Dr. Agnes Glaus und das Organisationskomitee der Veranstaltung luden im September 2021 wieder Pflegende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Viele folgten dieser Einladung und nahmen am zweitägigen Seminar teil, um ihre Kompetenzen zu vertiefen und die Passion weiterzuentwickeln. Wie jedes Jahr spannte Glaus auch heuer wieder einen Bogen über ein spannendes Programm und stellt dabei betroffene bzw. ehemalig betroffene Personen in den Vordergrund. Von ihren Erfahrungen zu lernen ist für Agnes Glaus ein wichtiges Prinzip der Kompetenzentwicklung.
Frank Urbaniok, ein bekannter Gerichtspsychiater, spricht in einem Dialog mit Glaus über seine Erfahrungen und Erlebnisse während und nach der Krebserkrankung (Foto). Er gibt dabei Einsicht in sein persönliches Leben mit einer schwierigen Diagnose. Zum Zeitpunkt der Diagnose war seine Heilungschance geringer als fünf Prozent. Akut wurde Urbaniok aus dem Leben gerissen – mit Folgen für sein persönliches, berufliches und gesellschaftliches Leben. Die Gesundheit ist in akuter Gefahr, und diese Situation war belastend für die gesamte Familie. „Angehörige engagieren sich zu Beginn ganz stark, das war für mich gut“, so Urbaniok. Ohne die Unterstützung seiner Frau, die immer wieder für einen klaren Gedanken gesorgt hat, hätte Urbaniok die nächsten Schritte nicht planen können. Er bezeichnet die gesamte Zeit der Erkrankung und Therapie als „geprägt von potenziell traumatisierenden Ereignissen“. Den Kampf zurück ins Leben findet Frank Urbaniok als den Beitrag anderer. „Kämpfen“ ist nicht das Wort, das Urbaniok verwenden würde – „es geht eher um Glück“ und das Erleben von Flexibilität für jeden Einzelnen.
Ruth Schweikert, Schweizerin, Schriftstellerin und Dozentin, erzählt sehr persönlich über ihr Erleben von Brustkrebs. „Tage wie Hunde“ heißt das Buch, das Ruth Schweikert im Jahr 2019, drei Jahre nach der Diagnose Brustkrebs, veröffentlicht hat. Ein schonungsloses Buch über Einsamkeit, Scham, Krankheit und Tod – und zugleich ein erheiterndes Buch über Liebe und Freundschaft. Das Buch gibt Einblicke in die Gefühle der betroffenen Frau. „Worauf warte ich eigentlich, wenn ich wieder einmal warte: nachts schlaflos im Bett oder in einem der vielen Wartezimmer, vor dem nächsten ‚Befund‘?“, liest Schweikert ergreifende Stellen aus ihrem Buch vor, die die TeilnehmerInnen sehr ergriffen nachvollziehen können. Sie gibt damit Einblicke in die Gefühle einer Frau, die von Unsicherheit, Angst und Ärger, aber auch Erleichterung und Hoffnung geprägt sind.