Migräneattacken sind durch mittelstarke bis starke, meist einseitige, pochend-pulsierende Kopfschmerzen und Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit charakterisiert. Alltagsaktivitäten verstärken vielfach den Schmerz. Die Attacke dauert unbehandelt vier Stunden bis zu drei Tage. Vor Auftreten der Kopfschmerzen kann ein Prodrom mit Symptomen wie Müdigkeit, Gereiztheit, depressiver Verstimmung, Konzentrationsproblemen, Nackenverspannung oder Reizüberempfindlichkeit auftreten. Bei manchen Patienten geht dem Kopfschmerz eine Aura mit neurologischen Symptomen, die sich langsam ausbreiten, voraus. Einige Patienten fühlen sich im Postdrom, nach Abklingen der Schmerzen, noch durch Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit oder Reizüberempfindlichkeit beeinträchtigt.
Für die Diagnose werden eine klinisch neurologische Untersuchung und eine ausführliche Anamnese erhoben. Ist die Anamnese für eine Migräne typisch und die neurologische Untersuchung normal – und gibt es keine Warnzeichen –, so ist eine Bildgebung des Gehirns nicht notwendig. Die Anamnese sollte im Sinne einer ganzheitlichen Abklärung Angaben zu Vorerkrankungen, Lebensumständen und bisher erfolgten Therapien umfassen, um die Therapie individuell anzupassen.
Eine Computer- oder Magnetresonanztomografie ist notwendig, wenn Warnzeichen vorhanden sind. Dazu gehören unter anderem Fieber, Bewusstseinsstörungen, bestimmte Vorerkrankungen wie Tumoren oder Gefäßkrankheiten, Auffälligkeiten in der neurologischen Untersuchung, schlagartig auftretende Kopfschmerzen, das Erstauftreten im Alter über 50 Jahre oder die Veränderung vorbekannter Kopfschmerzen.
Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen, die normale Bildgebung zeigt kein organisches Korrelat. Es ist jedoch eine neurobiologische Ursache gesichert: Auf Grundlage einer genetischen Neigung kommt es im trigeminovaskulären System zu Funktionsstörungen zwischen Zentren im Hirnstamm, Thalamus und Kortex, die für die Schmerzentstehung relevant sind. Personen mit Migräne weisen, auch zwischen den Attacken, eine andere Reizverarbeitung auf als Personen ohne Migräne. Während der Migräneattacke werden schmerzrelevante Neurotransmitter freigesetzt. Darüber hinaus beeinflussen psychische Faktoren und der Lebensstil die Migräne.
Migräneattacken können ohne erkennbare Auslöser auftreten. Einige Patienten bemerken aber, dass es manchmal Trigger geben kann. Dazu gehören z. B. negativer Stress, schlechter Schlaf, Alkohol, Verspannungen oder bestimmte Lebensmittel. Ob es sich tatsächlich um Trigger handelt, ist oftmals nicht sicher zu beurteilen, da Symptome wie Verspannungen oder Heißhunger auf bestimmte Lebensmittel bereits ein Prodrom der Migräne sein können. Der stärkste Einflussfaktor ist der weibliche Zyklus. So haben viele Frauen Attacken kurz vor oder während der Menstruation; bei manchen kommt es nach der Menopause zu einer Abnahme der Migränehäufigkeit.
Ziel der Behandlung ist es, innerhalb von zwei Stunden Schmerzfreiheit oder eine deutliche Abnahme der Schmerzen zu erreichen. Es können nichtsteroidale Antirheumatika genommen werden, wie etwa Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen; als zweite Wahl Paracetamol oder Metamizol.
Für die Therapie der (mittel-)schweren Attacken steht die Wirkstoffklasse der Triptane zur Verfügung, die spezifisch gegen Migräne wirkt. Wenn die Attacken mit anderen Schmerzmitteln nicht zufriedenstellend behandelt werden können, so ist jedenfalls ein Triptan zu versuchen. Bei fehlender Wirksamkeit kann der Wechsel auf ein anderes Triptan den gewünschten Effekt bringen. Bei starker Übelkeit oder Erbrechen sollte 10–15 Minuten vor der eigentlichen Schmerztherapie ein Antiemetikum genommen werden.
Für jede Akuttherapie gilt, dass sie in ausreichend hoher Dosierung und zu Beginn der Attacke eingesetzt werden muss.
Eine Prophylaxe ist indiziert, wenn sehr häufige oder sehr lange Attacken auftreten oder viele Akutmedikamente eingenommen werden. Behandlungsziel ist es, die Migränetage um mindestens 50 % zu reduzieren. Die Auswahl der Medikamente richtet sich nach Begleiterkrankungen und dem Lebensstil. Die medikamentöse Therapie sollte durch Ausdauersport, Entspannungstechniken, Psychotherapie oder Schmerzbewältigungstherapien ergänzt werden.
Verschiedene Substanzen, die nicht spezifisch gegen Migräne wirken, werden seit Jahrzehnten als Prophylaxe verwendet: Betablocker, Kalziumantagonisten, Antidepressiva, Antiepileptika und Botulinumtoxin, deren Wirkung in Studien belegt wurde. Seit 2018 stehen spezifisch gegen Migräne wirksame monoklonale Antikörper gegen den Neurotransmitter Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) zur Verfügung, die als Injektion verabreicht werden.