Die Jahrestagung der European Society of Medical Oncology (ESMO) gilt als größter europäischer Kongress für medizinische Onkologie und Pflege. Knapp 28.000 Fachpersonen aus aller Welt wurden im Herbst in Barcelona willkommen geheißen, um sich zu aktuellen Entwicklungen und Themen auszutauschen. Das Programm der EONS12 (European Oncology Nursing Society, EONS) wurde unter dem übersetzten Titel „Onkologische Pflege – Transfer von Wissenschaft in klinische Praxis und Sicherheit“ von EONS-Präsident Dr. Andreas Charalambous und dem wissenschaftlichen Komitee der EONS zusammengestellt. Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Verleihung von Preisen zu Forschung, und dem wertschätzenden Lifetime- Achievement-Award, der dieses Jahr an Elisabeth Patiraki (Athen, Griechenland) für ihre Arbeit in der onkologischen Pflege verliehen wurde. Die ESMO, vertreten durch Präsident Josep Tabernero, begrüßte auch in diesem Jahr die enge Kooperation der beiden Gesellschaften bei der Abhaltung dieser Kongressveranstaltung.
Ein fantastischer Start in das dreitägige Pflegeprogramm gelang Maria Teresa Moreno-Casbas (Madrid, Spanien) mit einem Vortrag über den Stellenwert von onkologischer Pflegeforschung um die Differenz zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und klinischer Praxis auszugleichen. Sie betonte dabei vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen ForscherInnen und Kolleginnen und Kollegen in der täglichen Praxis. Nur durch gemeinsame Projekte können sich Praxis und Wissenschaft auf Augenhöhe begegnen und die Entwicklung der onkologischen Pflege in die Realität umsetzen.
Die Relevanz von Leadership, wenn es um die Umsetzung von Forschungsergebnissen in der Pflegepraxis geht, wurde von Hester Vermeulen (Nijmegen, Niederlande) hervorgehoben. Leadership zählt zu den Kompetenzen einer Cancer- Nurse, die selbst eine wesentliche Rolle in Forschung und Praxis einnimmt.
Ein Highlight des Kongresses bildete die Vorstellung einer Studie von Amanda Drury (Dublin, Irland), in der es um die Lebensqualität von Menschen mit Kolonkarzinom in der Zeit nach Therapieabschluss ging. Im Durchschnitt berichten die ehemals Betroffenen von einer guten Lebensqualität (EuroQol). Dennoch geben die befragten Personen (n = 304) zwischen 6 und 60 Monaten nach Therapieende ein negatives Körperbild (74 %), sexuelle Dysfunktion (66 %) und Cancer-related-Fatigue (64 %) an. Diese Erkenntnisse tragen wesentlich zur Entwicklung von Nachsorgeprogrammen in den Ländern Europas bei. Amanda Drury selbst ist Leiterin der Gruppe von Young-Cancer- Nurses der EONS und trägt durch die Durchführung der Studie zur Akzeptanz von Forschung in der jüngeren Generation von Pflegenden in der Onkologie bei.
Neben den Themenbereichen Leben mit und nach einer Krebserkrankung wurden aktuelle Therapieentwicklungen, wie beispielsweise die CAR-T-Zell-Therapie, diskutiert. Martina Spalt (Wien, Österreich) sprach in diesem Zusammenhang über die Wichtigkeit von multiprofessioneller Kommunikation bei der Durchführung der Therapie.