Unter diesem Titel stand die Pressekonferenz der Österreichischen Diabetesgesellschaft heuer im Juni, wo wir nebst den weiterhin bestehenden Herausforderungen auf die vielen positiven Entwicklungen der letzten Jahre in der Diabetologie hingewiesen haben. Somit ist es uns heute möglich, das Leben von Menschen mit Diabetes (das ist übrigens die richtige Bezeichnung – wir sollten uns alle langsam vom üblichen Begriff der Diabetikerin und des Diabetikers verabschieden; Menschen haben eine Erkrankung, sie sind nicht eine) zu erleichtern. Einen wesentlichen Schritt stellte die Entwicklung der SGLT-2-Hemmer dar, die in dieser Ausgabe des Heftes besonders unter die Lupe genommen werden. Nach anfänglicher Skepsis, ob Glukosurie wirklich etwas Wünschenswertes ist, waren die Daten vor allem zur Reduktion der Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz und Nephroprotektion, die sich konsistent für die Substanzklasse zeigt, doch beeindruckend. Spätestens mit den rezenten Daten zu DAPA-HF, EMPEROR-Reduced, CREDENCE und DAPA-CKD sind diese Substanzen generell in der kardiorenometabolischen Medizin angekommen und zeigen die positiven Effekte auch bei Menschen ohne Diabetes. Am heurigen ADA wurde übrigens das Konzept der (kardio-)metabolischen Medizin als eigenes Fachgebiet vorgestellt, welches Elemente der konservativen Kardiologie, Angiologie, Nephrologie, Hepatologie sowie Endokrinologie/Diabetologie zusammenführt, um der engen Verknüpfung und dem Management von Diabetes, vaskulären Erkrankungen, Herzinsuffizienz, chronischer Niereninsuffizienz oder NAFLD/NASH in Zukunft in der Patientenversorgung Rechnung zu tragen.
Wesentlich für uns als wissenschaftliche Fachgesellschaft ist es, dass die Erkenntnisse aus der klinischen Forschung auch rasch die Umsetzung in der Patientenbetreuung finden und dass die Errungenschaften der letzten Jahre auch bei jenen ankommen, die davon nachweislich profitieren. Amerikanische Daten zeigen, dass trotz der zahlreichen kardiovaskulären Outcome-Studien etwa zwei Drittel der Menschen, die von SGLT-2-Hemmern oder GLP-1-Rezeptoragonisten profitieren könnten, diese nicht bekommen. Auch in Österreich stehen Erstattungsregeln durchaus im Widerspruch zu den Leitlinien der ÖDG. Leider haben wir da noch immer einen eingeschränkten ökonomischen Blickwinkel, da gerade kardiovaskuläre Ereignisse, Hospitalisierungen oder Dialysepflichtigkeit wesentliche Kostenträger in der Betreuung von Menschen mit Diabetes sind – gerade das gilt es zu vermeiden.
Abschließend sei noch erwähnt: Eine optimale Möglichkeit, sich über die aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse zu informieren, bietet die Jahrestagung der Österreichischen Diabetesgesellschaft vom 19. bis zum 21. 11. 2020, welche als Hybridveranstaltung live und virtuell organsiert wird.