Hypercholesterinämie: Werte senken, Risiken reduzieren

Bereits seit dem Jahr 1775 ist uns das Cholesterin bekannt. Damals fand ein deutscher Dissertant die Substanz in Gallensteinen. Detaillierte Forschungen gab es erst um die Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. In einer Habilitationsschrift „über Cholesterin“ aus dem Jahr 1903 wurden die wesentlichen chemischen Merkmale zusammengefasst. Cholesterin ist ein Strukturmolekül für Zellmembranen und darüber hinaus auch Ausgangsmolekül der Synthese von Steroidhormonen wie Vitamin D und Geschlechtshormonen.1

Ein Drittel sind Hyperresponder

Auf die Zufuhr von Cholesterin über die Nahrung reagieren Menschen sehr unterschiedlich. Ein Drittel der Bevölkerung zählt zu den Hyperrespondern. Bereits bei einer moderaten Cholesterinzufuhr reagieren sie mit einer Erhöhung der Werte. Ursache dafür sind Polymorphismen der Apoproteine A-IV, B, C-III und E sowie unterschiedlicher Enzyme. Rund zwei Drittel der Bevölkerung haben eine sensible Regulation des Cholesterinstoffwechsels und reagieren unempfindlich auf die exogene Zufuhr. Bei ihnen führt erst ein hoher Cholesteringehalt der Nahrung dazu, dass es zu einer Erhöhung der Werte im Serum kommt.2 Von Hypercholesterinämie spricht man bei Werten von ­> 20 mg/dl oder > 5,2 mmol/l.

Nicht jeder, der einen erhöhten Cholesterinspiegel hat, muss allerdings über die Stränge geschlagen haben. Ursache kann auch eine erbliche Stoffwechselstörung sein. Bei der familiären Hypercholesterinämie ist das Atheroskleroserisiko sehr hoch. Bereits in der Kindheit weist man auffällige Werte auf. Die Vererbung erfolgt kodominant, das Serumcholesterin ist sehr hoch. Bei der polygenen Hypercholesterinämie geht man von einem hohen Atheroskleroserisiko aus. Der Erbmodus ist polygen, hier sind also mehrere Gene beteiligt. Das Cholesterin im Serum ist hoch, allerdings nicht in dem Maße, wie es bei der familiären Hypercholesterinämie der Fall ist.1

Große Beobachtungsstudien wie die Framingham-Studie oder die Seven-Countries-Studie haben die Höhe des Gesamtcholesterinspiegels als wichtigen atherosklerotischen Risikofaktor eingestuft. Hypercholesterinämie zählt damit zu den primären Risikofaktoren. Ab einer Serumkonzen­tration von 200 mg/dl steigt das Risiko für koronarsklerotische Ereignisse linear an. Insbesondere der Höhe des LDL-Spiegels wird ein hohes Risikopotenzial zugesprochen. Problematisch ist die Kombination mit niedrigen HDL-Werten. Eine hohe Zufuhr von Transfetten wirkt sich auf die LDL-zu-HDL-Relation negativ aus, weil die LDL-Fraktion ansteigt, während das HDL sinkt. Vermutlich kommt es hier zu einem hemmenden Effekt der rezeptorvermittelten LDL-Endozytose sowie zu einer erhöhten Aktivität der Cholesteryo-Transferase. Eine Senkung des Cholesterinspiegels vermindert das Fortschreiten atherosklerotischer Veränderungen, und in einigen Fällen geht dies auch mit einer Regression von Plaques einher.2

In der Therapie kommen Statine und PCSK9-Inhibitoren zum Einsatz. Sollten Fertigpens verschrieben worden sein, kommt dem Apotheker eine wichtige Rolle in der Beratung zur richtigen Anwendung zu. Auch begleitende Ernährungstipps sind sinnvoll, wenngleich auf den beschränkten Effekt und die Langfristigkeit hingewiesen werden sollte. Große Bedeutung kommt neben dem Einsparen von cholesterinreichen Lebensmitteln wie fettem Fleisch, fettem Käse, Wurst und Meeresfrüchten den Ballaststoffen zu, die aktiv an der Senkung der Werte beteiligt sind.

 

Literatur:

1 Zyriax BC et al., Ernährungs Umschau

2 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016