Mag.a Monika Hartl
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin,
Psychoonkologin,
Leiterin der Beratungsstellen OÖ
„Sie haben Krebs!“ Dieser Satz verändert schlagartig das Leben der Erkrankten und ihrer Angehörigen. Alles steht plötzlich auf dem Kopf, nichts ist mehr, wie es war. Kaum eine Erkrankung löst so viele Ängste und Sorgen aus wie eine Krebsdiagnose und wird so als Bedrohung erlebt. Schon das Wort „Krebs“ erzeugt Bilder und damit einhergehend Gedanken und Gefühle. Eine Krebsdiagnose mitzuteilen ist nie einfach. Auch die beste Kommunikation wandelt eine schlechte Nachricht nicht in eine gute um.
Zuwendung und Empathie ändern nicht die Diagnose, aber doch die augenblickliche Lage.
Eine von Verständnis und Mitgefühl geprägte Beziehung zwischen Behandler:innen und Patient:innen schafft Vertrauen und bietet in der Krise Sicherheit und Halt. Die Diagnose trifft Betroffene meist völlig unerwartet und mitten im Leben. Kontrollverlust und multiple Verlusterlebnisse sind damit verbunden. Eine Achterbahn der Gefühle überflutet die Patient:innen – Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Ängste, Wut, Trauer, Unsicherheit, Abhängigkeit und vieles mehr. Eine Krebserkrankung ist kein einmaliges, zeitlich begrenztes Ereignis und hat eine schwer planbare, ungleichförmige Verlaufsdynamik. Der Krankheitsverlauf ist nicht nur durch das somatische Krankheitsgeschehen geprägt, sondern wird durch das Handeln aller Akteur:innen beeinflusst.
Wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, lässt sich das gemeinsame Therapieziel besser erreichen.
Eine gelungene Arzt-Patienten-Kommunikation hängt von vielen Faktoren ab.
Für eine gute Diagnosevermittlung braucht es viel Zeit und Verständnis für die emotionale Ausnahmesituation, in der sich Patient:innen befinden. Ein empathisches Gespräch vermittelt das Gefühl, verstanden zu werden, vermindert Einsamkeit und Isolation und führt oft schon zu einer spürbaren Erleichterung. Nicht immer kommen die Informationen beim Zuhörer an. Zwischen Arzt/Ärztin und Patient:in besteht ein Informations- und aus Sicht der Patient:innen oft auch ein Hierarchiegefälle.
Gerade nach einer Diagnosevermittlung befinden sich die Betroffenen in einem Schockzustand, sind emotional aufgewühlt und können Informationen kaum aufnehmen. Um die nötigen Behandlungen und Therapieschritte zu verstehen und damit auch einverstanden zu sein, brauchen Patient:innen verständliche Erklärungen und Antworten auf wesentliche Fragen. Fehlendes Wissen reduziert die Compliance. Bei Befund- und Therapiegesprächen sollte deshalb so wenig wie möglich im Fachjargon gesprochen werden. Im Idealfall passt sich der Arzt/die Ärztin an die Sprache der Gesprächspartner:in an, um Disharmonien zu vermeiden.
Eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine effektive medizinische Betreuung mit hoher Patient:innenzufriedenheit. Eine schwierige und nicht gelungene Kommunikation hingegen, kann Stress für alle Beteiligten bedeuten und geht mit hoher Patient:innenunzufriedenheit einher.
Quelle: Internet; Wie sag ich’s meinen Patientinnen und Patienten? (medizin.nrw)
Universität Witten/Herdecke, September 2020. Auschra C et al., Befundergebnisse
verständlich vermitteln – eine randomisiert-kontrollierte Studie zur Wortwahl
in der Ärzt*innen-Patient*innen-Kommunikation. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesun
hwes. 2020
Schreiben Sie mit, und nehmen Sie für zukünftige Gespräche einen Zettel mit allen aufgeschriebenen Fragen mit. Sie können das Gespräch nach Rücksprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin auch mit dem Handy aufnehmen und sich alle Informationen zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in Ruhe anhören.
Stellen Sie alle Fragen, die Sie haben, und sagen Sie ehrlich, was Sie nicht verstanden haben.
Lassen Sie sich medizinische Fachbegriffe erklären,
wenn sie Ihnen unbekannt sind.
Nehmen Sie – falls möglich – eine Bezugsperson mit. Vier Ohren hören mehr, vor allem in dieser emotionalen Ausnahmesituation.
Beschreiben Sie Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin Ihre körperlichen Beschwerden, und sprechen Sie auch ehrlich Ihre Ängste und Sorgen an.
Wenn Sie sich nicht gleich für eine Untersuchung oder Behandlung entscheiden können, dürfen Sie um Bedenkzeit bitten.
Wiederholen Sie mit eigenen Worten, was Sie von den
Erklärungen Ihres Arztes/Ihrer Ärztin verstanden haben.
Ausschlaggebend ist eine für medizinische Laien verständliche Sprache.
Das Gespräch sollte in einer geeigneten Umgebung mit Recht auf Schutz der Privatsphäre stattfinden.
Mögliche Störungen und Unterbrechungen – z. B. durch Anrufe – vermeiden.
Das Gespräch sollte wenn möglich auf gleicher Augenhöhe und auf jeden Fall mit Blickkontakt stattfinden.
Patient:innen brauchen Zeit, das Gehörte zu verstehen und dann Fragen stellen zu können. Im Idealfall wird dafür ein weiterer kurzfristiger Termin bzw. die Möglichkeit für telefonische Rückfragen angeboten.
Das Gespräch sollte lösungs-, ziel- und ressourcenorientiert sein.
„Klarheit vor Harmonie!“ Betroffene wünschen sich ehrliche, klare Befundgespräche. Oft tauchen nach Durchsicht des Arztbriefes große Verunsicherungen und Ängste auf, weil dort mehr zu lesen ist, als vorher besprochen wurde.
Bieten Sie Broschüren an!
Bitten Sie Patient:innen, mit eigenen Worten zusammenzufassen, was ihnen im Befundgespräch zuvor vermittelt wurde. So erfahren Sie, was genau verstanden wurde und können Wesentliches nochmals erklären.