Mehrere Start-ups planen Lieferdienste für Arzneimittel aufzubauen. Ähnlich wie es Essenslieferanten mit Fast Food-Anbietern tun, wollen sie mit Apotheken zusammenarbeiten. In Deutschland stehen Investoren Schlange.
In Ballungsräumen sind die bereits stark aktiv: Essens-Lieferdienste. Längst sind viele Menschen in Städten gewohnt, verschiedenste Mahlzeiten, Bierkisten oder Pizza per Smartphone nach Hause zu bestellen. Junge Unternehmen wollen nun auch Arzneimittel zustellen. Die Idee fasst derzeit in Deutschland Fuß, könnte aber auch bald in Österreich Anhänger finden. Denn Investoren sind von der Idee angetan und stehen Schlange. Das Potenzial bei Lieferdiensten für Apotheken erkennen immer mehr Start-ups wie „Phaster“, „First-A“ oder „Kurando“. Sie sammeln Millionen bei Investoren ein und expandieren in viele deutsche Städte. „First A“ etwa ist in Berlin, Köln, Düsseldorf, München und Frankfurt unterwegs. „Mayd“ in Berlin und plant für die kommenden Wochen Starts in Stuttgart, Hannover, Leipzig und Essen. „Kurando“ will bis Ende März neben Berlin, München und Düsseldorf weitere Städte hinzunehmen.
Bei Medikamenten ist der Gang in die nächste Apotheke die Regel. Nicht zuletzt aufgrund der geregelten Beratungspflicht. Apotheker wissen Bescheid über Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten. Die Beratung durch Fachleute an Ort und Stelle funktioniert und kann schon rein rechtlich nicht so leicht von Lieferdienst-Boten übernommen werden. Die Start-ups versuchen aber die Lücke zu schließen. „Wir sind das Bindeglied zwischen der lokalen Apotheke vor Ort und den Kunden“, sagt Lukas Pieczonka, Unternehmer und Mitgründer des Apotheken-Lieferdiensts „Mayd“ aus Berlin. „Diese digitale Schnittstelle zwischen Produkt und Kunde, die gibt es bei Apotheken gar nicht. Und da positionieren wir uns.“
Per „Mayd-App“ können Patienten rezeptfreie Medikamente bei ihrer Apotheke bestellen. Ein Fahrer oder eine Fahrerin des Start-ups holt die Bestellung dort ab und liefert sie binnen 30 Minuten nach Hause – auch nach Ladenschluss und sonntags. Die Apotheke muss dabei sicherstellen, dass Patienten trotzdem über die Arznei aufgeklärt werden, etwa per Telefon oder über die Plattform. Investoren und Start-ups setzen dabei vor allem auf die geplante Einführung des eRezepts in Deutschland. Mit einem eRezept könnten Lieferdienste einfacher auch rezeptpflichtige Medikamente transportieren – vorausgesetzt, die Patienten wurden vorher aufgeklärt. Der „Mayd“-Investor Earlybird setzt darauf, dass sich, getrieben durch das eRezept, der Umsatz aus dem Online-Versand von Medikamenten in Europa bis 2030 mehr als vervierfachen wird. (APA/red)