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Medizinstudierende, Ärzte in Ausbildung und Jungärzte hatten am 23. Oktober auf der kostenlosen nextdoc MedKarriere in Graz wieder die Gelegenheit, den direkten Kontakt mit Medizinern, Kliniken und anderen Arbeitgebern herzustellen.
Redaktion: Sophie Niedenzu
Ob Allgemeinmedizin, Pneumologie, Neurologie, Pathologie, Psychotherapie, Anästhesie oder auch die Arbeit als Arzt im öffentlichen Dienst – das alles waren Themen, die auf der Karrieremesse behandelt wurden. Wie gestalte ich eine Bewerbung für die Basis- und Facharztausbildung? Wie lässt sich klinische Arbeit mit einer Forschungstätigkeit vereinen? Und wie ist eine akademische Karriere als Frau mit Klinik, Forschung und Familie möglich?
Maria Wendler ist Allgemeinmedizinerin mit Leib und Seele. Auf der nextdoc MedKarriere in Graz war sie eine von vielen, die aus ihrem Fach berichtet und über ihren persönlichen Werdegang erzählt haben. Kassenarzt, Schularzt, Arbeitsmediziner, Chef- oder Polizeiarzt – das sind nur ein paar Karriereoptionen in der Allgemeinmedizin. Der Vorteil als Hausarzt, so Wendler: man arbeite selbstständig und trotzdem im Team – mit einem Netzwerk, das von der mobilen Hauskrankenpflege über Sozialarbeiter bis hin zu Psychologen reiche. Wendler selbst möchte die Ausbildung im Zusatzfach Geriatrie abschließen, dann soll es endgültig in die Praxis gehen. Nebenher engagiert sie sich in der Jungen Allgemeinmedizin Österreich (JAMÖ).
In ihrem Vortrag präsentierte sie das breitgefächerte Arbeitsfeld eines Hausarztes – vom Bewegungsapparat über internistische Probleme bis hin zu gynäkologischen und geriatrischen Fragestellungen. Eine wichtige Aufgabe als Hausarzt ist etwa auch das Medikamentenmanagement, das Management der Polypharmazie, aber auch der unübersichtlichen Medikamentenlisten der Patienten. Nicht zu unterschätzen sei außerdem die Betreuung von Angehörigen, etwa von Demenzkranken. Warum Jungärzte gerade jetzt den Weg in die Allgemeinmedizin gehen sollten? „Weil das System gerade im Wandel ist und vieles umstrukturiert wird. Außerdem gehen in den nächsten Jahren viele in Pension. Jetzt ist die Chance noch da, viel von diesen Mentoren zu lernen“, sagte Wendler.
Zahlreiche Aussteller gaben Einblick in mögliche Karrierewege in der Medizin: Von Amtsarzt über die Arbeit in einem Rehabilitationszentrum bis hin zur Arbeit in Justizanstalten. „Es ist spannend, dass neben den Krankenhäusern auch noch andere Einrichtungen wie Pflege und Justiz hier sind. Das gibt ein wesentlich breiteres Bild für mich, was als Arzt alles möglich ist“, sagte etwa eine Besucherin. Neben zahlreichen Arbeitgebern aus dem Inland waren wieder einige aus dem Nachbarland Deutschland vertreten. Welche Klinik sucht welche Fachärzte? Die Schön Klinik Roseneck beispielsweise ist auf die Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen spezialisiert. “Psychische Erkrankungen rücken zunehmend in den gesellschaftlichen Fokus und die Behandlung wird von Seiten der Betroffenen immer mehr akzeptiert und gewünscht”, erzählte der Chefarzt Martin Greetfeld. Die Erkennungsrate für psychische Erkrankungen sei daher höher, in manchen Bereichen sei auch eine Verschiebung zu beobachten: “Bei Essstörungen rückt das Alter bei der Ersterkrankung nach vorne”, sagte Greetfeld.
Insgesamt ist in Deutschland der Bedarf nach jungen Ärzten noch größer als in Österreich. “In Deutschland haben die Chefärzte begonnen, Bewerbungsvideos zu machen, hier hat sich die Situation umgedreht: der Chefarzt bewirbt sich bei potentiellen Kandidaten”, sagte Peter Grill von der Ärztevermittlung. Er bietet angehenden Ärzten einen Bewerbungscheck an, um sie bestens auf die Karriere vorzubereiten. In seinem Vortrag ging er auf die wesentlichsten Punkte ein, die bei einer Bewerbung zu beachten sind.
Und wie sieht es nun mit der Bezahlung aus? Was diese Frage anging, fiel das Klinikum Passau mit der aufgestellten Gehaltstabelle bei der Karrieremesse auf: „Eine der häufigsten Fragen bei Messen war immer eine nach dem Verdienst. Das war der Anlass, warum wir beschlossen haben, das Gehalt transparent zu machen“, sagte Werner Fürst von der Personalabteilung des Klinikums Passau.