Die geschätzte durchschnittliche Lebenserwartung von neugeborenen Männern lag 2021 in Österreich bei 78,8 Jahren und bei Frauen bei 83,3 Jahren. Laut Prognosen wird die Lebenserwartung in den kommenden Jahren weiter ansteigen und somit eine zahlenmäßige Dominanz der älteren Jahrgänge bringen. Eine angepasste, „altersgerechte“ Therapie typischer Erkrankungen dieser Generationen – wie beispielsweise Hypertonie eine ist – sollte unbedingt berücksichtigt werden, um Risiken für Folgeerscheinungen wie Herzinfarkt, Herz- und Niereninsuffizienz vorzubeugen.
Gemäß neueren Empfehlungen werden bei der Diagnose Bluthochdruck neben der Messung in der Arztpraxis auch häusliche Messwerte miteinbezogen, um die Fehleinschätzung durch die „Weißkittelhypertonie“ zu verringern. Generell gilt, dass bei Patienten mit Hypertonie Grad 1 (systolischer Wert 140–159 mmHg und/oder diastolischer Wert 90–99 mmHg) und einhergehendem niedrigem Risiko eine Pharmakotherapie nur empfohlen wird, wenn die Lebensstilintervention (regelmäßige Bewegung, Reduktion von Alkohol, Raucherentwöhnung, gesunde Mischkost mit viel Gemüse, Obst, Fisch sowie wenig rotem Fleisch) ungenügende Erfolge zeigt.
Behandlungsgrenzen bei älteren Patienten: Pharmakotherapie und Lebensstilmodifikation werden bei Personen ab 65 bis 79 Jahren empfohlen, eine Pharmakotherapie jedoch erst ab Werten für den systolischen Blutdruck zwischen 140 bis 159 mmHg und (!) nur wenn die Therapie gut vertragen wird. Die allgemeinen Behandlungsziele liegen bei Werten unter 140/ 90 mmHg, bei unter 65-Jährigen wird ein Bereich von 120 bis 129 mmHg systolisch, bei über 65-Jährigen 130 bis 139 mmHg angestrebt. Für Personen über 80 Jahren gelten ebenfalls 130 bis 139 mmHg, aber nur, wenn die Pharmakotherapie verträglich und die Patienten adhärent sind, was so viel heißt, dass bei Inakzeptanz der Patienten keine medikamentöse Behandlung durchgesetzt wird.
Wenn auf diese Weise Nebenwirkungen vermindert werden können, so werden in der letzten Lebensphase Blutdruckmedikamente durchaus auch zur Gänze abgesetzt. Es ist zu beachten, bei Patienten im fortgeschrittenen Alter auch die Pharmakotherapie so einfach wie möglich zu gestalten und beispielsweise Kombinationspräparaten den Vorzug zu geben.
Gerade im Bereich des Lebensstils besteht ein guter Hebel für ein aktives und gesundes Altern. Österreichische Bewegungsempfehlungen für Menschen ab 65 Jahren lauten:1
Ältere Erwachsene können laut den offiziellen heimischen Empfehlungen einen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen erzielen, wenn sie den Bewegungsumfang über 300 Minuten pro Woche steigern. Hier kann Bewegung mit mittlerer und höherer Intensität wieder kombiniert werden.1
Ein wichtiges Thema für die Gesundheit im Alter ist auch die Flüssigkeitszufuhr. Abnehmendes Durstgefühl ist immer wieder der Grund für einen dehydrierten Zustand. Ein Lösungsansatz ist es, eine tägliche Flüssigkeitsmenge zu definieren, die unabhängig vom Durstgefühl konsumiert wird. Krüge oder Teekannen, die aufgebraucht werden sollen, sind eine gute Möglichkeit, den Überblick zu behalten und nicht aufs Trinken „zu vergessen“.
Als kritischer Makronährstoff im Alter gilt Eiweiß. Durch die oft ungenügende Zufuhr schreitet der natürliche Muskelabbau schneller voran, das Verletzungsrisiko steigt, und die Lebensqualität sinkt. Eine ausreichende Eiweißaufnahme ist daher wichtig, um lange fit und selbständig zu bleiben.2
Appetitlosigkeit und Fehlernährung durch geringe Kochfreudigkeit und depressive Verstimmungen bzw. Depressionen können den Status aller Mikronährstoffe beeinträchtigen. Gleiches gilt bei Veränderungen des Zahnstatus und bei Kau- und Schluckbeschwerden. Eine Supplementierung ist in solchen Fällen ratsam. Eine ausgiebige Zufuhr von Antioxidanzien (Vitamin C, Vitamin E, Zink, Beta-Carotin, Polyphenole) bewährt sich im Alter ebenfalls, da freie Radikale inaktiviert werden, die den Alterungsprozess fördern.3
Um Abbauprozessen im Alter entgegenzuwirken, wird in der Forschung nach Substanzen und Kostformen gesucht, welche die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit möglichst lange erhalten sollen. Als Beispiel hierfür dient die mediterrane Kost, die sich laut einem Review aus dem Jahr 2016 vorteilhaft auf kognitive Funktionen im Alter auswirkt.4
Ein Schlüssel zur Verlangsamung der Zellalterung ist das Konzept der Autophagie, also die Fähigkeit der Zellen, nicht mehr verwertbare Bestandteile aufzuarbeiten und zu recyceln. Die Autophagie wird durch Bewegung und bestimmte Nahrungsinhaltsstoffe wie Spermidin (enthalten in Weizenkeimen, gereiftem Käse, Erbsen, Äpfeln, Nüssen, Pilzen) angeregt.