Die Diagnose und Therapie der Brustkrebserkrankung erfordert einerseits ein hohes Maß an spezieller Ausbildung und Wissen, andererseits auch die Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Fachdisziplinen. Der Hausarzt hat eine Schlüsselrolle bei der onkologischen Betreuung seiner Patienten. Im Sinn einer interdisziplinären Zusammenarbeit ist er in die onkologische Behandlung miteingebunden.
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Aufgaben, die bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten allein aus Kapazitätsgründen nur im niedergelassenen Bereich erfüllt werden können, sind z. B.
Daneben ergibt sich im Zusammenhang mit Brustkrebs, angefangen von der Vorsorge bis hin zur Palliativbetreuung, ein weites Spektrum an ärztlichen Aufgaben, wobei dem Hausarzt eine wichtige Rolle zukommt.
Die Therapie des Mammakarzinoms erfolgt multidisziplinär und beinhaltet je nach Stadium der Erkrankung, Tumorbiologie und Behandlungsziel zum einen lokale Maßnahmen wie Operation und Strahlentherapie, zum anderen auch verschiedene medikamentöse Therapien – v. a. endokrine Therapie, Chemotherapie, Antikörpertherapie, weiters Immuntherapie und zielgerichtete Behandlungen mit CDK4/6- oder PI3K-Hemmern, PARP-Inhibitoren oder antiresorptiven Substanzen wie Bisphosphonaten bzw. Denosumab.
Vielfach kann die Behandlung ambulant oder tagesklinisch durchgeführt werden. Die Patientin braucht neben dem behandelnden Krankenhaus auch außerhalb eine medizinische Versorgung, z. B. zur Durchführung von Laborkontrollen, Verabreichung von Therapien wie GnRH-Analoga, parenteralen Bisphosphonaten, Denosumab oder supportiven Therapien, etwa G-CSF, Schmerzmitteln oder auch komplementären Maßnahmen zur Minderung von Nebenwirkungen und Steigerung der Lebensqualität.
Zudem sind Hausärzte für allfällige medizinische Fragen erste Ansprechpersonen, insbesondere bei Komplikationen wie Infekten oder Nebenwirkungen, aber auch Begleiterkrankungen wie z. B. Diabetes, Bluthochdruck o. Ä. Sie werden hier entweder bei Bedarf entsprechende diagnostische oder therapeutische Maßnahmentin an die jeweilige Fachabteilung oder Ambulanz zuweisen.
Auch hier kommt den Hausärzten eine sehr wichtige Rolle zu. Gerade sie kennen die Patienten meist schon vor deren Krebserkrankung, wissen um etwaige psychische Belastungen und kennen auch das soziale Umfeld. Sie sind vielfach noch näher am Patienten und können somit hier entweder selbst durch entsprechende Beratung und Begleitung oder auch unter Einbeziehung von weiteren Fachkräften, wie z. B. Psychologen oder Sozialarbeitern, wichtige Hilfestellung leisten. Je nach vorhandenen Ressourcen werden diese Leistungen auch im Krankenhaus angeboten.
Laut Studien wird dieses Thema v. a. im Krankenhaus stark vernachlässigt. Nur selten wird Sexualität direkt von den Ärzten thematisiert, allenfalls im Zusammenhang mit einer zytostatischen Therapie bei jüngeren Patientinnen, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist und wo eine dauerhafte Beeinträchtigung der Fertilität zu befürchten ist.
Auch die Patientinnen wagen es meist nicht, Fragen im Zusammenhang mit Sexualität zu stellen. Dabei hat die Behandlung oft doch belastende Auswirkungen: So verändert sich z. T. rein optisch das Körperbild durch Operationen oder Gewichtsveränderungen, es kommt durch medikamentöse Therapien bzw. hormonelle Veränderungen zu Schleimhauttrockenheit oder -entzündungen, aber auch zur Abnahme der Libido als Folge diverser Therapienebenwirkungen, wie z. B. Fatigue oder Übelkeit.
Gerade hier ist besonderes Einfühlungsvermögen gefragt, damit in einer möglichst stressfreien Umgebung Probleme thematisiert und Therapieoptionen besprochen werden können.
Übernahme der Tumornachsorge gemäß Leitlinien: Die Tumornachsorge kann von verschiedenen ärztlichen Disziplinen inklusive der Allgemeinmedizin durchgeführt werden.
Die über viele Jahre erforderliche Nachsorge nach Brustkrebserkrankung kann aus Kapazitätsgründen nicht in den Spitalsambulanzen erfolgen. Neben Gynäkologen kann die Nachsorge auch von Ärzten für Allgemeinmedizin übernommen und organsiert werden. Dabei ist auch die Ausweitung der Nachsorge auf eine umfassendere Vorsorgeuntersuchung sinnvoll und möglich. Die wohnortnahe Betreuung wird von den Patientinnen gerne angenommen und entlastet die Spitalsambulanzen zudem erheblich.
Laborkontrollen unter laufender Therapie: Bei verschiedenen medikamentösen Tumortherapien sind zum Teil v. a. zu Beginn engmaschige Laborkontrollen erforderlich. Dies betrifft z. B. Behandlungen mit CDK4/6-Hemmern. Diese Laborkontrollen können von Hausärzten durchgeführt werden, und die Behandlung kann dann nach Befundübermittlung oder Rücksprache bzw. nach einem vorgegebenen Plan weitergeführt oder angepasst werden.
Die Betreuung von Brustkrebspatientinnen erfolgt meist in den Krankenhäusern in Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen bzw. Spezialambulanzen. Dazu zählen die Ambulanz des Brustgesundheitszentrums (BGZ) – je nach Standort z. T. integriert in den chirurgischen oder auch gynäkologischen Bereich, aber auch Radiologie, Hämatoonkologie, Radioonkologie und plastische Chirurgie mit den jeweiligen Ambulanzen. Natürlich sind auch andere Fachdisziplinen, wie z. B. Pathologie, klinische Psychologie oder physikalische Medizin, für eine adäquate Versorgung der Patientinnen unverzichtbar.
Drehscheibe: Hausarzt – Facharzt – Zentrum
(Verdachts-)Diagnose: Brustkrebs
Information des Patienten:
Indikationsstellung für die Überweisung an ein spezialisiertes Zentrum
Weiterbehandlung nach Spitalsentlassung