Rheumatologen sind im Umgang mit COVID-19 vielfältig gefordert: Zum einen sind Patienten immunsupprimiert und könnten ein höheres Infektionsrisiko haben, zum anderen sind Rheumatologen im Umgang mit vielen Medikamenten geschult.
Erste Registerstudien deuten darauf hin, dass Patienten mit rheumatischen Erkrankungen NICHT gefährdeter sind, an COVID-19 zu erkranken. Erste frühe Daten gibt es auch zum Einfluss der Therapie: Patienten, die Kortison nehmen, hatten ein höheres Risiko, stationär aufgenommen zu werden, während sich bei Patienten unter konventionellen DMARDs kein Zusammenhang zeigte. Patienten unter Biologika, in dieser Studie vorwiegend TNF-Blocker, hatten tendenziell sogar ein geringeres Risiko für eine vermehrte Hospitalisierung.
Patienten mit rheumatoider Arthritis haben ein erhöhtes Risiko, an einer Thrombose zu erkrankten. Hier konnte gezeigt werden, dass durch eine Therapie mit TNF-Blocker das Risiko, ein thromboembolisches Ereignis zu erleiden, reduziert werden konnte. – Ein Ergebnis, das auch in Hinblick auf COVID-19 relevant sein könnte, da ja auch COVID mit einem erhöhten thromboembolischen Risiko einhergeht. Für eine eindeutige Aussage im Hinblick auf COVID-assoziiertes Thromboserisiko bei rheumatischen Patienten ist es jedoch noch zu früh.
Bei der Psoriasis schon länger, nun auch bei der Psoriasis-Arthritis, steht mit der isolierten IL-23-Inhibition ein neues, sehr erfolgversprechende Wirkprinzip zur Verfügung. Neue Antikörpertherapien adressieren p-19, wodurch selektiv der IL-23-Pathway blockiert wird, nicht aber der IL12-Pathway. Damit steht ein gut neues Wirkprinzip zur Verfügung, mit guter Wirksamkeit auf die Gelenke und einer sehr guten, den TNF-Blockern eher überlegenen Wirksamkeit auf die Haut.
Neue Daten gibt es auch mit einem neuen JAK-Inhibitor, mit gutem Ansprechen auf die Gelenke.
In Deutschland wie auch Österreich ist eine massive Unterversorgung durch RheumatologInnen zu verzeichnen. Wie eine deutsche Versorgungsstudie zeigt, kann durch Ausbildung von spezialisierten rheumatologischen Pflegekräften, wofür die skandinavischen Ländern und England Vorbild sind, eine sehr gute Versorgung garantiert werden. „Eine wertvolle Möglichkeit, um Defizite auszugleichen“ – Ein Modell, das sich auf Österreich übertragen lässt, erste rheumatological nurses wurden auch bei uns bereits ausgebildet …
Zunehmend werden Patienten mit Osteoarthritis auch mit Opioiden behandelt, was durchaus kritisch gesehen wird.
Eine spanische Studie zeigt, dass die Zahl jener, die Opioide einnehmen, massiv zugenommen hat, „Die Therapie sollte jedoch nur kurzfristig und nicht monomodal erfolgen.“
Durchaus alarmierend ist auch eine isländische Studie, die zeigt, dass auch Patienten mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen Opioide einnehmen und diese auch unter wirksamer Biologika-Therapie nicht absetzen, was den Verdacht einer Abhängigkeit nahe legt. „Die Substanzen haben ihren Platz, müssen jedoch sorgsam angewendet werden.“
Gibt es in Post-COVID-Zeiten spezielle Aspekte, die man in Vorbereitung für eine etwaige zweite Welle berücksichtigen sollte? Was haben wir gelernt?
Nach nur 6 Wochen Shut-down sehen wir einige Patienten, die Schübe entwickelt haben und sich offenbar auch nicht getraut haben, über die zur Verfügung gestellten Kanäle in Kontakt zu treten.
Resümee: Die Triagierung der COVID-Kranken hat gut funktioniert, aber chronisch Kranke wurden von der Versorgung abgeschnitten. Die Vorbereitung auf die nächsten Wellen muss beides berücksichtigen!
Bei der zweiten Welle muss beides gelingen: Die Eindämmung der Verbreitung UND die kontinuierliche Versorgung chronisch Kranker!