Wir können bei Verdacht auf Hirnschäden und -blutungen, bei Lungenproblemen und anderen kritischen Situationen mithilfe fetaler Magnetresonanztomografien klare Diagnosen und damit die Entscheidungsgrundlage für weitere Schritte erstellen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Daniela Prayer, Abteilungsleiterin für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie. Sie untersucht im Wiener AKH rund zehn Schwangere pro Woche mittels MRT. „Im internationalen Vergleich ist das ein Spitzenwert. Die Abklärungsquote bei den meisten Zentren sind zwei bis fünf fetale MRT pro Woche. Damit machen wir in Österreich doppelt so viele Untersuchungen. Bei Auffälligkeiten kann schnell reagiert werden und durch die exzellente Infrastruktur, wie etwa im AKH, rasch Klarheit geschaffen werden“, so Prayer.
Bereits ab einem rund 24 cm großen Fötus (20. Schwangerschaftswoche) können durch MRT-Schnittbilder die Reife der Lunge und auch das Lungenvolumen festgestellt werden. Bei Frühgeburten, die durch einen spontanen Blasensprung ausgelöst werden, können so rechtzeitig für die Geburt die richtigen Lungenfunktionsgeräte für das Baby vorbereitet werden, durch die das Kind – trotz bestehender Lungenunreife – gute Überlebenschancen hat. Hier konnte das Wiener AKH bereits bei Frühchen ab der 22.Schwangerschaftswoche erhebliche Erfolge verbuchen.
Auch für die Diagnose und Vorbereitung von Operationen beim Ungeborenen liefern sie ganz wichtige Informationen. Wird zum Beispiel rechtzeitig durch Ultraschall und MRT eine Zwerchfellhernie festgestellt, können in speziellen internationalen Zentren Operationen beim Ungeborenen durchgeführt werden, die es dem Baby schlussendlich erlauben, mit ausreichend großen Lungen auf die Welt zu kommen und damit selbst atmen zu können.
Durch die fetale MRT können auch die Entwicklung des Gehirns untersucht und eventuelle Auffälligkeiten wie zum Beispiel vergrößerte Hirnventrikel und Gehirnblutungen frühzeitig abgeklärt werden. „Zukünftig soll sich der Einsatz von fetalen MRTs noch mehr auf die Darstellung der Gehirnfunktionen spezialisieren, um bei bestimmten Hirnschädigungen feststellen zu können, ob andere Hirnregionen des Fötus bestimmte Funktionen übernehmen können“, erklärt die Neuroradiologin.
Derzeit gibt es noch sehr wenige Ausbildungsplätze für Radiologen und Pränataldiagnostiker für den Einsatz von fetalen MRTs. Beim Weltkongress der internationalen Ultraschallgesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (International Society of Ultrasound in Obstetrics and Gynecology – ISUOG), der kürzlich in Wien stattgefunden hat, wurde erstmalig eine spezielle Ausbildung angeboten, um ein „Basic Zertifikat“ für fetale MRTs zu erlangen. „Das ist für uns ein wesentlicher Schritt, um international das Niveau der fetalen Kernspintomografie zu heben“, so Prayer.