Nahrungsmittelallergien führen zu einer Reduktion der Lebensqualität sowohl von Patient:innen als auch ihren Familien, sie sind verbunden mit einer erheblichen medizinischen Kostenbelastung und ein Hauptauslöser der Anaphylaxie. Die Inzidenz von Nahrungsmittelallergien bei Kindern hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen und erreichte in Industrieländern mehr als 10 %.1, 2 Gemäß einer kürzlich veröffentlichten Studie3 kam es zu einer Zunahme der Prävalenz von Nahrungsmittelallergien in Europa in den vergangenen Jahren. Während sich die Lebenszeitprävalenz von selbstberichteter Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelprovokation nur geringfügig veränderte, stieg die Punktprävalenz von selbstberichteter Nahrungsmittelallergie, Sensibilisierung auf Basis von spezifischem IgE und Hautpricktest gegenüber früheren Schätzungen. Infrage gestellt wird in diesem Zusammenhang, inwiefern es sich dabei um tatsächliche Prävalenzzunahmen handelt oder ein erhöhtes Bewusstsein und eine größere Anzahl von bewerteten Lebensmitteln und Studien ebenfalls zu dieser Steigerung beitragen.
Bei der Frage, wie Nahrungsmittelallergien im Vorfeld verhindert werden können, wird vielfach die Hygienehypothese diskutiert, die nahelegt, dass die Exposition von Haustieren bei der Vorbeugung von allergischen Erkrankungen wirksam ist. Da bisherige Studien vorwiegend Nahrungsmittelallergien in Verbindung mit der Haustierhaltung von Hunden adressiert haben, hat eine kürzlich veröffentlichte Studie die Hygienehypothese anhand unterschiedlicher Haustierarten untersucht. An dieser prospektiven Geburtskohortenstudie4 (The Japan Environment and Children’s Study) nahmen insgesamt 97.413 Mütter und ihre Kinder teil. Die Forscher:innen untersuchten die Zusammenhänge zwischen der Exposition gegenüber verschiedenen Haustierarten während der fetalen Entwicklung oder der frühen Kindheit und dem Risiko des Auftretens von Nahrungsmittelallergien. Berücksichtigt wurden dabei die Haustierart, die allergiehervorrufenden Nahrungsmittel sowie der Zeitpunkt der Exposition.
Es stellte sich heraus, dass die Exposition gegenüber Hunden und Katzen während der fetalen Entwicklung oder der frühen Kindheit das Risiko des Auftretens von Nahrungsmittelallergien bis zum Alter von 3 Jahren verringert. Bei der Differenzierung zwischen diesen beiden Tierarten war die Exposition von Hunden mit einem geringeren Risiko des Auftretens von Ei-, Milch- und Nussallergien assoziiert. Die Exposition von Katzen scheint das Risiko des Auftretens von Ei, Weizen- und Sojabohnenallergien zu verringern. Demgegenüber wurde die Exposition gegenüber Hamstern mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer Nussallergie in Zusammenhang gebracht. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sowohl die Art des Haustieres als auch der Allergentyp eine Rolle bei der Allergieentwicklung spielen. Als Erklärung für die gefundenen Zusammenhänge werden Einflüsse auf das Mikrobiom, auf Endotoxin-Levels sowie auf die Funktion der Hautbarriere diskutiert.