Pharmaindustrie drängt auf Nutzung von Gesundheitsdaten

AHF

Eine Studie hat in fünf Ländern Europas untersucht, wie und mit welchem versorgungsrelevanten Nutzen dort Gesundheitsdaten für die pharmazeutische Forschung verfügbar gemacht werden.

In Österreich werden die im medizinischen Alltag gewonnenen Daten kaum für die Arzneimittelforschung oder die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens genutzt. Sichtbar und auch vom Rechnungshof entsprechend kritisiert wurde das im Verlauf der Corona-Pandemie. In anderen Ländern Europas wird dieses Potenzial viel stärker berücksichtigt, heißt es vom Pharmaverband Pharmig. Das habe nun auch eine Studie des Empirica-Instituts im Auftrag des vfa, des Verbands forschender Arzneimittelhersteller in Deutschland, untersucht. Dazu wurde in fünf Staaten erhoben, unter welchen Voraussetzungen und mit welchem Zweck Gesundheitsdaten für die pharmazeutische Forschung bereits verfügbar gemacht werden.

„Die Studie führt uns vor Augen, dass die Nutzung von Daten durch die forschende pharmazeutische Industrie signifikant zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beiträgt. Zum Beispiel ist dadurch eine viel schnellere, gezieltere und präzisere Behandlung von Patientinnen und Patienten möglich. Entsprechende Rahmenbedingungen, um das auch in Österreich zu ermöglichen, wären daher zum Wohle der Bevölkerung wünschenswert“, sagt Pharmig-Generalssekretär Alexander Herzog. In Finnland, Frankreich, Niederlande, Portugal und dem Vereinigten Königreich werde Unternehmen im Rahmen der Forschung der Zugriff auf Gesundheitsdaten ermöglicht. Der Zweck der Datennutzung muss von berechtigtem öffentlichem Interesse sein. Der Zugang zu den Daten ist stets streng geregelt und muss beispielsweise in Frankreich und Finnland zentralisiert in sogenannten One-Stop-Shops beantragt werden. Im Sinne der Transparenz werden freigegebene Anträge von der zentralen Antragstelle publik gemacht.

„Wenn im Rahmen der pharmazeutischen Forschung Daten genutzt werden, dann in großer Menge und anonymisierter Weise. Welche Einzelpersonen hinter den Daten stehen, ist für die Wissenschaft nicht relevant. Ziel der umfassenderen Datennutzung ist beispielsweise die Entwicklung neuer Therapieansätze oder auch Wege zu finden, um unser Gesundheitssystem effizienter aufzustellen“, erklärt Herzog. Er befürwortet deshalb die Einrichtung eines unabhängigen, nationalen „Austrian Micro Data Center“. Es soll bei Statistik Austria etabliert werden, privaten und öffentlichen Forschungseinrichtungen Fernzugriff auf statistische Daten einräumen und ihnen so ermöglichen, Analysen für wissenschaftliche Zwecke durchzuführen. (rüm)