600.000 bis 700.000 Menschen in Österreich leiden an Osteoporose. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO zählt die Krankheit zu den zehn häufigsten weltweit. Aufgrund der Altersentwicklung ist mit einer deutlichen Zunahme der Prävalenz zu rechnen. Die Osteoporose kann verschiedene Bereiche des Skeletts betreffen, verursacht jedoch im präklinischen Stadium meist keine Beschwerden. Im zeitlichen Verlauf kommt es zu Deformationen und Frakturen, wobei Frakturen des Oberschenkelhalses, der Wirbelkörper sowie der Ober- und Unterarme besonders häufig auftreten.1
Die maximale Knochenmasse erreicht im Verlauf des dritten Lebensjahrzehnts ihren Spitzenwert, ehe der Knochenabbau beginnt, die Neubildung zu übersteigen. Normalerweise beträgt der Verlust unter 1,5 % pro Jahr. Bei einem frühen Eintreten der Wechseljahre kann es bei Frauen allerdings zu Verlustraten von 3–5 % jährlich kommen. Von Osteoporose spricht man bei niedriger Knochenmasse und mikroarchitektonischer Verschlechterung des Knochengewebes gepaart mit einem Anstieg der Knochenfragilität und der Neigung zu Frakturen.2
Ätiologisch unterscheidet man die primäre Osteoporoseform, der eine metabolische Störung des Knochens zu Grunde liegt, von der sekundären Form, die auf anderen Grunderkrankungen beruht. Auch iatrogene Einflüsse können hier zum Tragen kommen. Die primäre Form wird nochmals unterteilt. Bei der Typ-I-Osteoporose sind es vorwiegend postmenopausale Änderungen des Hormonstoffwechsels, die den raschen Knochenschwund verursachen. Die Typ-II-Osteoporose hingegen entsteht durch altersbedingten Verlust von Knochenmasse. Sie betrifft beide Geschlechter. Wenn es zu einem quantitativen Verlust der Knochenmasse von über 10 % kommt, spricht man vom „fast loser“. Bei Frauen ist der Verlust in den ersten drei bis sechs Jahren nach der Menopause am größten. Zu den Risikofaktoren für Osteoporose zählen Untergewicht, Nikotinkonsum, rheumatoide Arthritis, Bewegungsmangel oder Immobilität, das Essverhalten, Diabetes mellitus Typ 1, eine Therapie mit Aromatasehemmern sowie TSH-Werte von < 0,3 mU/l.1
Im Knochen befinden sich 99 % des Gesamtkörperbestandes an Kalzium. Diesem Mengenelement kommt daher eine zentrale Bedeutung für die Knochengesundheit zu. Der „Beifahrer“ des Kalziums ist das Vitamin D, das für eine funktionierende Resorption im Darm sorgt.3 Es ist aber nicht nur der ungenügende Einbau von Kalzium in die Knochensubstanz aufgrund mangelnder Zufuhr oder geringer Vitamin-D-Aufnahme, der sich problematisch auswirkt. Auch der Vorgang des verstärkten Kalziumabbaus spielt eine wesentliche Rolle. Studien zeigen, dass ein hoher Proteinverzehr die Kalziumverluste über den Urin verstärkt. Auch ein hoher Salzgehalt, regelmäßiger Alkoholkonsum und Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts (Azidosen) bewirken eine höhere Ausscheidung. Hohe Aufnahmen von gesättigten Fetten wiederum können im Darm zur Entstehung von schwerlöslichen Kalkseifen führen. Dadurch geht eine beträchtliche Menge von Kalzium über den Stuhl verloren. Schwerlösliche Verbindungen mit Oxalat und Phytat sind nicht absorbierbar. Es gibt allerdings auch Stoffe, welche die Absorption fördern. Neben Vitamin D begünstigen auch Laktose und die Aminosäure Lysin die Kalziumaufnahme. Die Verbesserung der Verfügbarkeit durch Laktose ist durch eine erhöhte Permeabilität der Intestinalzelle bedingt.4
Gute Kalziumquellen aus der Nahrung sind Käsesorten wie Parmesan, Emmentaler, Gouda und Edamer, Mandeln, Haselnüsse, Milch, Topfen, Spinat, Brokkoli und Fenchel. Wer gänzlich auf Milchprodukte verzichtet, muss also die Kost sorgsam zusammenstellen, um auf die empfohlene Kalziummenge pro Tag zu kommen – sie beträgt für Personen ab 19 Jahren 1.000 mg. Es empfiehlt sich für Betroffene und auch für all jene, die zum Beispiel an Osteopenie leiden und einer Osteoporose vorbeugen möchten, die Kalziumzufuhr zu dokumentieren. Dafür stehen auch Rechner im Internet zur Verfügung.
Auch weitere Mikronährstoffe sind am Knochenstoffwechsel beteiligt. Hierzu zählen Vitamin C, Vitamin K, Magnesium, Phosphor, Zink und Mangan. Ein abschließender Tipp: Die Universität Sheffield stellt auf ihrer Website einen Risikorechner für Frakturen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um das von der WHO entwickelte FRAX® tool. Der Link lautet: https://www.shef.ac.uk/FRAX/tool.jsp
Literatur:
1 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016
2 Osteoporose-Leitlinie des Dachverbandes der deutschsprachigen wissenschaftlichen osteologischen Gesellschaften, Osteologie e. V., 2014
3 Dämon S, ernährung heute 2009
4 Elmadfa I et al., Ulmer Verlag 2004