Nidorf M, Perth, AU; Hot Line
Trotz optimaler (medikamentöser) Sekundärprävention und Lebensstiloptimierung in Patienten nach akutem Koronarsyndrom (ACS) oder mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) bleibt das Risiko für neuerliche Events hoch. Ein überaktives Immunsystem könnte hier einen therapeutischen Ansatz darstellen, so führte sowohl die Therapie mit dem Interleukin-1β-Antagonisten Canakinumab als auch der Substanz Colchicin, welche breite anti-inflammatorische Effekte aufweist, zu einer Reduktion neuerlicher Events in Patienten nach einem ACS.
Im Rahmen der beim ESC 2020 präsentierten LoDoCo2-Studie wurde Colchicin in der Standarddosierung von 0,5 mg einmal täglich am mehr als 5.500 Patienten mit stabiler KHK getestet. Die Therapie mit Colchicin, welche im Mittel über 28 Monate durchgeführt wurde, bewirkte eine 30 %ige Reduktion des primären kombinierten Endpunkts (kardiovaskulärer [CV] Tod, Myokardinfarkt [MI], Schlaganfall sowie koronare Revaskularisierung). Auch der sekundäre kombinierte Endpunkt (CV-Tod, MI, Schlaganfall) zeigte sich reduziert, während die Rate an nicht-CV-Todesfällen knapp, aber signifikant erhöht war.
Bedeutung für die Praxis: Mit Colchicin steht uns nun ein altbekanntes antiinflammatorisches Mittel im anti-atherosklerotischen therapeutischen Armamentarium zur Verfügung, sowohl bei stabiler KHK als auch für Patienten nach ACS. Eine genaue Analyse der Studien wird zeigen, für welche Subgruppen von Patienten dies besonders in Frage kommt.