Ischgl, Fußball und Israel – Dunkle Wolken ziehen auf

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Aus Israel kommen Hinweise auf schlechtere Impf-Wirkung gegen die Delta-Variante des Corona-Virus. Schweizer Experten bezeichnen indes die Fußball-EM als „Ischgl im Quadrat“.

Die steigende Zahl von Corona-Neuinfektionen in Israel könnte laut einem Experten ein „erstes Signal“ für eine verminderte Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe gegen die Delta-Variante sein. Es sei jedoch noch „zu früh, um präzise Aussagen über die Impfstoff-Wirksamkeit gegen die Variante zu machen“, sagte der Vorsitzende des israelischen Expertengremiums zu Covid-19, Ran Balicer, am Montag. Obwohl der Großteil der Erwachsenen in Israel mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer immunisiert wurde, nahmen die Fallzahlen zuletzt wieder zu. Durch eine der schnellsten Impfkampagnen weltweit hatte Israel die Zahl der Neuansteckungen zuletzt auf rund fünf pro Tag reduziert. Mit der Ausbreitung der Delta-Variante stieg die Zahl wieder auf zuletzt rund 300 neue Fälle pro Tag. Weil die wenigen Fälle aber bisher sehr ungleich in der Bevölkerung verteilt sind, lassen sich laut Balicer noch keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Ministerpräsident Naftali Bennett hatte am Sonntag gewarnt, dass wegen der Delta-Variante bestimmte Corona-Regeln wieder eingeführt werden könnten, die erst im vergangenen Monat aufgehoben worden waren.

Urs Karrer, Vizepräsident der Schweizer Covid-Taskforce, ist gleichzeitig besorgt wegen der „unkontrollierten EM-Euphorie“. Das pan-europäische Fußball-Turnier sei „Ischgl im Quadrat“ und werde einen corona-bedingten Todeszoll fordern, kritisierte der Infektiologe. „Es erstaunt mich wirklich, mit welcher Nonchalance wir in Europa diesem Virus immer noch begegnen, kaum sind die Fallzahlen am Sinken“, sagte Karrer. Die epidemiologische Lage in Europa präsentiere sich zurzeit nicht so, dass solche Massen-Events unkontrolliert durchgeführt werden könnten. „Die EM ist für das Virus ein ideales Terrain“, sagte Chefarzt der Infektiologie des Winterthurer Kantonsspitals. Es seien bereits mehrere Massenansteckungen bekannt geworden: Knapp 2.000 schottische Fans hätten sich in London angesteckt, ebenso Hunderte Finnen rund um zwei Spiele in St. Petersburg. Auch aus Spanien und den Niederlanden werden wieder massive Anstiege gemeldet. (red/APA)