Auf den epidemischen Peak drücken – durch Intelligenz

Seit 28. Februar sollen österreichweit Personen mit Infektionsverdacht die zentrale Rufnummer des Gesundheitstelefons 1450 anrufen und nicht mehr eigenständig Ordinationen oder Spitalsambulanzen aufsuchen.
In einer Pressekonferenz am 28. Februar präsentierten der Präsident der Ärztekammer Wien, Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, und Vizepräsident MR Dr. Johannes Steinhart gemeinsam mit dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und dem Medizinischen Direktor des Krankenanstaltenverbundes Wien, Dr. Michael Binder, sowie Dr. Andreas Krauter (ÖGK) die raschest gefundene neue Lösung für Wien. Der Ärztefunkdienst wurde in einen 24/7-Dienst umgewandelt und übernimmt mit einem „Mobile Home Sampling Team“ die Erstdiagnose und die Erstbetreuung sowie alle weiteren nötigen Hausbesuche von Corona-Verdachtsfällen in Wien. 200 Ärzte meldeten sich freiwillig für die Hausbesuchsdienste. Szekeres bedankte sich explizit bei allen Ärztinnen und Ärzten, die diese Dienste neben ihren Tätigkeiten in Ordinationen oder Spitälern übernehmen, sowie bei allen Beteiligten seitens der Stadt Wien, des KAV und der ÖGK. Gemeinsam habe man es geschafft, innerhalb kürzester Zeit diesen Notfallplan zu organisieren.

2. Phase: Ausbreitung rasch unterbinden

Die gesundheitspolitischen Reaktionen auf die Entwicklung einer Pandemie durchlaufen mehrere Phasen. Die erste Phase, in der es darum gehe, potenziell infizierte Personen zu identifizieren, wechsle nun mit der zweiten Phase, in der es darum gehe, eine Ausbreitung kleinräumig so rasch wie möglich zu unterbinden, wie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker erläuterte. Das bedeute, dass die einzelnen Organisationseinheiten ihre Aufgabe verändern müssten. Die Spezialabteilungen, die bis vor kurzem noch Patienten zur Isolierung übernehmen konnten, müssen nun darauf vorbereitet werden, auf jene schätzungsweise 3–4 % kritisch Erkrankten, mit denen – chinesischen Studiendaten entsprechend – zu rechnen sei, zu fokussieren. Die Versorgung der Leichterkrankten und jener, die im Abwarten eines Virustestergebnisses sind, muss in häuslicher Absonderung erfolgen.

Mit dieser Strategie könne der Knotenpunkt Wartezimmer, egal ob in einer Ordination oder in einer Ambulanz, von potenziell Infizierten freigehalten werden, um dort keine Verbreitung zu ermöglichen, so Johannes Steinhart.

Wenig „Verkehr“ von Erkrankten

In Zeiten der Gefahr einer Epidemie sei es wichtig, möglichst wenig Verkehr von Infektionsträgern in einer Region/in einer Stadt hervorzurufen, erläutert KAV-Direktor Michael Binder. Auch er würdigte die „wirklich beispielhafte Kooperation“ in der häuslichen Absonderung von Verdachtsfällen und Leichterkrankten. „Dadurch gelingt es erstens den möglichen Infektionsdruck in dieser Stadt zu senken. Zweitens bleiben die Krankenhäuser gerüstet, um schwer erkrankte Personen effizient behandeln zu können.“

 

 

Derzeit gebe es keine effiziente Mensch-zu-Mensch-Übertagung in Österreich, aber man sei vorbereitet. (Anmerkung: Status bei Drucklegung: 2. 3. 2020).