Rahimi K, Oxford, UK; Hot Line
Die pharmakologische antihypertensive Therapie ist effektiv in der Prävention kardiovaskulärer (CV) Erkrankungen bei Patienten mit erhöhtem oder stark erhöhtem Blutdruck. Weniger sicher ist, ob Patienten mit Blutdruckwerten unterhalb der Hypertoniedefinition ebenso profitieren und ob es Unterschiede in der Effektivität bei Patienten mit und ohne Diagnose einer CV-Erkrankung gibt. Dies führt zu unterschiedlichen Empfehlungen der verschiedenen Fachgesellschaften.
Ziel der Meta-Analyse BPLTTC war es, die Effektivität einer blutdrucksenkenden Behandlung hinsichtlich der Prävention von CV-Ereignissen zu untersuchen, wobei die Patienten nach CV-Erkrankungsstatus (primäre und sekundäre Prävention) und dem systolischen Blutdruck bei Einschluss stratifiziert wurden. Es wurden 48 randomisierte Studien mit individual participant data (IPD) von 348.854 Patienten inkludiert. Der primäre Endpunkt war ein schweres CV-Ereignis (fataler oder nicht-fataler Schlaganfall, fataler oder nicht-fataler Myokardinfarkt oder ischämische Herzerkrankung, Tod oder Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz). Für die Metanalyse wurden die Patienten in 7 Subgruppen, basierend auf dem systolischen Blutdruck zu Studienbeginn, unterteilt (< 120, 120-129, 130-139, 140-149, 150-159, 160-169, ≥ 170 mmHg). Etwas mehr als die Hälfte der Patienten hatte keine CV-Erkrankung (n = 188.583).
Über einen Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 4 Jahren senkte jede systolische Blutdruckreduktion um 5 mmHg das Risiko eines schweren CV-Ereignisses um rund 10 %. Das Risiko für Schlaganfall wurde um 13 %, für ischämische Herzerkrankung um 7 %, für Herzinsuffizienz um 14 % und für kardiovaskulären Tod um 5 % gesenkt. Weder der Blutdruck zu Beginn der Studie, noch das Vorliegen einer CV-Erkrankung hatten Einfluss auf diesen Effekt.
Die Autoren schlussfolgern, dass die Verschreibung einer antihypertensiven Therapie nicht nur von der Diagnose einer CV-Erkrankung oder dem aktuellen Blutdruck abhängen, sondern vielmehr als risikomodifizierende Therapie für die Prävention von CV-Ereignissen verstanden werden sollte.
Bedeutung für die Praxis: Dr. Rahimi betont in der Diskussion, dass die Ergebnisse selbstverständlich nicht bedeuten, dass jeder eine antihypertensive Therapie erhalten soll, sondern das Risiko für eine CV-Erkrankung in der Zukunft, sowie andere Faktoren (z. B. Nebenwirkungen) in Betracht gezogen werden müssen. Auch wenn einige Fragen unbeantwortet bleiben (Einfluss von Alter, Geschlecht, Medikamentengruppen), wird diese Studie sicher die Diskussion um Hypertoniegrenzwerte befeuern.