Juckreiz tritt bei Kindern sehr häufig auf und ist in vielen Fällen auf eine (infektiöse) Hautkrankheit zurückzuführen. Kinderhaut hat zwar den gleichen Aufbau wie die Haut eines Erwachsenen, allerdings sind einzelne Hautschichten weniger stark ausgebildet, was zu einer verminderten Abwehr gegenüber verschiedenen Krankheitserregern, Allergenen und Umweltfaktoren führt. Speziell Feuchthaltefaktoren und Oberflächenlipide, die maßgeblich zu einem funktionierenden Säureschutzmantel beitragen, sind bei Kindern in geringerem Ausmaß vorhanden. Dadurch kommt es zu einem erhöhten transepidermalen Feuchtigkeitsverlust der Haut. Kinderhaut gilt somit automatisch als trocken und empfindlich. Weitere Unterschiede zur Erwachsenenhaut liegen in einer dünneren Epidermis, einem höheren Haut-pH-Wert sowie einer höheren Proliferationsrate und Hornhautabschuppung. Nicht zu vergessen ist, dass durch die weniger stark ausgeprägten Schutzfunktionen die Resorption von verschiedenen Arzneistoffen und Salbengrundlagen erhöht und beschleunigt sein kann.
Die wahrscheinlich bekannteste Hauterkrankung im Kindesalter ist Neurodermitis (atopisches Ekzem). Erste Anzeichen für die Neigung zu Neurodermitis kann stark ausgeprägter Milchschorf beim Neugeborenen sein. Nicht jedes Baby mit Milchschorf erkrankt später automatisch an Neurodermitis. Genauso wie nicht jedes Kleinkind mit Neurodermitis auch noch im Erwachsenenalter betroffen ist, da sich Neurodermitis während der Hormonumstellung in der Pubertät vollständig zurückbilden kann. Zu den auslösenden Faktoren zählen unter anderem genetische Vorbelastung und ein defekter Hydrolipidfilm. Bei Kleinkindern beginnt die Erkrankung mit kleinen nässenden Stellen in den Beugen und Falten (Kniekehlen, Ellenbogen, Handgelenke und Nacken) bei gleichzeitig trockener Haut. Begleitet wird das Ekzem von starkem Juckreiz. Durch ständiges Kratzen entstehen kleine Läsionen, über die in weiterer Folge Krankheitserreger eindringen und Superinfektionen verursachen. Mit einigen hilfreichen Tipps und Tricks kann das Leiden der kleinen Patienten gelindert und die Häufigkeit der Schübe reduziert werden. Die Kleidung sollte immer atmungsaktiv sein, und synthetische Materialien sollten vermieden werden. Speziell in der Nacht können die Innennähte von Pyjamas zu ständigem unbewusstem Kratzen führen, hier hilft es, die Kleidung mit der Innenseite nach außen zu tragen. Babys kann man zusätzlich dünne Baumwollfäustlinge überziehen, damit sie sich in der Nacht nicht mit ihren Nägeln aufkratzen. Auch potenzielle Allergene wie Kuhmilcheiweiß, Tierhaare, Pollen, Nüsse, Weizen und Soja sollten so gut wie möglich vermieden werden. Das wichtigste jedoch ist die richtige und vor allem konsequente Hautpflege mit rückfettenden und schützenden Wirkstoffen wie Glycerin, Dexpanthenol, Gamma-Linolensäure und Süßholzwurzelextrakt. Parfümfreie Syndets und Haut-pH-neutrale Waschlotionen sind das Mittel der Wahl statt echter Seife.
Eine weitere Erkrankung im Kindesalter, die mit Juckreiz einhergeht, ist Urtikaria. Bei Kindern geht diese häufig auf Infektionskrankheiten zurück und tritt als Begleiterscheinung bei grippalen Infekten, Mittelohr- und Rachenentzündungen auf. Das makulopapulöse Arzneimittelexanthem, das zum Beispiel nach der Einnahme von Penicillinen und anderen Beta-Laktam-Antibiotika entsteht, ist ebenfalls manchmal von Juckreiz begleitet und tritt häufig erstmals im Kindesalter auf. Es muss sich hierbei aber nicht automatisch um eine allergische Reaktion auf den Wirkstoff handeln. Nesselausschläge werden in der Regel nach der Symptomatik behandelt, wobei juckreizstillende topische Arzneimittel und oral verabreichte H1-Antihistaminika die Beschwerden rasch lindern. Ärztliche Abklärung sollte auf jeden Fall bei wiederkehrendem und länger andauerndem Nesselausschlag erfolgen.
Auch die vom Varizella-Zoster-Virus ausgelösten „Feuchtblattern“ (Windpocken) sind von einem stark juckenden Exanthem mit nässenden Bläschen begleitet, das in der Regel nach 7–10 Tagen abheilt. Gegen den Juckreiz eigen sich auch hier H1-Antihistaminika wie zum Beispiel das rezeptfreie Dimetindenmaleat oder Desloratadin. Topisch werden schon seit Langem Schüttelmixturen mit Zinkoxid und Talk verwendet, um die Bläschen auszutrocknen und den Juckreiz zu mildern. Ebenso wirksam ist ein Polysaccharid-Komplex aus der Aloe, der bakteriellen Superinfektionen vorbeugt, Juckreiz lindert und die Wundheilung beschleunigt.
Dimetindenmaleat ist auch topisch eine bewährte Option, gleiches gilt für Diphenhydramin. Der Einsatz von Ibuprofen als Antipyretikum bei Feuchtblattern wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert, und in einigen Ländern (wie Frankreich) wird ausdrücklich Paracetamol empfohlen. Ibuprofen soll das Risiko für schwere Haut- und Weichteilinfektionen durch Gruppe-A-Streptokokken im Zuge einer Windpockenerkrankung erhöhen, wobei die Studien hier zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Ein weiteres Problem im Kleinkindalter stellt das sogenannte Schnullerekzem dar, bei dem die Haut um den Mund herum durch den ständigen Speichelkontakt gerötet ist und juckt. Dies wiederum hat vermehrtes „Lippenlecken“ zur Folge, was das Ekzem weiter verschlimmert. Hier ist es besonders wichtig, die Haut möglichst trocken zu halten, die Schnuller regelmäßig auszukochen, um bakterielle Infektionen zu vermeiden und die Hautbarriere zu stärken. Auch das häufige Tragen von Atemschutzmasken in der immer noch aktuellen Corona-Situation, kann durch die aufgestaute Feuchtigkeit ähnliche Ekzeme hervorrufen und eine bestehende periorale Dermatitis verschlimmern.