Hybrid saugt – anders als die zwei bekannten Hausmückenformen – das Blut von Vögeln und Menschen. Somit ist es möglich, dass Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen werden. Rein äußerlich lässt sich die Kreuzung nicht von anderen Hausmücken unterscheiden.*
Neben der Reiseapotheke müssen natürlich auch die persönlichen Medikamente mit auf Reisen. Es sollte dabei der Bedarf für den ganzen Aufenthalt mitgenommen werden, da es – auch durch sprachliche Barrieren – oft sehr schwierig ist, das entsprechende Medikament im Ausland zu bekommen. Zu beachten ist dabei, dass Arzneimittel generell in der jeweiligen Originalverpackung samt Beipacktext mitgeführt werden sollten, um bei Zoll oder Sicherheitskontrollen keinen unnötigen Erklärungsbedarf zu haben. Hilfreich ist auch ein ärztliches Attest in deutscher und englischer Sprache. Dies ist vor allem für insulinpflichtige Diabetiker von Bedeutung, die Spritzen und Hilfsmittel zur Blutzuckerbestimmung im Handgepäck mitführen müssen.
Bei Reisen in wärmere Länder gilt es zu überprüfen, ob eine entsprechende Lagerung der mitgeführten Arzneimittel vor Ort möglich ist. Grundsätzlich sollte die Lagertemperatur für Arzneimittel 25° C nicht überschreiten. Beachten Sie, dass beispielsweise im Frachtraum von Flugzeugen sehr tiefe Temperaturen herrschen, an einem heißen Tag im Auto hingegen bis zu 70° C erreicht werden können. Insbesondere Kühlware wie beispielsweise Insulin sollte daher in geeigneten Behältern transportiert werden. Weiters sollte bereits vor Reiseantritt die entsprechende Lagerung am Urlaubsort sichergestellt sein. Auch Dosieraerosole sind nicht ganz unproblematisch: Bei höheren Temperaturen steigt im Inneren der Druck, was wiederum zu Schäden am Behälter führen kann. Empfindlich auf höhere Temperaturen reagieren weiters transdermale Pflaster (zum Beispiel Hormonpflaster, Schmerzpflaster). Die längerfristige Überschreitung der empfohlenen Lagertemperatur kann bei einigen Präparaten zu einer Umverteilung des Arzneistoffes in den einzelnen Schichten und in der Folge zu einer veränderten Wirkstoffabgabe führen. Ein weiteres Risiko stellt ein längerer Aufenthalt im Wasser sowie das Aufbringen des TTS auf sonnengeschädigte Haut dar.