Liebe Leser:innen!
Endlich ist es so weit, der Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin kommt. Mit dieser Ankündigung des Bundesministeriums und aller an den internen Arbeitsgruppen Beteiligten steigt die Hoffnung auf die dringend notwendige Attraktivierung der Allgemeinmedizin. Allerdings sind die Bedingungen, in welcher Form der Facharzttitel eingeführt werden soll, noch offen. Diese gilt es jetzt nachhaltig zu formulieren, um eine echte Aufwertung zu schaffen.
Für junge Allgemeinmediziner:innen ist die Ausbildungsqualität einer der wichtigsten Faktoren für die Berufswahl. Die Ausbildung findet zurzeit auf zwei Ebenen statt: im Krankenhaus und in der Lehrpraxis. Die Unterschiede in der Ausbildungsqualität im intramuralen Bereich sind enorm. Eines der größten Anliegen ist, dass junge Kolleginnen und Kollegen sich Allgemeinmediziner:innen als Verantwortliche (z. B. in Form eines Primariats) in den Krankenanstalten wünschen, welche die Ausbildung in den Häusern überblicken, aufwerten und hier auch Gestaltungsmöglichkeiten haben. Die fehlende Zuständigkeit einer hausinternen Stelle ist ein wichtiger Verbesserungspunkt. Daneben ist aber natürlich auch eine möglichst zielgerichtete Gestaltung des Fächerkanons der Spitalsrotation wichtig, damit Kolleginnen und Kollegen in dieser Zeit ein Maximum an praxisrelevanter Ausbildung mitnehmen können.
In einer Umfrage mit über 300 angehenden österreichischen Allgemeinmediziner:innen zeigte sich, dass eine Verlängerung der Lehrpraxis als attraktivierender Faktor für einen Facharzttitel der entscheidende Schlüssel ist. Die Lehrpraxis vermittelt den Kolleginnen und Kollegen gezielt Wissen und Fähigkeiten, welche für die allgemeinmedizinische hausärztliche Tätigkeit essenziell sind. Die Vielfältigkeit der Allgemeinmedizin, das Vernetzen aller Fachbereiche und die rein hausärztlichen Problemstellungen kann nur jemand vermitteln, der in diesem Feld selbst tätig ist. Dementsprechend muss die Lehrpraxisverlängerung ohne Gehaltseinbußen, die in manchen Bundesländern enorm sind, das entscheidende Ziel der Ausbildung sein.
Solange die Bedingungen einer solch zukunftsweisenden Entscheidung noch offen sind, liegt es an uns allen, uns für eine Aufwertung der allgemeinmedizinischen Versorgung einzusetzen. Schließlich werden wir mit den Folgen dieser zukunftsweisenden Veränderung als Kolleginnen und Kollegen und auch als Patient:innen leben müssen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Richard Brodnig