Chemo- oder Radiotherapie sind etablierte Standardtherapien für Seminome im Stadium II, können aber zu signifikanten Langzeit-Nebenwirkungen in dieser meist jungen Patientengruppe führen. Prospektive Studien zeigten, dass die primäre retroperitoneale Lymphknotendissektion (RPLND) eine effektive und sichere alternative Behandlung darstellt.
In dieser Studie wurden präliminäre Daten für 94 Patienten mit Seminom im Stadium IIA bis IIB mit 1-2 Lymphknoten ≤ 3 cm und RPLND als Standardbehandlung präsentiert. Sowohl Patienten mit Rezidiv nach Stadium I (58 Patienten, 62%) als auch mit primärem Stadium IIA und IIB (36 Patienten, 38%) bei Diagnose wurden inkludiert. Die Histologie nach RPLND ergab ein Seminom bei 83 Patienten, benigne Histologie/Nekrose in 8, und vitaler Nicht-Seminom-Keimzelltumor, Teratom bzw. Lymphom in je einem Patienten.
Durchschnittlich wurden 19 Lymphknoten entfernt, davon waren 1,5 Lymphknoten im Durschnitt positiv. 10 Patienten (10,6%) hatten eine post-operative Komplikation nach Clavien-Dindo >2,23 Patienten (24%) erhielten nach RPLND eine adjuvante Therapie, die meisten davon einen Zyklus BEP. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 21 Monaten (Spanne 4-61 Monate) hatten 9 Patienten (9,6%) ein Rezidiv, davon traten 8 im ersten Jahr nach RPLND auf.
FAZIT: Basierend auf diesen Ergebnissen lässt sich sagen, dass die vorläufigen Resultate für die primäre RPLND für Seminome im Stadium IIA-IIB ≤ 3 cm vielversprechend sind. Es ist jedoch eine längere Nachbeobachtungszeit aller Patienten für die endgültige Beurteilung nötig.