Die psychische Gesundheit umfasst verschiedenste Aspekte des Lebens.2 Schon vor Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2019 war etwa jeder achte Mensch weltweit von einer psychischen Störung betroffen. Die Finanzierung und Betreuung von Betroffenen, vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommensniveau, ist dabei global weiterhin nicht ausreichend. Im ersten Jahr der Pandemie wurde die Zunahme von Angststörungen und depressiven Symptomen auf etwa 25 % geschätzt. Rund 39 % aller Österreicher:innen leiden derzeit an einer psychischen Erkrankung.1, 3
Laut dem US-Forscher Corey Keyes stellt die psychische Gesundheit eine Verbindung zwischen dem emotionalen, dem psychologischen und dem sozialen Wohlbefinden dar. Ein psychisch gesunder Mensch wird daher auch oft durch die Abwesenheit einer psychischen Erkrankung charakterisiert. Die mentale Gesundheit umfasst jedoch auch andere positive Aspekte wie Zufriedenheit, Selbstvertrauen und das Gefühl der Zugehörigkeit. Verschiedene Faktoren beeinflussen die psychische Gesundheit. Zu ihnen gehören die genetische Prädisposition, Traumata und der sozioökonomische Hintergrund.2
Psychische Erkrankungen können bekanntlich auch körperliche Symptome hervorrufen. Betroffene leiden unter Beschwerden wie Schlafstörungen, Hypertonie oder chronischen Erschöpfungszuständen, die nicht durch ein organisches Leiden erklärt werden können. Zum individuellen Leidensdruck kommt oftmals auch eine starke soziale Stigmatisierung. Hier bedarf es weiterhin einer vermehrten Berichterstattung in der Öffentlichkeit, um das Thema der psychischen Gesundheit zu enttabuisieren. Um dem Thema insgesamt weltweit mehr Aufmerksamkeit zu ermöglichen, wurde 1948 der Weltverband für Psychische Gesundheit (WFMH) ins Leben gerufen, welcher gemeinsam mit der WHO den World Mental Health Day am 10. Oktober 1992 begründet hat.
In Österreich ist die Inanspruchnahme von Psychotherapie meist mit hohen finanziellen Kosten verbunden. Im Jahr 2009 wurde eine Studie publiziert, die gezeigt hat, dass große Einkommensunterschiede in Ländern psychische Erkrankungen fördern.4 Sozioökonomisch benachteiligte Menschen sind meist einer höheren psychischen Belastung ausgesetzt, aber können sich kein Therapieangebot leisten. Zu dieser Gruppe gehören vergleichsweise auch oft Menschen mit Migrationshintergrund. Andere Minderheiten sind aufgrund von Diskriminierungen ebenfalls häufiger von psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Suizidalität betroffen.5 Ängste und Depressionen treten aber auch vermehrt bei Kindern und Jugendlichen auf. Eine rezente Studie kam zu dem beunruhigenden Ergebnis, dass in Deutschland beinahe jedes dritte Kind zwischen 7 und 17 Jahren seit Beginn der COVID-Pandemie psychische Auffälligkeiten zeigt.6 Ebenfalls haben laut einer Studie 85 % der Kinder und Jugendlichen Sorgen, dass wir drauf und dran sind, die Erde zu zerstören.7
Die Bildung der Allgemeinbevölkerung über psychische Vorgänge und seelische Belastungsfaktoren („Mental Health Literacy“) ist essenziell. Durch dieses Wissen kann die eigene körperliche und seelische Belastbarkeit (Resilienz) besser eingeschätzt werden. Die Selbstfürsorge reicht dabei über die richtige und kritische Einordnung von Informationen bis hin zur sinnvollen und zeitgerechten Kontaktnahme mit Einrichtungen des Gesundheitssystems.8 Allgemeinmediziner:innen sind im Bereich von psychischen Erkrankungen meist niederschwellige Ansprechpartner, die häufige und typische Symptome erkennen können und bei Bedarf Betroffene weiterer professioneller Hilfe zuführen können.