Wenn in den mitteleuropäischen Breiten das nasskalte, nebelige Herbstwetter Einzug gehalten hat, ist die beste Zeit für eine Fernreise gekommen und lässt so manchen in die Wärme entfliehen. Doch gerade bei Trips nach Afrika, Lateinamerika, (Südost-)Asien ist an die Mitnahme geeigneter Durchfallmedikamente zu denken, damit die Freizeitpläne nicht von „Montezumas Rache“ durchkreuzt werden.
Reisediarrhö betrifft 20–60 % aller Reisenden aus industrialisierten Ländern, ist meist selbstlimitierend und resultiert fast immer als Folge des Genusses verdorbener Lebensmittel beziehungsweise mangelhafter Trinkwasserhygiene und der damit verbundenen Aufnahme von Keimen.
Die häufigsten Auslöser dieser Durchfallerkrankung sind enterotoxinproduzierende Stämme von Escherichia-coli-Bakterien, wobei auch andere Keime, wie beispielsweise Campylobacter, Shigella spp. oder Salmonella spp., als Verursacher in Frage kommen.
Bereits wenige Stunden bis Tage nach erfolgter Infektion machen sich die charakteristischen Anzeichen des Durchfalls (welcher durch mehr als 3 Stuhlgänge pro Tag von breiiger oder wässriger Konsistenz definiert ist) und eventuelle Begleiterscheinungen wie krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, blutiger beziehungsweise schleimiger Stuhl, Schüttelfrost und Fieber bemerkbar.
Bei einer akuten Durchfallerkrankung gilt es als Erstmaßnahme, einer Dehydratation vorzubeugen, indem auf genügende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr geachtet wird. Präparate zu Herstellung einer Rehydrierungslösung gehören daher unbedingt in jede Reiseapotheke. Die Lösung kann auch selbst hergestellt werden und setzt, sich wie in Tabelle 1 dargestellt, folgendermaßen zusammen:
Praktisch bedeutet diese Komposition 20 g Glucose, 2,5 g Natriumbicarbonat, 3,5 g Natriumchlorid sowie 1,5 g Kaliumchlorid. Sind die genannten Bestandteile am Urlaubsort nicht verfügbar, so kann ein Getränk aus den in Tabelle 2 angeführten Zutaten ersatzweise gemischt werden:
Zur nichtantibiotischen Therapie der ungeliebten Urlaubsbekanntschaft zählen unterschiedlichste Probiotika, die als Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Nahrungsmittel verfügbar sind und für eine Wiederbesiedlung der kranken Darmflora sorgen. Es kommt zur Reduktion der Stuhlfrequenz und einer Verkürzung der Erkrankungsdauer, wie kontrollierte Studien belegen.
Die weitere medikamentöse Behandlung kann mit Aktivkohle, die aufgrund ihrer großen Oberfläche ein hohes Bindungsvermögen für Viren, Bakterien und andere Giftstoffe aufweist, erfolgen.
Medizinische Kohle wird zusammen mit den absorbierten Schadstoffen auf natürlichem Weg ausgeschieden.
Gerbstoffe, wie sie in getrockneten Heidelbeeren oder Schwarztee vorkommen, können durch eine Hemmung der Elektrolyt- und Flüssigkeitssekretion in das Darmlumen, durch einer spezifischen Wechselwirkung mit bakteriellen Diarrhötoxinen oder durch eine Kontraktionshemmung der glatten Kolonmuskulatur antisekretorisch sowie antiperistaltisch wirken. Gute Wirkungen erzielt man auch mit dem künstlich hergestellten Tanninum albuminatum.
Pektine absorbieren Toxine und regulieren mit ihrer Wasserbindungs- und Quellfähigkeit die Peristaltik. Aufgrund der ausgeprägten Kriecheigenschaften bildet Pektin einen Schutzfilm auf der irritierten Darmschleimhaut.
Bei schweren Durchfällen ist es notwendig, die abnorm verkürzte Darmpassagezeit zu normalisieren und dadurch den Elektrolyt- und Wasserverlust zu vermindern. Dafür wird das peripher angreifende Opioid Loperamid als Motilitätshemmer eingesetzt. Achtung: Die auslösenden Keime können durch diese Therapie länger im Darm verweilen und somit zusätzliche Probleme bereiten, weshalb sie nur zum kurzfristigen Einsatz im Notfall dienen!
Bei länger andauerndem sowie von hohem Fieber begleitetem Durchfall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Falls diese Möglichkeit in abgelegenen Urlaubsgebieten nicht besteht, so kann in Ausnahmefällen auch eine antibiotische Eigentherapie erfolgen, die im Vorhinein mit einem Mediziner besprochen werden soll, der das Antibiotikum (meist Doxycyclin, Azithromycin oder verschiedene Gyrasehemmer) zur Mitnahme verordnet.
Damit „Montezumas Rache“ eventuell verhindert werden kann, ist es natürlich ratsam, hygienische Grundregeln wie regelmäßiges Händewaschen, besonders vor den Mahlzeiten, und den Slogan „Boil it, cook it, peel it or forget it“ zu beherzigen.