Vaginale Erkrankungen vermeiden

Die weibliche Scheide ist als 8–12 cm langer häutig-muskulärer Schlauch von einem unverhornten mehrschichtigen Plattenepithel bedeckt, von dem die Tunica mucosa die oberste Schicht darstellt. Da es sich um ein drüsenfreies Epithel handelt, setzt sich das Vaginalsekret aus abgeschilferten Zellen, dem Transsudat aus der Vaginalwand sowie dem Zervikalsekret zusammen.

Neben der Mundhöhle und dem Darm sind auch in der Vagina Laktobazillen beheimatet – hier sind vor allem die Stämme L. crispatus, L. gasseri, L. jensenii, L. iners und L. rhamnosus vertreten, die im gesunden Körper ein großes Ökosystem bilden. Die Laktobazillen, die das Mikrobiom zu etwa 70 % dominieren, sind nach ihrem Entdecker Döderlein benannt und verfügen über die Fähigkeit, das im Zytoplasma der Superfizialzellen eingelagerte Glykogen zu Milchsäure abzubauen. Die Ansäuerung des Vaginalsekrets erreicht dadurch einen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4, und es werden für potenziell pathogene Keime unwirtliche Bedingungen geschaffen. Weiters sind sie in der Lage, antimikrobielle Substanzen (Wasserstoffperoxid, Bakteriozine) zu produzieren und auf diese Weise das Abwehrsystem der Schleimhaut intakt zu halten.

Stress, hormonelle Einflüsse oder Schwankungen (Menstruation, Schwangerschaft, Klimakterium), übertriebene Intimhygiene, häufiger Geschlechtsverkehr, Spermizide, unkontrollierter Diabetes mellitus und Medikamente wie Antibiotika, kombinierte orale Kontrazeptiva, Glukokortikoide sowie Immunsuppressiva können das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen, das sehr sensibel auf schwankende Glukoseangebote reagiert.

Vaginalmykosen

Eine der häufigsten Erkrankungen im gebärfähigen Alter einer Frau ist die Vaginalmykose, wobei Hefepilze (z. B. Candida albicans), die auch im gesunden Körper vorkommen, als Hauptauslöser identifiziert wurden, indem sie bei Dysbalancen des Mikrobioms zu pathogenen Überbesiedlungen führen. In den meisten Fällen sind sowohl Vagina als auch Vulva von den Candida-Überwucherungen betroffen, weshalb Erkrankungen als Vulvovaginalcandidosen (VVC) bezeichnet werden. Das irritierte Milieu reagiert mit Entzündungen und Gewebeschäden, die sich mit Symptomen wie Rötung der inneren und äußeren Schamlippen, vermehrte gelb­lich-weißlich krümeligem Ausfluss, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Juckreiz sowie Brennen im Intimbereich bemerkbar ­machen.

In der Therapie kommen vor allem antimykotisch wirksame Substanzen der Azole (Clotrimazol, Econazol) oder Polyene (Nystatin) in Form von Cremen, Salben, Kapseln und Scheidenzäpfchen zur Anwendung. Der in der Selbstmedikation häufig verwendete Arzneistoff Clotrimazol kann in seltenen Fällen (1–2 %) unerwünschte Wirkungen wie allergische Hautreaktionen, Urtikaria, Hautrötungen oder -reizungen zur Folge haben und verfügt über primär fungistatische, in hohen Konzentrationen auch fungizide Effekte. Untersuchungen bezüglich der Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit liegen nur bei intravaginaler Applikation vor, ­wonach teratogene Wirkungen nicht zu ­erwarten sind. Zur Vermeidung einer ­Reinfektion kann – neben einer ausreichend langen Anwendung – in Erwägung gezogen werden, den Partner mitzubehandeln und die Creme 2–3-mal täglich auf die Geschlechtsteile aufzutragen.

Eine ärztlich angeordnete orale Behandlung mit den Wirkstoffen Fluconazol oder Itraconazol ist ebenfalls möglich. Weiters kommen auch Antiseptika wie Povidon-Jod bei VVC zum Einsatz, eine Anwendung bei Patientinnen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen zählt jedoch als Kontraindikation. Vaginal zu applizierende Arzneiformen werden meist vor dem Zubettgehen eingeführt und eignen sich meist nicht zur ­Anwendung während der Menstruation. Weiters kann die Reißfestigkeit von Latexkondomen auch einige Tage über die Anwendung hinaus beeinträchtigt werden. Der Wirkstoff Octenidin ist ebenfalls zur Anwendung auf der Schleimhaut im Vulvovaginalbereich gegen unkomplizierte Pilzinfektionen indiziert, wobei die Dauer der lokalen Behandlung auf zwei Wochen zu begrenzen ist. Eine Therapie während Schwangerschaft und Stillzeit ist möglich. Aromatherapeutisch können die ätherischen Öle von Palmarosa, Thymian Ct. Thujanol, Schafgarbe, Lavendel extra, Römische Kamille, Bergbohnenkraut, Manuka sowie Teebaum in einer Mischung mit fettem Öl (z. B. Schwarzkümmel) auf einem Tampon verwendet werden, jedoch sollte auf mögliche Reizungen und allergische Reaktionen geachtet werden.

Bakterielle Vaginose

Eine weitere häufig auftretende Erkrankung im Vaginalbereich stellt die bakterielle Vaginose (BV) dar, die oftmals aufgrund eines starken Rückgangs von Laktobazillen durch einen ansteigenden pH-Wert ausgelöst wird. Auslöser für eine bakterielle Vaginose ist meist eine Überwucherung des Keims Gardnerella vaginalis, der durch unangenehme Symptome wie vermehrten grauweißen Ausfluss, fischigen Intimgeruch, Rötung, Irritationen, Brennen sowie Juckreiz charakterisiert ist.

Das tückische Bakterium ist in der Lage, einen komplexen Biofilm zu bilden, der vor antimikrobiellen Mitteln sowie Immun­antworten des Wirtes schützt.
Therapeutisch kommen zur oralen oder intravaginalen Behandlung die Wirkstoffe Metronidazol und Clindamycin zur Anwendung, wobei leider eine hohe Rezidivrate beobachtet werden kann, die vermutlich auf die unzureichenden Effekte der antibiotisch wirksamen Substanzen gegen Bakterien im Biofilm zurückzuführen ist. Lokale Antiseptika wie Dequaliniumchlorid oder Octenidin sind auch bei einer BV gut einsetzbar.

Gesundes Mikrobiom

Weitere Möglichkeiten, um das humane vaginale Mikrobiom gesund zu erhalten, sind die Anwendungen oraler und/oder vaginaler Probiotika mit unterschiedlichen Lactobacillus-Stämmen, die eine schnellere Regeneration der Vaginalflora nach einer Infektion bzw. einer medikamentösen Therapie bewerkstelligen. Die rektale und die vaginale Laktobazillenflora sind zu überwiegenden Teilen übereinstimmend, sodass der Darm als Reservoir für Laktobazillen vermutet wird, die über die „Schleimstraße“ vom Enddarm in die Vagina wandern. Bekräftigt wird diese These durch den Nachweis oral aufgenommener Laktobazillen in der Vagina. Der saure pH-Wert des Mikrobioms kann auch durch die lokale Anwendung von Präparaten mit Ascorbinsäure gut erreicht werden.

Weitere Tipps zur Behandlung oder Vermeidung von vaginalen Erkrankungen:

• Bei Begleitsymptomen wie Unterleibs- und/oder Rückenschmerzen, Fieber bzw. Vaginalblutungen außerhalb der Menstruation, bestehender Schwangerschaft sowie einem Lebensalter unter 18 Jahren sollte ein Arzt/eine Ärztin aufgesucht werden.

• Bei besonders häufigen Infektionen (mehr als 4-mal/Jahr) sowie nichteintretender Besserung oder gar Verschlimmerung der Symptome trotz Therapie sollte ebenso ein Arzt/eine Ärztin konsultiert werden.

• Enganliegende Unterwäsche aus Kunstfasern sowie kunststoffbeschichtete Slipeinlagen und Binden verursachen einen Wärmestau und können Infektionen im feucht-warmen Intimmilieu begünstigen.

• Die Intimhygiene sollte mit Wasser und geeigneten Waschlotionen erfolgen, die dem pH-Wert der Vagina angepasst sind und im Idealfall Milchsäurebakterien enthalten.

• Beim Toilettengang gilt: immer von vorne nach hinten wischen.

• Ein mit ausreichend Vitamin C sowie weiteren Antioxidanzien, Vitamin D und Zink versorgtes Immunsystem kann potenzielle Keime leichter in Schach halten und eliminieren.

• Verschwitzte Slips sowie nasse Badebekleidung sind möglichst rasch zu wechseln.

• Bei bestehenden Infektionen ist es ratsam, die Unterwäsche bei mindestens 60 °C zu waschen oder einen Hygiene-Wäschespüler zu verwenden.