Die atopische Dermatitis kann sich in einigen Details erheblich von PatientIn zu PatientIn unterscheiden. Sie beginnt meist im frühen Kindesalter und kann bis zur Adoleszenz bestehen, jedoch auch wieder verschwinden.
Zu den Risikofaktoren für einen chronischen, lebenslangen Verlauf gehören eine verminderte Haut- und Schleimhautbarriere, Veränderungen des Haut-Mikrobioms (vermehrt Staphylococcus aureus) sowie eine Neigung zur Polysensibilisierung gegen Umweltallergene in Form von Nahrungsmittelallergien, Rhinitis und Asthma. Man weiß, dass Allergene über die Haut die Exazerbation einer atopischen Dermatitis antreiben können. In diesem Zusammenhang konnte experimentell klar gezeigt werden, dass es bei sensibilisierten PatientInnen zu einer Verschlechterung einer vorbestehenden atopischen Dermatitis kommt, wenn sie direkt an der Haut ‒ z. B. mit Pollen ‒ exponiert werden. Weiters weiß man heute auch, dass Kinder, die bei Geburt eine schlechtere Hautbarriere aufweisen (eine Erhöhung des „transepidermalen Wasserverlustes“ ist messbar), ein etwas erhöhtes Risiko haben, später an einer atopischen Dermatitis zu erkranken, da Allergene leichter in die Haut eindringen können. Diese Beobachtung passt auch zum Konzept des sogenannten „atopischen Marsches“. Hierbei ist eine atopische Dermatitis meist die erste Manifestation bis hin zur Nahrungsmittelallergie, zum Asthma oder zur allergischen Rhinitis. Die Vorstellung eines strikten, schrittweisen Ablaufes des atopischen Marsches, wie man es früher glaubte, wurde mittlerweile weitgehend aufgegeben, da das Auftreten aller dieser Symptome viel heterogener ist, als ursprünglich angenommen. Man geht heute davon aus, dass es bei bestimmten Menschen eine prinzipielle Veranlagung zur Entwicklung atopischer Krankheiten gibt, wobei das Auftreten sehr individuell erfolgt und in alle Richtungen gehen kann.
Dies lässt sich nicht verallgemeinern. Prinzipiell zeigen jedoch Kleinkinder eher eine Sensibilisierung gegen Nahrungsmittel („atopische Allergene“ Milch, Eier, Fisch, aber auch Erdnuss und vieles Andere), wohingegen eine Sensibilisierung gegen sogenannte „Aeroallergene“ (z. B. Pollen oder Hausstaubmilben) eher bei Kindern über 5 Jahren und Erwachsenen beobachtet wird. „Sensibilisierung“ bedeutet, dass in Haut- und/oder Bluttests eine spezifische IgE-Reaktion auf Umweltallergene festgestellt werden kann – diese zeigen jedoch nicht in allen Fällen auch tatsächlich Symptome, weshalb für eine korrekte Interpretation dieser Tests immer die Korrelation mit tatsächlichen klinischen Symptomen der PatientInnen notwendig ist.
Sogenannte „Aeroallergene“ sind Stoffe, die bei AllergikerInnen über Haut oder Atemwege eine Entzündungsreaktion auslösen können. Einzelne Studien zeigten, dass die Rate an Sensibilisierung auf Aeroallergene wie Katzen oder Hausstaubmilben mit der Schwere der atopischen Dermatitis direkt korreliert. Von allen Aeroallergenen scheint die Hausstaubmilbe die relevanteste zu sein, die eine atopische Dermatitis verschlechtern kann. Dies lässt sich jedoch nicht auf alle PatientInnen mit atopischer Dermatitis generalisieren, sondern findet wahrscheinlich nur in einem kleinen Teil dieser PatientInnen statt – ein weiterer Aspekt der starken Heterogenität dieser Erkrankung.
Was sind nun die konkreten Hinweise, dass die Hausstaubmilbe bei manchen PatientInnen mit atopischem Ekzem eine Rolle spielt? Wenn betroffene Personen über Inhalation mit Aeroallergenen wie Hausstaubmilbenextrakt exponiert wurden, konnten manche Studien eine Zunahme von Juckreiz und eine Verschlechterung der atopischen Dermatitis-Läsionen an der Haut beobachten. Umgekehrt konnte gezeigt werden, dass Maßnahmen, welche die Hausstaubmilbenexposition verringern ‒ beispielsweise spezielle Bettüberzüge oder Staubsaugerfilter, Vermeidung von Haustieren (welche die Taxis der Hausstaubmilben in Wohn- und Schlafräumen sind), zu einer Verbesserung der atopischen Dermatitis beitragen. Jedoch waren die Studienergebnisse teilweise widersprüchlich und die Effekte insgesamt nur relativ gering, weswegen diese Maßnahmen allein in den meisten Fällen nicht ausreichend sein werden, um die Krankheit wesentlich zu kontrollieren.
Allergenvermeidung, Barrierepflege und subkutane Allergen-Immuntherapie gegen Hausstaubmilben können zu einer Verbesserung der atopischen Dermatitis bei manchen Erwachsenen mit chronischer atopischer Dermatitis beitragen.