Die Pharmaindustrie Chinas erlebt durch die Pandemie einen Boom. Sie liefert bereits genauso viele Impfstoffe aus, wie die gesamte westliche Pharmabranche zusammen, hieß es bei einer gemeinsamen Pressekonferenz führender Pharmabosse am Dienstag.
Eine Premiere in der Pharmabranche brachte am Dienstag eine internationale Pressekonferenz des Handelsverband innovativer biopharmazeutischer Unternehmen IFPMA: Albert Bourla, Chairman and Chief Executive Officer von Pfizer, Belén Garijo, Chair of the Executive Board and Chief Executive Officer von Merck, Paul Stoffels, Vice-Chairman and Chief Scientific Officer von Johnson & Johnson, und Bill Anderson, Chief Executive Officer von Roche Pharmaceuticals berichteten gemeinsam über die Fortschritte in der Impfstoffproduktion. Demnach werden bis Ende September 7,5 Milliarden Dosen weltweit produziert – bei einer Kapazität von 1,5 Milliarden Dosen pro Monat. Bis Ende 2021 werden 12 Milliarden Impfstoffe produziert, und wenn es keine größeren Engpässe gibt, wird die Gesamtproduktion von Impfstoffen bis Juni 2022 auf über 24 Milliarden geschätzt. Bis Januar 2022 soll es für jeden Erwachsenen auf allen Kontinenten ausreichend Impfstoffe geben, versprachen die Konzernbosse.
Allerdings: die Hälfte dieser Impfstoffe komme aus China, sagten die westlichen Pharmachefs. Sie forderten aber auch von den Regierungen, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um die Impfstoffe zu verteilen und möglichst viele Menschen zu impfen. Gelinge das nicht, würde die Gefahr von Mutationen zunehmen. Deshalb müßten reichere Länder auch alle Anstrengungen unternehmen, um Dosen für Länder mit niedrigem und niedrigem mittlerem Einkommen (LMIC) verfügbar zu machen und die erheblichen nationalen Vorräte über das Programm COVAX oder andere effiziente Mechanismen mit den LMICs zu teilen.
Basis für die vorgelegten Zahlen sind Berechnungen der auf Unternehmens- und Wissenschaftsdaten spezialisierten Firma Airfinity in Genf. Aktuell sei fast jeder dritte Mensch auf der Erde vollständig gegen Covid-19 geimpft. Jüngste Daten zeigten, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Infektion und vor allem gegen schwere Verläufe sehr hoch sei. Dies gelte auch für die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus, betonten auch die Pharmabosse. Die USA, Kanada, die EU und Großbritannien würden Ende September über so viele Impfdosen verfügen, dass sie ohne weiteren Schaden für eigene Impfkampagnen rund 500 Millionen Dosen an andere Staaten weitergeben könnten, rechnete Airfinity-Chef Rasmus Bech Hansen vor. 2022 werde die Versorgung mit Impfstoffen zum Beispiel für Afrika so gut sein, dass sich nicht mehr die Frage stellen werde, ob man sich impfen lassen könne, sondern – analog zu Europa und den USA – ob sich die Menschen impfen lassen wollten, meinte Pfizer-Chef Bourla. (rüm)