In den kommenden drei Wochen ist RELATUS PHARM in den Bundesländern unterwegs und fragt, welche Herausforderungen es jeweils im Apothekenbereich gibt und wie versucht wird, ihnen zu begegnen.
Matthias König, Präsident der Apothekerkammer Tirol, spricht beim RELATUS-Ländertour-Interview über die Wertschätzung der Kund:innen und eine gelungene Zusammenarbeit zwischen den Apotheken.
Der Fachkräftemangel hat Österreich fest im Griff. Wie macht sich das in den Tiroler Apotheken bemerkbar? Auch wir spüren den Personalmangel. Die Suche danach ist eine große Herausforderung, sowohl jene nach pharmazeutischem als auch nach pharmazeutisch-kaufmännischem Personal. Und das ist ja nicht alles, es dreht sich auch in Tirol um dieselben Themen wie in den anderen Ländern, da gehören sicherlich auch Lieferengpässe zu den aktuellen Herausforderungen.
Wie wirken sich die Lieferprobleme in Tirols Apotheken aus? Das merkt man durch die Bank. Wir versuchen uns zu retten, indem wir Alternativen finden. Es passiert aber schon oft, dass ein Arzneimittel, das an einem Tag nicht lieferbar war, drei Tage später wieder zu bekommen ist. Probleme gibt es im Moment vor allem bei gewissen Antibiotika, da haben wir eine Zeit lang manche aus Deutschland geholt, aber auch dort wird es schwierig. Es ist eine verzwickte Situation, wir verbringen viel Zeit damit, nachzusehen, was lieferbar ist und was nicht.
Bleiben wir beim Thema Verfügbarkeit. Wie ist das Verhältnis mit Nachtdiensten in Innsbruck und am Land? Von den 122 Tiroler Apotheken sind rund 30 in Innsbruck und hier machen pro Tag vier Apotheken Nachtdienst. Sprich alle acht Tage hat eine Apotheke Nachtdienst. Am Land ist das natürlich ganz anders, da gibt es fünf Apotheken, die Volldienst machen, also 365 Tage im Jahr, 24 Stunden lang. Ansonsten gibt es viel dazwischen, in den Ballungszentren müssen die Apotheken nicht so viele Nachtdienste machen.
Wie steht die Tiroler Apothekerkammer zu Lieferdiensten wie Mjam? Da gibt es in der Kammer keine Diskussionen. Das ist eine individuelle Entscheidung der Apotheken, aber bei uns am Land gibt es das ja zum Teil gar nicht.
Solche Lieferdienste haben durch die Pandemie einen Aufschwung erlebt. Wie hat sich Ihre Arbeit seit der Pandemie sonst verändert? An die Plexiglasscheiben haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Eine große Herausforderung ist derzeit die E-Medikation. Da ist das System noch nicht dort, wo wir es gerne hätten. Wir bräuchten außerdem mehr Geräte, aber in der gewünschten Anzahl sind sie gerade nicht lieferbar. Und auch bei den Ärzt:innen scheint das System noch nicht hundertprozentig zu funktionieren. Aber so ist das halt bei etwas Neuem, da dauert es einfach ein bisschen, bis es läuft. Bei der Apothekensoftware sind wir mittlerweile in einer Phase, wo aufgrund unseres Feedbacks Updates mit neuen Funktionalitäten kommen. Hier funktioniert die Zusammenarbeit mit den Softwarehäusern gut.
Und die „Zusammenarbeit“ mit den Kund:innen? Das Standing der Apotheken hat sich durch die Pandemie verändert. Wir waren immer da und als Ansprechpartner:innen immer erreichbar – dadurch hat sich das Image verbessert. Die Menschen haben gemerkt, was wir alles leisten können, nicht nur durch die Coronatests, sondern durch unsere Beratungsleistung. Wir haben wirklich gutes Feedback und vor allem mehr Wertschätzung bekommen. Ich bin besonders stolz auf das gute Miteinander der Tiroler Apotheken. Das hat sich seit Pandemiebeginn sehr positiv entwickelt. Es herrschen guter Zusammenhalt und guter Austausch. (Das Interview führte Katrin Grabner)