Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger: Ich möchte mit dem kurzfristigen Ziel beginnen. Um die ÖGU zukunftsfit zu machen, wurde 2019 ja die „Task Force Zukunftswerkstatt ÖGU 2025“ ins Leben gerufen, und die Resultate im Zuge der ÖGU-Jahrestagung wurden präsentiert und diskutiert. Um ein paar Punkte zu nennen: Statutenänderungen, Einführung eines Ausbildungslogbuches, Erweiterung des ÖGU-Vorstandes durch Assistenzärzte, Schaffung einer Online- Bibliothek für alle ÖGU-Mitglieder, Optimierung der Ausbildungskommission, regelmäßige fachliche Updates der Arbeitskreise auf der Homepage. Diese Anregungen gilt es nun sinnvoll umzusetzen. Es wurde bereits umgesetzt, dass nun mit Frau Dr. Judith Stangl-Kremser und Dr. Maximilian Pallauf zwei Assistenzärzte im Vorstand der ÖGU vertreten sind. Mein persönliches Ziel ist es, Ansprechpartner für alle Anliegen der ÖGU-Mitglieder zu sein und diese im Rahmen meiner Möglichkeiten zu unterstützen.
Meinen Schwerpunkt als ÖGU-Präsident sehe ich in der Vertretung unseres Faches nach außen. Wir müssen uns immer wieder positionieren, damit nicht Leistungen der Urologie, die ein sehr breites Fach darstellt, von anderen Fachgebieten wie der Onkologie oder Gynäkologie bzw. die Kinderurologie von Chirurgen übernommen werden. Das ist eine Herausforderung, die insbesondere den Osten Österreichs betrifft. An vorderster Stelle stehen somit die dahingehend fokussierte Ausbildung und die Förderung von Fortbildungen.
Herausforderungen für die Urologie oder besser gesagt für das Gesundheitssystem sehe ich im demografischen Wandel, der Anwendung neuer Technologien und der Zentralisierung von Angeboten. Meines Erachtens wird die Zentralisierung von Angeboten in spezialisierten Einrichtungen ein notwendiger, wenn auch unpopulärer Schritt sein; die Erfahrung wächst aber bekanntlich mit der Fallzahl. Als weitere Herausforderung möchte ich das Thema des urologischen Nachwuchses aufgreifen. Während wir im Westen ein Nachwuchsproblem bei Assistenzärzten haben, mangelt es in Spitälern im Osten an Fachärzten. Auch das Ärztezeitgesetz macht uns zu schaffen. Bei uns hat es dazu geführt, dass wir Assistenzärzte einstellen mussten, damit wir Nachtdienste gesetzeskonform besetzen können. Das hat Konsequenzen: Wenn die Anzahl von Patienten/Operationen gleich bleibt, die Anwesenheit der Assistenzärzte sinkt, heißt das, dass der Kontakt mit Patienten/Erkrankungsbildern sinkt.
Sehr direkt; Assistenzärzte werden gefragt, ob sie sich für eine Tätigkeit an der Klinik oder für die Praxis interessieren. Je nach individueller Interessenslage wird die Ausbildung fokussiert, auch wenn das nicht immer einfach ist.
Ja, ich kann das nur absolut begrüßen. Junge Kollegen bringen eine andere Denkweise ein, und das ist für alle befruchtend.
Es braucht eine Nachwuchs-Initiative, eine Aus- und Fortbildungsoffensive, die Entlastung der Ärzte und Ärztinnen durch Cancer Nurses und Dokumentationsassistenten, ein öffentliches Commitment zu klinischen Studien sowie einen Ausbau der Netzwerkstruktur und der Digitalisierung der Medizin. Die politischen Entscheidungsträger sind eingeladen, mit allen Stakeholdern des Gesundheitssystems in Dialog zu treten und die auf dem Tisch liegenden Probleme rasch und konstruktiv zu lösen.
Gut ist’s gegangen, viel ist geschehen! Lieber Steffen (Krause: amtierender Vize-Präsident der ÖGU; Anm. der Redaktion), ich übergebe dir eine gut funktionierende ÖGU.
Danke für das Gespräch!