Die von Niederösterreich aus bundesweit agierende Plattform „Einarztgemeinde“, die eine Lockerung der Bestimmungen für ärztliche Hausapotheken fordert, hat nun eine Bürgerinitiative initiiert. 30.000 Unterschriften wurden gesammelt und an das Gesundheitsministerium übergeben.
Die Übergabe von Unterschriften der „Bürgerinitiative pro Hausapotheken in Einarztgemeinden“ an Gesundheitsminister Rudolf Anschober sei erfolgt, berichtet die ärztliche Plattform „Einarztgemeinde“. Für sie sprechen „sowohl sämtliche Fakten als auch der Wunsch der Bevölkerung eindeutig für eine Abschaffung der 6-Kilometer-Grenze für ärztliche Hausapotheken und damit für die beste Möglichkeit der Medikamentenabgabe vor Ort in kleinen Gemeinden mit hausärztlicher Versorgung“, heißt es in einer Presseaussendung. Etwa 160 Gemeinden mit rund 300.000 Einwohnern in ganz Österreich hätten keine Versorgung mit Medikamenten vor Ort, obwohl sie einen Hausarzt haben.
„Sämtliche zur Verfügung stehenden Studien belegen ohnehin zweifelsfrei, dass ärztliche Hausapotheken im solchen Gemeinden nur Vorteile hätten“, sagt Rechtsanwalt Markus Lechner, Sprecher der Plattform „Einarztgemeinde“. Auf die Anfrage nach einem Übergabetermin habe das Ministerium aber nicht reagiert. „Wir wünschen uns trotzdem, dass die neue Bundesregierung rasch ihrem Wählerauftrag nachkommt, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten, anstatt sie vor die Interessen einzelner Standesvertretungen zu stellen.“
Zuletzt hatte es Aufregung gegeben um eine Zunahme gleichlautender Petitionen in österreichischen Gemeinden für die Einführung von Hausapotheken in Einarztgemeinden. NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker sah dahinter die Plattform stehen und warf ihr „billigen Populismus“ vor und bezeichnete sie als „Ärztegruppe, die auf Ortskaiser setzt, die von Gesundheitsversorgung wenig verstehen“. Die Plattform wies das zurück und verwies auf einen Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde aus dem Vorjahr, die ebenfalls mehr Hausapotheken gefordert hatte. Seriöse Standespolitik sähe anders aus, kritisierte Loacker. Sein Argument an die Gemeinden: „Ein one-stop-shop-Ansatz mag in vielen Lebensbereichen sinnvoll sein, bei Hausapotheken überwiegen allerdings die Fehlanreize. Eine Ausweitung der Zahl an Hausapotheken würde im Endeffekt zu mehr Kosten und zu gesundheitlichen Nachteilen für Patientinnen und Patienten führen.“ (rüm)