Heinzelmann J et al., 4-miRNA score predicts the individual metastatic risk of renal cell carcinoma patients – Poster #42
Das klarzellige Nierenzellkarzinom (ccRCC) ist mit 75% der häufigste Subtyp des Nierenzellkarzinoms. Die Metastasierung stellt den wichtigsten prognoselimitierenden Faktor dar. Um das individuelle Metastasierungsrisiko bestimmen zu können, sind bislang keine hinreichenden klinischen und histopathologischen Parameter vorhanden.Der miRNA wird eine wichtige Rolle bei der Tumorentstehung, dem -progress und für die Metastasierung zugesprochen. Es wurden miRNAs identifiziert, die für das primäre ccRCC mit hohem Metastasierungsrisiko charakteristisch sind. In einer Studie aus Deutschland wurde nun untersucht, ob verschiedene in Proben von primär operierten Patienten exprimierte miRNAs das individuelle Metastasierungsrisiko von ccRCC-Patienten vorhersagen können.
Material und Methode: Es wurden Formalin-fixierte Paraffin-eingebettete (FFPE)-Gewebeproben von 57 metastasierten und 51 nicht-metastasierten ccRCC (zwischen 2000 und 2013 in 2 deutschen Zentren) gesammelt und von 14miRNAs Expressionsanalysen erstellt. In einer kleinen Testkohorte (n=20 ccRCCs und 10 gesunde Gewebeproben) wurden die besten Diskriminatoren für metastasiertes und nicht-metastasiertes RCC selektiert und in der Folge ein 4mirRNA (miR-30a-3p, miR-30c-5p, miR-139-5p, miR-144) -Score etabliert.
Ergebnis: Gemäß Validierungsstudie war der 4miRNA-Score als Prädiktor für metastasenfreies und Gesamtüberleben klinisch-pathologischen Parametern (T-Kategorie, Grading, N-Status) überlegen. Der 4miRNA-Score kann laut Studienautoren die Patientenselektion für eine risiko-stratifizierte Nachbeobachtung und/oder adjuvante Therapiestudie unterstützen.
FAZIT: 4miRNA könnte in Zukunft ein valider Prädiktor für die risiko-stratifizierte Nachbeobachtung werden. Das hieße, bei positivem miRNA-Score und damit assoziiertem hohem Risiko für Metastasierung bzw. höherer Mortalität, würde dementsprechend der Therapieplan postoperativ adaptiert werden (ggf. Radiotherapie, adjuvante Therapie etc.)
Tanabalan C et al., Routine renal mass biopsy in diagnosis of renal cancer – Abstract #301
Die Biopsie kleiner Raumforderungen in der Niere (renal mass biopsy, RMB) ist in der Diagnose des Nierenzellkarzinoms kein Standard. In dieser britischen Studie wurden anhand von 596 Nierentumorbiopsien in 556 Patienten die Wertigkeit sowie die Sicherheit der Nierentumorbiopsie als Teil des Standarddiagnosepfads untersucht.
Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit für eine positive Biopsie stieg wie erwartet mit der Tumorgröße an. Die Komplikationsrate war wie erwartet mit “gering” (2,5%) angegeben (z.B. sichtbare Hämaturie, perirenale Hämatome, persistierender Flankenschmerz). Nur 1 Patient benötigte eine perkutane Embolisation.Bei 26% der Patienten wurde die Therapiestrategie nach der Biopsie geändert. Die Studienautoren empfehlen eine Routine-RMB bei kleinen Raumforderungen der Niere.
FAZIT: Die Nierenbiopsie ist eine komplikationsarme Methode zur Diagnosesicherung bei Nierenraumforderungen. Die Patienten mit kleinen Rauforderungen der Niere haben den größten Benefit bei Anwendung dieser Methode.
Bindayi A et al., Comparative analysis of outcomes of papillary type 1 and type 2 and clear cell renal cell carcinoma: A multi-institutional study – Abstract #308
Das papilläre Nierenzellkarzinom (pRCC) gilt im Vergleich zum klarzelligen Nierenzellkarzinom bislang als Niedrig-Risiko-Karzinom, assoziiert mit höherem karzinomspezifischem Überleben. Der Einfluss der histopathologischen Subtypen beim papillären Nierenzellkarzinom auf das Outcome wird kontroversiell diskutiert. In einer Vergleichsanalyse wurde nun der Einfluss von histopathologischen Subtypen (pRCC Typ I; n=469, pRCC Typ II; n=473) und des klarzelligen RCC (ccRCC; n=5.335) auf das Gesamtüberleben (primärer Endpunkt) untersucht. (Anmerkung: Generell tritt ein pRCC Typ I häufiger auf als ein pRCC Typ II)
Das Ergebnis: Die multiinstitutionelle, retrospektive Studie zeigte, dass die Gesamtüberlebensraten nach 5 Jahren bei Patienten mit pRCC Typ I, II und ccRCC 82%, 74% and 76% und nach 10 Jahren 72,5%, 48%, 60,3% betrugen (p = 0,001). Die karzinomspezifischen Überlebenraten (sekundärer Endpunkt) bei Patienten mit pRCC Type I, II und ccRCC betrugen 98%, 90,6% und 86.6% nach 5 Jahren und 97,5%, 78,3% und 79,5% nach 10 Jahren (p < 0.001).
FAZIT: Patienten mit papillärem Typ II-Karzinom haben ein höheres Risiko, das onkologische Outcome ist mit ccRCC vergleichbar.
Cocci A et al., Evaluation of different biomarkers for the early detection of acute kidney injury following elective nephron-sparing surgery: Preliminary results in a prospective cohort study – Abstract #520
Eine akute Nierenschädigung (Acute kidney injury (AKI)) als Folge einer nierenzellkarzinom-bedingten Nierenteilresektion ist derzeitiger Gegenstand vieler Studien. Gesucht werden neue Biomarker für eine AKI. Urine tissue inhibitor of metalloproteinase 2 (TIMP-2) und insulin-like growth factor binding protein 7 (IGFBP7) wurden als neue, vielversprechende Marker besonders unter der Lupe genommen. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass beide Biomarker in der Diagnose und Beschreibung des AKI-Ausmaßes sensitiver als Serum-Kreatinin sind. Deren Rolle bei einer Nierenteilresektion ist bislang unbekannt. In der vorliegenden retrospektiven Kohortenstudie wurden nun vorläufige Ergebnisse präsentiert. Welche Rolle spielen die Markerkonzentration [TIMP-2]x[IGFBP7], die Serumkonzentration von Cystatin C (sCysC) und eine Proteinurie für die Vorhersage einer frühen AKI-Entwicklung?
Die Markerkonzentration [TIMP-2]x[IGFBP7] wurde mittels In-Vitro-Diagnoseinstrument (NephroCheck™) beurteilt. Der NEPHROCHECKTM-Test ermöglicht die quantitative Bestimmung der Proteine TIMP-2 und IGFBP7. Ein NephroCheck-Wert von >0,3 wurde als cut-off für ein mäßiges Risiko, ein Wert von >2,0 für ein hohes AKI-Risiko zwischen 4 und 12 Stunden angenommen.
Das Ergebnis: Bei 16 Patienten war der NephroCheck-Wert postoperativ >0,3; davon bei 11 Patienten 4 Stunden und bei 5 Patienten 12 Stunden postoperativ. Bei 3 Patienten lag der NephroCheck-Wert 4 Stunden postoperativ bei >0,2. Bei AKI-Patienten war die Protein-Kreatinin-Ratio (normal: <0,2) signifikant erhöht (0,92).
FAZIT: 4 Stunden postoperativ konnte diese Methode eine AKI nachweisen und somit zusätzliche Informationen für Nierenfunktionsverlust und Nierenfunktions-Rehabilitation nach dem Eingriff gewinnen. Können die Ergebnisse bestätigt werden, könnte diese Methode in der klinischen Routine Einsatz finden.
CapitanioU et al., Surgically-induced hypertension and cardiovascular morbidity following treatment for localized kidney cancer: The impact of nephrons loss – Abstract #650
Frühere Studien zeigten bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse einen Vorteil für Patienten mit nierenerhaltender Chirurgie (nephron-sparing surgery; NSS) verglichen mit Patienten nach radikale Nephrektomie (RN). In vorliegender prospektiver Studie wurde der Effekt einer NSS auf zwei definierte kardiovaskuläre Kategorien: chirurgisch-induzierte Hypertension (Surgically-induced hypertension; SIH) und schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (Major cardiovascular events; MCE) untersucht.
Das Ergebnis: Insgesamt wurden 2.056 Nierenzellkarzinom-Patienten (cT1-2) zwischen 1987 und 2017 einer NSS oder einer RN unterzogen. Nach einem medianem Follow-Up von 51 Monaten, zeigten sich 5-Jahres SIH- und MCE-Raten von 2,5% und 10% nach NSS und 3,1% und 7,4% nach RN. In der multivariaten Analyse war eine RN mit einem höheren SIH-Risiko assoziiert (HR 2,06; 95% CI 1,12-3,79; p=0,02). Die Zeit bis zu einer SIH war kürzer als bis zu einer MCE (median 18 Monate vs. 37 Monate; p=0,01)
FAZIT: Eine chirurgisch-induzierte Hypertonie stellt eine frühe postoperative Folge dar, unabhängig von der Art des Eingriffs. Eine NSS scheint einen unabhängigen protektiven Effekt auf eine chirurgisch-induzierte Hypertonie, nicht aber auf schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse, zu haben.
Ouzaid I et al., Arteriel selective embolization versus robotic partial nephrectomy in the treatment of renal angiomyolipomas – Abstract #657
Die optimale Behandlung des Angiomyolipoms wird kontrovers diskutiert. Die zwei häufigsten Therapieoptionen stellen die roboter-assistierte/konventionelle laparoskopische Nierenteilresektion (PN) und die selektive Arterienembolisation (SAE) dar. In vorliegender retrospektiver Studie wurden nun die beiden Optionen verglichen.
Das Ergebnis: 191 Patienten erhielten eine PN, 51 Patienten eine SAE. Als primärer Endpunkt wurde der therapeutische Erfolg, dadurch definiert, dass kein Zweiteingriff notwendig war. Sekundäre Endpunkte stellten postoperative Komplikationen und der Erhalt der Nierenfunktion (eGFR-Verlust) dar. Bei der PN-Gruppe zeigten sich ein größerer Blutverlust und eine längere Krankenhausaufenthaltsdauer. Die Zahl der Re-Interventionen war in der SAE-Gruppe signifikant höher (41,6% vs. 4,7%; p<0,0001), während der Nierenfunktionsverlust zwischen beiden Patientengruppen vergleichbar war.
Anmerkung: An der Universitätsklinik für Urologie, AKH Wien, ist die Nierenteilresektion als Standard etabliert.
ZhouB et al., The effect of onset age and involved organs on overall survival in Von Hippel-Lindau disease – Abstract #908
Das Von-Hippel-Lindau(VHL)-Syndrom wird autosomal dominant vererbt und kann verschiedene Organe betreffen. In einer retrospektiven Studie aus China wurde die Auswirkung des Erkrankungsalters und der Zahl der involvierten Organe auf das Überleben chinesischer Von-Hippel-Lindau-Patienten analysiert. Eingeschlossen wurden 299 Patienten von 126 Familien.
Das Ergebnis: Mittels Log-rank Test und univariater Cox Regressions-Analyse konnten die frühe Manifestation (≤30 Jahre, p=0,0176) und die Beteiligung des Zentralen Nervensystems (Hämangioblastom, p=0,01) als unabhängige Risikofaktoren für das Gesamtüberleben identifiziert werden. Das Vorliegen eines Nierenzellkarzinoms oder das Geschlecht wurden nicht als Risikofaktoren für das Gesamtüberleben identifiziert.
FAZIT: Die Informationen über eine Beteiligung des ZNS sind hinsichtlich der Therapie und Prognose essenziell.
Antonelli A et al., Baseline and post-operative renal function are related to cancer-specific mortality in renal cell carcinoma: Retrospective analysis of a multicentre dataset of 3,500 cases – Abstract #1033
Populationsstudien legen eine Beziehung zwischen Nierenfunktion und tumorspezifischem Überleben (CSS) nahe. In einer retrospektiven Analyse (Multicenter-Daten mit 3.500 RCC-Fällen) wurde untersucht, ob die Nierenfunktion mit dem CSS bei Nierenzellkarzinom-Patienten in Zusammenhang steht.
3.457 Nierenzellkarzinom-Patienten (cT1/2) wurden zwischen 1990 und 2015 in 5 italienischen akademischen Institutionen operiert. Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate zur Baseline (eGFR-B) und bei letzter Kontrolle (eGFR-L) (zumindest 12 Monate) wurden mittels vereinfachter Formel 4 der MDRD-Formelserie kalkuliert. Primärer Endpunkt war das CSS.
Das Ergebnis: Eine e-GFR-B von <80ml/min vor dem Eingriff und eine eGFR-L von < 60ml/min war mit einem schlechteren CSS bei Nierenzellkarzinom-Patienten assoziiert.
Kommentar Univ.-Prof. Dr. S. F. Shariat: Es handelt sich um eine populationsbasierte Studie. Studiendesign und –statistik werfen Fragen auf. Die Nierenfunktion ist als ein Faktor des Gesamtgesundheitszustandes zu verstehen.