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Keynote-177-Studie: molekulare Marker für Immuntherapie, prospektiv evaluiert
Mit der Keynote-177-Studie liegen erstmals prospektive Daten zur Immuntherapie beim mikrosatelliteninstabilen Kolorektalkarzinom (MSI-h/dMMR) vor. 307 Patienten wurden randomisiert in Pembrolizumab vs. eine individuelle Standardtherapie nach Wahl der Prüfärzte. Koprimäre Studienendpunkte waren das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben. Letzteres wurde In der Plenarsitzung präsentiert und zeigte einen hochsignifikanten Vorteil für den PD1-Checkpointinhibitor als Monotherapie mit einem medianen PFS von 16,5 vs. 8,2 Monaten (HR 0,6; p=0,0002) bei insgesamt höheren Ansprechraten. Eindrucksvoll war auch die Ansprechdauer (median nicht erreicht vs. 10,6 Monate). Nicht zuletzt war die Therapie mit signifikant weniger hochgradigen Toxizitäten gut verträglich.
Professor Gerald Prager: „Die Studie definiert einen neuen Behandlungsstandard in der Erstlinientherapie mikrosatelliteninstabiler Kolorektalkarzinome. Wir haben mit dieser randomisierten Phase-III-Studie nunmehr auch in Europa ausreichend Daten, die eine Zulassung der Immuntherapie bei diesem speziellen Patientenkollektiv rechtfertigen.“
Destiny-CRC01-Studie: Kolorektalkarzinom mit HER2-Expression
Die Phase-II-Studie Destiny-CRC01 zeigt, dass HER2-positive Kolorektalkarzinome mit einer Anti-HER2-Therapie behandelt werden können. Untersucht wurde Trastuzumab deruxtecan, ein neues Antikörper-Zytostatikum-Konjugat, das auch in anderen Indikationen wie dem Mammakarzinom oder NSCLC explorativ zum Einsatz kommt. Patienten dieser Studie waren mit zumindest zwei Therapielinien vorbehandelt. Interessant sind die Ergebnisse in Kohorte A mit IHC 3+ HER2-Expression. Die Therapie erzielte in der Drittlinie noch eine Ansprechrate von rund 45% (primärer Endpunkt). Das progressionsfreie Überleben der Patienten in Kohorte A betrug 6,9 Monate.
Professor Gerald Prager: „Ansprechraten in der Größenordnung, wie sie in dieser Studie als Drittlinientherapie erreicht wurden, würde man sich konventionell nicht unbedingt erwarten. Das progressionsfreie Überleben ist vielversprechend, das Gesamtüberleben noch nicht erreicht. Die Studie reiht sich ein in die „MyPathway“-Studie, aber auch in die HERACLES-Studie, die zeigen konnten, dass HER2 beim Kolorektalkarzinom ein interessantes Target ist.“
PANDA-Studie bei Patienten mit Kolorektalkarzinom im Alter ≥ 70 Jahre
Die PANDA-Studie untersuchte zwei Therapieoptionen bei älteren Patienten (Alter ≥70 Jahre) mit nichtresektablem Kolorektalkarzinom, nämlich einerseits FOLFOX-Panitumumab und andererseits eine platinfreie Therapie mit 5FU/LV-Panitumumab. In beiden Armen wurde eine Panitumumab-Erhaltungstherapie angeschlossen. Die Ergebnisse beider Arme waren sehr gut mit einem medianen PFS von mehr als 9 Monaten, bei insgesamt hohen Ansprechraten im Bereich von 60% und einer Krankheitskotrollrate von über 80%.
Professor Gerald Prager: „Obwohl PANDA eine nicht vergleichende Studie war, wurden im platinfreien Arm bei KRK-Patienten im hohen Alter von median 76 Jahren gute Ansprechraten und ein langes progressionsfreie Überleben erzielt. Damit können wir ältere Patienten, die für eine intensivere Chemotherapie nicht fit genug sind, auch mit 5FU-Leukovorin und einem EGFR-Inhibitor behandeln.“
Neoadjuvantes Setting – borderline resektables Pankreaskarzinom
Zwei Abstracts befassten sich mit neoadjuvanter Therapie: So untersuchte die vierarmige Studie ESPAC-5F Gemcitabin plus Capecitabin (GEMCAP) oder FOLFIRINOX oder Chemoradiotherapie neoadjuvant vs. primäre Operation beim borderline-resektablen Pankreaskarzinom. Primärer Endpunkt war die Resektionsrate (R0 und R1), die unter neoadjuvanter Therapie ähnlich gut war wie mit primärer Operation (ohne signifikanten Unterschied). Klinisch relevant sind aber die Gesamtüberlebensdaten (sekundärer Studienendpunkt), die deutlich für die neoadjuvante Therapie sprechen mit einer 12-Monate-Überlebensrate von 77% vs. 42% (HR 0,28; p<0,001).
Professor Gerald Prager: „Trotz kleiner Patientenzahlen hat die neoadjuvante Therapie bei borderline-resektablen Pankreaskarzinomen einen deutlichen Überlebensvorteil zeigen können. Zur Frage welche neoadjuvante Therapie, lässt sich festhalten, dass die beiden Chemotherapie-Arme ähnlich gut gelaufen sind. Chemoradiatio spielt in diesem Setting eine untergeordnete Rolle und dürfte auch schlechter abschneiden als Chemotherapie.“
Neadjuvantes Setting – primär resektables Pankreaskarzinom
Eine amerikanische Studie hat bei primär resektablen Adenokarzinomen des Pankreas eine perioperative Systemtherapie untersucht, neoadjuvant/adjuvant, mit modifiziertem FOLFIRINOX oder Gemcitabin/nab-Paclitaxel – ohne einen Kontrollarm mit primärer Operation („upfront resection“). Die Studie zeigt, dass die perioperative Systemtherapie – drei Monate präoperativ und drei Monate postoperativ – sehr gute Ergebnisse liefert: Der primäre Endpunkt 2-Jahres-Gesamtüberleben war in beiden Armen mit über 20 Monaten gleich gut. Interessant ist allerdings die Beobachtung, dass der sekundäre Studienendpunkt komplette oder „major“ pathologische Response mit Gemcitabin/nab-Paclitaxel 42% betrug vs. nur 25% mit mFOLFIRINOX (bei einer allerdings kleinen Patientenzahl).
Professor Gerald Prager: „In der amerikanischen Studie SWOG S1505 konnte die perioperative Systemtherapie sowohl mit modifiziertem FOLFIRINOX als auch mit Gemcitabin/nab-Paclitaxel eine sehr gute 2-Jahres-Überlebensrate erzielen. Auffallend ist die bessere pathologische Response-Rate unter Gemcitabin/nab-Paclitaxel, was etwas überraschend ist, aber bestätigt, dass sich diese Kombination auch sehr gut im neoadjuvanten Setting einsetzen lässt. Auch das krankheitsfreie Überleben nach der Resektion war im Gemcitabin/nab-Paclitaxel-Arm besser.“
Die randomisierte Multicenter-Phase-II-Studie PETRARCA der deutschen Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) untersuchte im neoadjuvanten Setting die Therapie resektabler HER2-positiver Karzinome des gastroösophagealen Übergangs. Perioperativ wurden jeweils 4 Zyklen FLOT vor und nach der Operation verabreicht. Arm B enthielt zusätzlich Trastuzumab+Pertuzumab. Primärer Endpunkt war die pathologische Komplettremissionsrate, die durch die Zugabe der Anti-HER2-Therapie zu FLOT von 12% auf 35% signifikant gesteigert werden konnte. Die duale HER2-Blockade erzielte auch ein längeres krankheitsfreies Überleben (nicht erreicht vs. median 26 Monate) und scheint sich als neuer Standard in dieser Indikation abzuzeichnen.
Professor Gerald Prager: „Mit den durchwegs vielversprechenden Ergebnissen der PETRARCA-Studie bei HER2-positiven Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs stehen auch die Vorzeichen für eine Phase-III-Studie günstig. Die Daten werden sich aller Voraussicht nach bestätigen lassen und einen neuen Standard in dieser Indikation definieren.“
Quelle