Die AHOP unterstützt mit dem Bernhard-Glawogger-Förderpreis, der im heurigen Jahr bereits zum 16. Mal verliehen wurde, gezielt Mitglieder, die sich vertieft mit Projekten, Arbeiten oder Initiativen im Bereich der hämatologischen und onkologischen Pflege auseinandersetzen. Eingereicht kann in drei Kategorien werden: Kategorie A – Praxisprojekt, Kategorie B – Abschlussarbeiten Fort- und Weiterbildung, Kategorie C – Wissenschaftliche Arbeiten. Die Bewertung der eingereichten Projekte erfolgt durch eine Fachjury, der Förderpreis einer jeden Kategorie ist mit 1.000 Euro dotiert. Einreichungen, die eine besondere Innovation darstellen, erhalten die Chance auf eine positive Zusatzbewertung, die ihre Chance auf eine Prämierung erhöht. Die Möglichkeit für die Einreichung zum Bernhard-Glawogger-Förderpreis 2021 wurde von 11 AHOP-Mitgliedern genutzt: 3 Einreichungen in der Kategorie A, 3 Einreichungen in der Kategorie B und 5 Einreichungen in der Kategorie C.
In der Kategorie A wurde das Praxisprojekt von Kevin Haring-Sedler, BSc, Universitätsklinikum LKH Graz, mit dem Titel „PatientInnen während der Therapie, aber auch nach der Therapie von der Pflege professionell begleiten“ prämiert. Ziel dieses Projektes war es, die Sorgen, Ängste und Nöte von PatientInnen nach Beendigung einer Tumortherapie nicht ad acta zu legen, sondern den PatientInnen weiterhin Gehör zu schenken. Gelungen ist dies an der dermatologischen Tagesklinik am LKH Graz durch die Einführung eines selbst entworfenen „Anamneseblatts für dermatoonkologische PatientInnen“ sowie die Einführung eines Sorgentelefons. Durch jenes „Anamneseblatt“ werden von der Pflege im Vorfeld wichtige Informationen erhoben, die für einen Therapiestart oder eine -fortsetzung unumgänglich sind. Es zeigte sich, dass PatientInnen der Pflege viele Informationen anvertrauen, die sie ihrer Ärztin/ihrem Arzt nicht anvertrauen, um eine Therapiefortführung nicht zu gefährden. Das Wording des ärztlichen Personals wurde entsprechend geschult, indem nicht von einem Therapieabbruch, sondern von einer Therapiepause die Rede sein soll. Oftmals ergeben sich Fragen zur Therapie erst im Nachhinein – hierfür dient das Sorgentelefon, welches die Pflege für PatientInnen im häuslichen Setting einführte. Zudem kann das geschulte Pflegepersonal den PatientInnen durch diese Möglichkeit telefonisch bei akuten Nebenwirkungen mit Rat zur Seite stehen, um sie in dieser körperlichen (wie auch geistigen) Krise zu begleiten und ihnen herauszuhelfen.
In der Kategorie B gewann Isabella Gitschthaler, BScN MScN, Allg. öffentliches Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan, mit ihrer Abschlussarbeit aus Fort- und Weiterbildung mit dem Titel „Implementierung von onkologischen Pflegekonsilien an der Onkologie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan“. Die im Januar 2019 von Statistik Austria publizierten Zahlen zur Anzahl der Personen in Österreich mit einer Krebsdiagnose (340.800, Stichtag: 31. 12. 2015) verdeutlichen die Notwendigkeit von onkologischen Pflegekonsilien in Gesundheitseinrichtungen. Aufgrund der Vielzahl an onkologischen Erkrankungen und der Komplexität der Situation benötigt es eigens ausgebildetes Pflegepersonal. Dieses sollte jedoch nicht nur auf rein onkologischen Stationen, sondern auch in anderen Abteilungen tätig sein. Die Implementierung onkologischer Pflegekonsilien – so die Zielsetzung der Seminararbeit von Gitschthaler – soll dazu dienen, direkt an den PatientInnen, an deren Umfeld sowie im interdisziplinären Team die PatientInnenversorgung zu verbessern und die Autonomie der Patientin/des Patienten und ihrer/seiner Vertrauten zu fördern. Die Implementierung erfolgt schrittweise. Im ersten Schritt wird der Fokus auf das Pflegekonsil bei stationär aufgenommen PatientInnen gelegt, im zweiten Schritt der Implementierung werden auch ambulante PatientInnen dem onkologischen Pflegekonsil zugeführt. Nach der PatientInnenbesprechung im Tumorboard und dem vorausgegangenen ärztlichen onkologischen Konsil setzt das pflegerisch onkologische Konsil an. Für das Gespräch soll eine ruhige Atmosphäre gewählt werden, das Konsil wird auf Basis einer eigens erstellten Checkliste aufgebaut. Das Gesprächsprotokoll wird elektronisch bereitgestellt, um dem betreuenden Team einen Einblick zu geben und bei weiteren Gesprächen einen Überblick zu erhalten. Im Rahmen des onkologischen Pflegekonsils erhält jeder/jede PatientIn durch die onkologische Fachpflegekraft eine individuell zusammengestellte Infomappe, in welcher Unterlagen zu diversen Themen in verständlicher Form bereitgestellt werden. Zu erwähnen gilt, dass sich onkologische Pflegekonsile nicht immer in der dargestellten Form durchführen lassen. Oftmals findet beispielsweise das Pflegekonsil nicht im Anschluss an das ärztliche Konsil im Rahmen eines ambulanten Aufenthaltes statt, sondern verschiebt sich auf den darauffolgenden stationären Aufenthalt.
In der Kategorie C zeichnete sich die wissenschaftliche Arbeit von Karin Pennetzdorfer, BScN MSc, Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, mit dem Titel „Cancer Care im Salzkammergut Klinikum. Die Rolle onkologischer ExpertInnen im klinischen Setting“ aus. Demografische Entwicklungen, steigende Lebenserwartungen und verbesserte Überlebenschancen von TumorpatientInnen führen zu einer kontinuierlichen Steigerung der Krebsinzidenz und -prävalenz in Österreich. Diese Aspekte erfordern eine Anpassung der Gesundheitsversorgung und führen zu einer zunehmenden Konfrontation von Pflegepersonen mit onkologischen PatientInnen. Der onkologischen Krankenpflege kommt größere Bedeutung zu. Langfristige und komplexe Betreuung, wie auch besondere Fachkenntnisse des betreuenden ärztlichen und pflegenden Personals sind Voraussetzungen, um qualitativ hochwertige Pflegeergebnisse erzielen zu können. Um die Versorgungsqualität der pflegerischen Betreuung von PatientInnen in Österreich gewährleisten zu können, braucht es Pflegepersonen, die sich speziell um die pflegerischen Bedürfnisse von hämatologischen und onkologischen PatientInnen kümmern. Das Salzkammergut Klinikum verfügt über eine solche Cancer Nurse. Ziel der Forschungsarbeit von Pennetzdorfer war die Definition der Rolle der Cancer Nurse und die Erfassung ihres Tätigkeits- und Verantwortungsbereichs. Es wurde eine Literaturrecherche zum Thema Cancer Nurse, ihren Konzepten und damit verbundene Outcomes durchgeführt. Ebenso wurde ein Feldtagebuch der Cancer Nurse erstellt und ausgewertet. Überdies wurden Daten aus sieben qualitativen, leitfadengestützten, semistrukturierten ExpertInneninterviews erhoben und evaluiert. Es zeigte sich, dass die Cancer Nurse eine bedeutende Rolle im Salzkammergut Klinikum einnimmt. Sie ist unterstützend für MitarbeiterInnen, zielt auf Qualitätssicherung durch Information und Schulung ab und trägt zur Verbesserung des PatientInnenoutcomes bei. Auch für PatientInnen wird die Cancer Nurse als wertvoller Ansprechpartnerin angesehen. Ihr Tätigkeitsbereich ist nicht klar definiert, und Richtlinien zur Ausbildung und Kompetenzen variieren stark. Die Forschungsarbeit kann als Grundlage zur Entwicklung eines Stellenprofils mit einer exakten Definition des Tätigkeitsbereichs herangezogen werden.
Ausschreibung 2022
Auch im Jahr 2022 gelangt der Bernhard-Glawogger-Förderpreis wieder zur Ausschreibung. Eine Einreichung in allen drei Kategorien wird ab November 2021 möglich sein, die feierliche Verleihung wird wieder traditionell im Rahmen der OeGHO- und AHOP-Frühjahrstagung stattfinden. Die Teilnahme an der Ausschreibung zum Bernhard-Glawogger-Förderpreis ist kostenlos, setzt jedoch eine AHOP-Mitgliedschaft voraus; handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, ist eine Mitgliedschaft zumindest bei einer der einreichenden Personen Voraussetzung.
Weitere Informationen und Online-Einreichung unter:
www.ahop.at/bernhard-glawogger-foerderpreis