Kinsella JE et al., A single educational seminar increases confidence and decreases dropout from active surveillance 5 years following diagnosis – Abstract #65
Die EAU-Guidelines empfehlen Active Surveillance (AS) gegenüber einer radikalen Therapie für Männer mit Niedrigrisiko-Karzinom. Trotz der mit einer radikalen Therapie assoziierten Morbidität geht aus großen AS-Studienkohorten Europas und Nordamerikas eine hohe Drop-out-Rate innerhalb von 5 Jahren nach Diagnose hervor. Ist keine Krankheitsprogression evident, scheinen gemäß den Studien die treibenden Kräfte für das Drop-out ein Mangel an Unterstützung und Patientenedukation, verbunden mit der Angst der Krankheitsprogression zu sein. In einer prospektiven Vergleichsstudie wurde nun der Einfluss eines edukativen Gruppenseminars für Männer unter AS untersucht. Die Interventionsgruppe (n=135) erhielt ein experten-geführtes Seminar mit Informationen zu Bildgebung, Biopsien, historischen AS-Kohorten, Ernährungs- und Lebensstilberatung und wurde mit einer Standardgruppe (n=120) (Informationsquelle: spezialisierte Krankenschwestenr und AS-Informationsmaterial) verglichen.
Als Endpunkt wurde die Wirksamkeit der Patientenedukation auf die Drop-out-Rate bei Prostatakarzinom-Patienten unter AS definiert.
Das Ergebnis: das zusätzliche Seminar hatte eine signifikant geringere Drop-out-Rate zur Folge. Die Drop-out-Rate in der Gruppe mit Edukation betrug nach einem Jahr 11% und nach 5 Jahren 22%. Wurde kein diesbezügliches Seminar angeboten, betrug die Drop-out-Rate nach einem Jahr 25% und nach 5 Jahren 42%.
FAZIT: Ein Patientenedukationsseminar senkt erheblich die Drop-Out Rate der AS Patienten.
Preisser F et al., Impact of blood loss during radical prostatectomy on the functional outcome – Abstract #683
In vorliegender Studie wurde die Hypothese aufgestellt, dass der geschätzte Blutverlust während einer radikalen Prostatektomie (RPE) infolge eines lokalisierten Prostatakarzinoms das funktionelle Outcome der RPE nicht beeinflusst.
In die Studie wurden Patienten mit offener oder roboter-assistierter RPE-Patienten eingeschlossen. Es durfte sich nur um Patienten, bei denen eine bilaterale nerv-erhaltende Technik angewandt wurde, und Patienten ohne präoperative erektile Dysfunktion handeln. Potenz wurde definiert als ein präoperativer IIEF-Score ≥18, Kontinenz wurde definiert als der Gebrauch von 0 bis 1 Vorlage pro Tag. Der geschätzte Blutverlust wurde stratifiziert in≤500 vs. >500-1000 vs. ≥1.000ml für offene RPE-Fälle und ≤150 vs. >150-400 vs. ≥400ml für roboter-assistierte laparoskopisch durchgeführte RPE-Fälle (RALP).
Das Ergebnis: 6.272 Patienten erhielten zwischen 2008 und 2015 eine offene RPE, 2.817 Patienten zwischen 2011 und 2015 eine RALP.
Im Fall einer offenen RPE hatten 31,4% vs. 45,7% vs. 22,9% einen Blutverlust von ≤500 vs. >500-1000 vs. ≥1.000ml. Wurde eine RALP durchgeführt betrug bei 35,2% vs. 47,9% vs. 16,9% der Blutverlust ≤150 vs. >150-400 vs. ≥400ml. Die Potenzraten ein Jahr nach der RPE in den Kohorten mit niedrigem, mittlerem und hohem Blutverlust betrugen 53,6%, 51,8% und 37,5%. Multivariable Regressionsmodelle zur Vorhersage der Potenz ein Jahr nach der OP zeigten, dass Patienten in der Gruppe mit hohem Blutverlust eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für eine erektile Dysfunktion hatten. Ebenso zeigte sich, dass Patienten mit hohem Blutverlust ein signifikant höheres Risiko für eine kurz- bis mittelfristige Inkontinenz aufwiesen.
FAZIT: Ein Blutverlust von ≥1.000ml während offener RPE bzw. ein Blutverlust ≥400ml unter RALP zeigten sich prädiktiv für eine erektile Dysfunktion und Inkontinenz nach RPE. Allerdings, die Auswirkung eines hohen Blutverlusts auf die Kontinenz war temporär und nach einem Jahr nach offener RPE und nach 3 bis 6 Monaten nach RALP nicht mehr vorhanden.
Gabriele P et al., Factors affecting self-reported, long-term (1-2 yrs) urinary incontinence from post-prostatectomy RT – Abstract #1155
Gegenstand dieser multizentrischen Beobachtungsstudie war es, klinisch-dosimetrische Faktoren auf eine hochgradige Radiotherapie (RT)-induzierte Inkontinenz (ICIQ-SF-Score ≥13 Punkte) nach adjuvanter RT (n=87) und nach salvage (n=86) RT zu evaluieren.
Das Ergebnis: Nach 2 Jahre Follow-up (n=101) zeigte sich ein Trend zu einer höheren Frequenz an RT-induzierter Inkontinenz nach adjuvanter RT (p=0,07). In der multivariaten Analyse erwiesen sich Baseline ICIQ-SF-Score, ADT und Bestrahlungsdosis als unabhängige prädiktive Faktoren für eine schwere RT-induzierte Inkontinenz.
FAZIT: Besonders bei Patienten, die eine adjuvante RT nach radikaler Prostatektomie erhalten, gelten der Baseline Inkontinenz, ADT und eine höhere Bestrahlungsdosis als prädiktive Faktoren für eine schwere RT-induzierte Inkontinenz.
Poulsen MH et al., Does treatment of the primary tumor in oligometastatic prostate cancer matter? – Abstract #1157
Der Effekt einer kurativen Therapie bei oligometastasierten Prostatakarzinompatienten ist noch ungeklärt. Inzwischen werden aufgrund von verbesserter Bildgebung mehr Patienten in diesem Stadium diagnostiziert. In vorliegender Studie werden die Ergebnisse eines Langzeit-Follow-Ups von hormonnaiven oligometastasierten Prostatakarzinompatienten mit und ohne kurativ intendierter Therapie des Primärtumors präsentiert.
Bei 210 Patienten, die für eine kurative primäre Therapie geplant waren, wurde ein geblindetes 18F-Cholin-PET/CT durchgeführt. Nach Entblindung wurden 18 Patienten als oligometastatisch klassifiziert. Von diesen 18 Patienten erhielten 12 eine kurativ intendierte Radiotherapie oder radikale Prostatektomie, 6 erhielten infolge von Lymphknoten-Metastasen eine lebenslange ADT. Das mediane Follow-Up betrug 8 Jahre.
Das Ergebnis: Während des Follow-Ups hatten von den 12 kurativ-therapierten Patienten 3 Patienten ein biochemisches Rezidiv, 1 Patient wurde kastrationsresistent, keiner verstarb an der Erkrankung. Im Gegensatz dazu, alle 6 oligometastasierten Patienten unter ADT wurden kastrationsresistent, 3 Patienten verstarben am Protatakarzinom. Die Unterschiede 0/12 versus 3/6 Todesfälle und 1/12 versus 6/6, die eine Kastrationsresistenz entwickelten, waren statistisch signifikant.
Fazit: Gemäß dieser Daten könnte eine kurativ intendierte Therapie des Primärtumors beim oligometastasierten Prostatakarzinom eine Rolle spielen.