Der neue Chef der Wiener Ärztekammer ist der alte: Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres wurde am 2. Mai 2017 in der Vollversammlung erneut für fünf weitere Jahre als Präsident der Ärztekammer für Wien gewählt. Damit hat er das Kunststück vollbracht, zum zweiten Mal eine Ärztekammerwahl nicht zu gewinnen und trotzdem als Sieger hervorzugehen. Ähnlich im Jahr 2012: Bei der Kammerwahl wurde er als (damals) roter Spitzenkandidat Zweiter hinter der VP-nahen Ärztevereinigung unter Dr. Johannes Steinhart. Dank seines Verhandlungsgeschicks wurde er dennoch bei der Vollversammlung zum Präsidenten gekürt. Herausforderer Steinhart hatte das Nachsehen – wie jetzt.
Bei der Wiener Ärztekammer-Wahl am 25. März 2017 kam Szekeres mit seiner Liste auf 17 Mandate und lag damit – wie schon bei der Kammerwahl 2012 – deutlich hinter der ÖVP-nahen Ärztevereinigung von Johannes Steinhart. Dieser schaffte zwar 26 Mandate, wurde vom Zweitplatzierten Szekeres nun aber erneut ausgebootet und von der Vollversammlung mit 49 von 90 Stimmen wiedergewählt. Szekeres, der mit seiner neuen Liste „Team Thomas Szekeres“ angetreten ist und den Mandatsstand seit den letzten Wahlen leicht ausbauen konnte, schaffte wieder eine breite Koalition. Damit bleibt ein angestellter Arzt Präsident der Ärztekammer für Wien.
Unterstützt wird Szekeres von den Fraktionen „Wahlgemeinschaft“, jener der Turnusärzte, „Kammerlight“, den Grünen Ärzten und der Liste Raunig. Zudem hat ihm ein weiterer Mandatar in der Vollversammlung seine Stimme gegeben.
Gesundheits- und standespolitisch möchte sich Szekeres auch in dieser Legislaturperiode als „Vertreter aller Wiener Ärztinnen und Ärzte“ wissen: „Nur eine geeinte Ärzteschaft mit einem gemeinsamen Auftritt nach außen wird die Gesundheitspolitik bewegen können.“ Als größte Herausforderung für die nächsten Jahre sieht Szekeres die Vernetzung von Spitals- und niedergelassenem Bereich sowie die Finanzierung und Bereitstellung der Gesundheitsversorgung der schnell wachsenden und älter werdenden Bevölkerung in Wien. „Wünschenswert wäre außerdem eine eine einheitliche Finanzierung zwischen niedergelassenem Bereich und Spitälern, um zu verhindern, dass die Patienten wie Ping Pong Bälle hin und her geschickt werden.“
Kommentar von Dr. Johannes Steinhart, Obmann der Wiener Kurie niedergelassene Ärzte, zum Wahlergebnis: „Es ist ein schlechter Tag für die Ärzteschaft. Die Wiener Ärztekammer ist tief gespalten. Thomas Szekeres hat eine Koalition der Verlierer begründet, um den Wahlsieger auszubremsen. Es gab von unserer Seite zahlreiche Gesprächsangebote an ihn, die er aber alle ausgeschlagen hat. Verantwortungsbewusstes Handeln schaut jedenfalls anders aus.“
Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger wiederum gratulierte Szekeres zu seiner Wiederwahl und unterstrich: „Ich gehe davon aus, dass die Zusammenarbeit mit Thomas Szekeres weiterhin gut funktionieren wird, so wie in den letzten Monaten, seit ich das Gesundheitsressort übernommen habe. Wir haben in den nächsten Monaten und Jahren viele Vorhaben im Gesundheitsbereich umzusetzen; die Ärztekammer ist dabei ein wichtiger Partner.“
Spannend wird die Wahl zum Präsidenten der ÖÄK Ende Juni, der in der konstituierenden Vollversammlung aus dem Kreis der Landespräsidenten und Kurienobleute gekürt wird.
Mit der Fortsetzung seiner Koalition in Wien hat sich Szekeres in jedem Fall auch für die Wahl des Präsidenten der Bundeskammer in eine mächtige Position gebracht.