One-Stop-Shop: Eine schwere Diagnose trifft nicht nur eine Person, sondern auch das soziale Umfeld. Um eine möglichst rasche Genesung zu ermöglichen, betreut die ÖGGMIB das ganze System „Familie“ kontinuierlich und nach individuellem Bedarf. Ein interdisziplinäres Team (GesundheitsmediatorInnen, Ärztinnen und Ärzte, JuristInnen) unterstützt mediatorisch, psychosozial, rechtlich, medizinisch und logotherapeutisch.
Herr E., 49 Jahre, Büroangestellter, wurde wegen einer akuten Leukämie aufgenommen. Es war eine sofortige Therapie nötig. Am darauffolgenden Tag führte unsere Ärztin im Team mit dem Patienten und der Ehefrau ein gemeinsames Aufklärungsgespräch bezüglich Diagnose und Therapie. Es folgte eine unerwartet heftige Reaktion der Gattin, die sich vollkommen im Stich gelassen fühlte und sich sofort scheiden lassen wollte. Im nachfolgenden Gespräch konnte die Ursache dieser Reaktion rasch gefunden werden. Das Ehepaar hatte vor kurzem den Wohnort gewechselt, und die Tochter wurde gerade eingeschult, wobei diese extreme Konzentrations- und Lernschwächen aufwies. Die berufstätige Mutter war mit dieser Situation völlig überfordert und stand vor der Tatsache, dass der Mann wochenlang im Spital bleiben musste und ihr somit keine Unterstützung sein konnte. Bereits nach dem Gespräch war Frau E. sehr erleichtert, weil ihr „endlich einmal jemand zuhörte“. Die Ehefrau musste ihren Job nicht aufgeben, da durch die Intervention ausreichend Hilfen organisiert werden konnten. Herrn E. wurden in der Intensivberatung ebenfalls mehrere Ängste bzgl. der Krankheit und der Behandlung genommen, woraufhin er mit seiner neuen Situation besser umgehen konnte. Gestärkt durch die Beratung konnte er die Therapie ohne (medizinische oder private) Komplikationen abschließen. Das Paar ist noch immer verheiratet, der Patient transplantiert sowie wohlauf, und nach eigenen Worten sei seine Ehe besser denn je.
Fazit: Kommunikation über die Erkrankung, Ängste vor der Erkrankung und das Leben mit der Erkrankung sind Themen, die nicht nur dem/der PatientIn durch den Kopf wandern, sondern über die sich auch das unmittelbare Umfeld Gedanken macht. Dadurch erhöht sich aber auch das Konfliktpotenzial, und dies kommt in unterschiedlichsten Varianten zum Vorschein. Gesundheitsmediation und Intensivberatung hat somit viele Facetten, und es braucht folglich auch ein interdisziplinäres Team, um diese Vielzahl an möglichen ungesunden und weitreichenden Problemen aufzufangen. Das Ergebnis? Eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität sowohl bei den PatientInnen als auch bei deren Angehörigen – und das in oftmals aussichtslosen Situationen.