CLL-Patienten-Management 2021

Die neuesten Entwicklungen der CLL in den letzten Jahren haben nicht nur zu einer Veränderung des Therapiealgorithmus geführt, sondern beeinflussen auch maßgeblich die Ressourcen, die für die Therapien unserer CLL-Patienten aufgewendet werden müssen.

In der Diagnostik spielen neben FISH und TP53-Mutationsanalyse nun auch der IGHV-Mutationsstatus und der komplexe Karyotyp eine insofern wichtigere Rolle, als dass ihr Vorkommen die Patienten als Hochrisiko definiert und für einen anderen Therapiealgorithmus klassifiziert. Alter und Fitnessstatus rücken in den Hintergrund, genetische Abnormitäten bestimmen nun vordergründig die Therapie.

In der Erstlinientherapie stellt die lange als Goldstandard geltende Immunchemotherapie nur noch für ein sehr genau definiertes Patientengut (junge, fitte Patienten, mit mutiertem IGHV-Status) eine valide Therapieoption dar, alle anderen profitieren klar vom Einsatz neuer, zielgerichteter Therapien wie Inhibitoren der Bruton’schen Tyrosinkinase (BTKi) mit oder ohne Anti-CD20-Antikörper sowie dem BCL-2-Inhibitor Venetoclax mit Obinutuzumab. Entscheidend für die Auswahl der idealen Substanzklasse sind bestehende Komorbiditäten bzw. Begleitmedikationen des Patienten. Auch ist die Länge der Therapiedauer ein Kriterium, handelt es sich doch bei den BTKi-basierten Therapien um Dauertherapien, wohingegen der BCL2-Inhibitor begrenzt verabreicht wird.

Ab der Zweitlinientherapie entscheidet natürlich die vorangegangene Medikation maßgeblich über die Therapiewahl, doch auch hier stehen die zielgerichteten Substanzen an vorderster Front. Bei langem Ansprechen auf Venetoclax in der Erstlinie, kann dieses erneut verabreicht werden, ansonsten ist ein Substanzwechsel erforderlich. Bei Auftreten eines Progresses unter BTKis ist auf jeden Fall eine Therapieänderung erforderlich.

Da es sich nun in der Mehrheit um perorale Therapieformen handelt, mit Ausnahme der weiter intravenös verabreichten Anti-CD20-Antikörper, kann der Großteil der Therapien ambulant verabreicht werden. Lediglich beim Einleiten von Venetoclax ist je nach Tumorlyserisiko des Patienten ein stationärer Aufenthalt erforderlich.

Natürlich stellt auch die COVID-Pandemie eine besondere Herausforderung dar, beeinflussen doch neben der Grunderkrankung auch die Therapien das Immunsystem unserer Patienten.

 

OeGHO 2021, IMMER WIEDER NEUES IN DER CLL
Katharina Prochazka, Graz: CLL-Patienten-Management 2021