Grüner Kaffee hat in Studien positive Effekte auf das Blutlipidprofil ausgeübt und stellt eine sanfte, natürliche Option im Blutglukosemanagement dar.
Grüner Kaffee bezeichnet rohe, ungeröstete Bohnen der zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) zählenden Kaffeepflanze. Deren wirtschaftlich bedeutende Arten sind Coffea arabica und robusta (canephora). Wirtschaftlich nicht bedeutend, aber botanisch eng verwandt, sind Coffea liberica und Coffea excelsa.1
Das Extrakt aus grünen Kaffeebohnen wird durch ein Extraktionsverfahren aus der rohen Bohne gewonnen, in der Alkohol als Lösungsmittel dient. Das Extrakt enthält Chlorogensäure (CGA) in konzentrierter Form. Die Chlorogensäure ist ein Hydroxyzimtsäureester der Phenolsäuren Kaffeesäure und Chinasäure. In Kaffee befinden sich 50–100 mg/kg. Vorhanden ist CGA auch in Heidelbeeren, Äpfeln und Kartoffeln.2
Der Extrakt aus grünen Kaffeebohnen ist in Kapselform, als Pulver für Getränke und als Zusatz in Kaugummis verfügbar.2 Grüner Kaffee weist grundsätzlich einen geringen Koffeingehalt auf. Es stehen jedoch auch entkoffeinierte Produkte zur Verfügung.
Chlorogensäure weist antibakterielle und antioxidative Eigenschaften auf. Verstärkt untersucht wurde auch bereits der Einfluss auf den Glukose- und Lipidstoffwechsel. CGA wird zu einem kleinen Teil im Dünndarm absorbiert, der Großteil der Substanz erreicht aber den Dickdarm, wo eine Metabolisierung durch die Mikrobiota erfolgt. Vor allem Bifidobacterium lactis und Lactobacillus gasseri sind hierbei wichtig. Die Stoffwechselprodukte werden anschließend absorbiert. Bekannt ist auch, dass CGA intakt in die Blutbahn gelangt und somit Effekte auf den Stoffwechsel ausüben kann.2
Im Jahr 2019 wurde eine Metaanalyse von randomisierten Studien zur Wirkung von grünem Kaffee veröffentlicht. Es zeigte sich nach Analyse von 13 Artikeln zu 16 Studien, dass die Supplementierung zu einer Reduktion des Body-Mass-Index (BMI) führt (–0,40 kg/m2). Subgruppenanalysen ergaben eine deutlichere Reduktion bei Personen, die einen Ausgangswert von ≥ 25 hatten. Wichtig dürfte eine längerfristige Einnahme sein, denn eine Supplementierung über einen Zeitraum von unter vier Wochen zeigte keine Effekte.3 Eine weitere aktuelle Metaanalyse zeigt, dass die Supplementierung zu einer signifikanten Reduktion des LDL- und Gesamtcholesterins führt. Außerdem kam es in Studien zu einer Senkung der Triglyzeride, wenngleich diese nicht signifikant war.4
Lipidsenkende und antidiabetische Effekte wurden bereits in Tierversuchen gezeigt. Studien am Menschen ergaben, dass eine Verbesserung des Lipidprofils stattfindet, wenn grüner Kaffee mindestens acht Wochen lang zugeführt wird. Die Verbesserungen betreffen nicht nur den Cholesterinspiegel, sondern auch den Nüchternglukosewert und den Insulinspiegel. Subgruppenanalysen ergaben eine Erhöhung des HDL-Wertes bei Frauen, die einen niedrigen Ausgangswert hatten.5
In Summe lässt sich sagen, dass grüner Kaffee das Potenzial hat, den Fettstoffwechsel positiv zu beeinflussen und sich vorteilhaft auf das Blutzuckermanagement auswirkt. Der Extrakt reduziert die Fettreserven in den Adipozyten, wie Studien gezeigt haben.6
Die zwölfwöchige Einnahme von 480 mg eines Extraktes aus grünem Kaffee wird als sicher eingestuft. Spezifische Extrakte mit Dosierungen von bis zu 1.000 mg pro Tag werden in der Literatur ebenfalls als sicher beschrieben. Die Thematik der Wechselwirkungen wird nur im Falle von Produkten mit Koffein relevant; hier gelten die üblichen Vorsichtshinweise bei der gleichzeitigen Einnahme mit bestimmten Arzneimitteln. Die Einnahme mit anderen blutzuckersenkenden Pflanzen sollte jedenfalls abgeklärt werden.7
Literatur: