Die beste Maßnahme ist natürlich die Vermeidung von Verletzungen jeder Art. Trotzdem sollte in keiner Reiseapotheke eine gewisse Grundausstattung an Verbandmaterial, Desinfektionsmitteln und Schmerzmitteln fehlen. Auch Arzneimittel gegen Hämatome und Insektenstiche sind empfehlenswert.
Zur Vermeidung von Wundinfektionen muss jede Wunde zunächst gereinigt werden. Akute Wunden werden am besten mit physiologischer Kochsalzlösung oder Ringerlösung gereinigt, notfalls kann auch fließendes kaltes Wasser verwendet werden. Liegt keine offensichtliche Verschmutzung vor – z. B. bei kleinen Schnittwunden – kann direkt desinfiziert werden. Kleine, lose Fremdkörper werden sofort mit einer sauberen Pinzette entfernt. Anschließend erfolgt die fachgerechte Desinfektion der Wunde, um die Keimzahl möglichst gering zu halten. Empfehlenswert sind beispielsweise Lösungen mit einer Kombination aus Octenidin und 2-Phenoxyethanol oder auch Chlorhexidin. Beide Lösungen sind farblos und brennen nicht. Ein sehr breites Wirkungsspektrum hat Polyvidon-Jod, dessen Lösung zur Wunddesinfektion unverdünnt verwendet wird. Die Desinfektion mit 70%-igem Ethanol ist ebenfalls möglich, kann jedoch brennen.
Danach ist es wichtig, die Wunde richtig abzudecken, um Keime fernzuhalten. Empfehlenswert sind Wundauflagen, die nicht mit der Wunde verkleben und eine feuchte Wundheilung ermöglichen. Wundsalben sorgen für eine rasche, problemlose Heilung. Besonders großflächigere oder problematische Wunden, wie Schürf- oder Brandwunden, heilen innerhalb eines feucht-warmen Mikroklimas wesentlich besser und schneller. Der Vorteil einer feuchten Wundheilung ist u. a. die gute thermische Isolation, die Vermeidung der Schorfbildung sowie die Begünstigung von Zellwanderung, Zellvermehrung und enzymatischen Vorgängen.
Vorsicht geboten ist bei problematischen Wunden, wie beispielsweise Bisswunden, die unbedingt eine ärztliche Versorgung erfordern (Stichwort: Tollwut, Tetanus!). Auch tiefere Wunden, offene Brandwunden, Platzwunden und Stichverletzungen können nicht selbst behandelt werden, sondern müssen nach Erstversorgung bei der/dem Ärzt:in bzw. im Spital therapiert werden.
Brandverletzungen differenziert man in vier Verbrennungsgrade, welche die Schwere der Hautschädigung charakterisieren. Bei Verbrennungen ersten Grades zeigt sich ein schmerzhaftes Erythem, wobei nur die obersten Hautschichten betroffen sind. Treten außerdem Bläschen, Blasen und Ödeme auf, handelt es sich bereits um eine Verbrennung zweiten Grades. In diesen beiden Stadien ist eine Selbstbehandlung der Wunde möglich, sofern nicht mehr als ein handtellergroßer Bereich betroffen ist. Verbrennungen höheren Grades mit Gewebsnekrose bzw. großflächigere Verbrennungen erfordern eine rasche ärztliche Versorgung im Spital.
Die wichtigste Maßnahme bei akuten Brandverletzungen ist die Kühlung mit kaltem Leitungswasser, um die Schmerzen zu lindern und die Erythembildung so gering wie möglich zu halten. Die Wassertemperatur sollte dabei 15–20 oC betragen. Keinesfalls darf Eiswasser verwendet werden, das würde zu einer zusätzlichen Schädigung führen! Alte Hausmittel wie z. B. Mehl sind obsolet und dürfen nicht auf die Wunde aufgebracht werden (Infektionsgefahr!). Brandblasen dürfen nicht geöffnet werden, da die Epidermis einen natürlichen Schutz gegen das Eindringen von Keimen darstellt. Bei Sonnenbrand sind kühlende Auflagen sehr angenehm, auch Umschläge mit Topfen bewähren sich als erste Maßnahme.
Anschließend ist die Applikation kühlender Gele, die Antihistaminika enthalten, empfehlenswert. Wundheilungsfördernde Arzneistoffe wie Dexpanthenol beschleunigen die Bildung neuer Hautzellen durch Erhöhung der Mitoserate. Wichtig ist dabei die Wahl der richtigen Arzneiform. Ideal sind Schaumsprays oder kühlende Cremen (O/W-Emulsion), fettende Salben sind hingegen zu vermeiden, da sie die Wärme im Gewebe halten und somit eine Kühlung verhindern.
Stumpfe Verletzungen werden zunächst nach der so genannten PECH-Regel erstversorgt. Diese Abkürzung steht für Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Der betroffene Körperteil muss sofort ruhiggestellt werden und für fünf bis zehn Minuten gekühlt werden. Dazu verwendet man idealerweise Coolpacks, notfalls auch Gefrorenes aus der Tiefkühltruhe, am besten in ein Tuch gewickelt, damit das Kühlgut nicht direkt auf der Haut liegt. Auch Kältesprays sind für die erste Hilfe geeignet. Diese Maßnahme verhindert ein zu starkes Anschwellen bzw. Hämatombildung. Anschließend ist das Anlegen eines festen Verbandes empfehlenswert.
Nach erfolgter Erstversorgung muss beurteilt werden, ob eine ärztliche Behandlung erforderlich ist.
Um den betroffenen Körperteil weiter zu stabilisieren und zu schonen, ist es ratsam, für einige Tage einen Stütz- bzw. Kompressionsverband zu tragen. Sportgele wirken einerseits schmerzstillend und entzündungshemmend durch lokale Analgetika wie etwa Diclofenac, Ibuprofen, Dimethylsulfoxid oder Salizylate. Eine gelartige Formulierung andererseits bringt zusätzlich einen kühlenden Effekt, der durch Lagerung des Gels im Kühlschrank noch verstärkt werden kann. Keinesfalls dürfen Sportgele auf offene Wunden aufgebracht werden.
Hämatome entstehen als Folge einer Gefäßschädigung bei intakter Haut und Austritt des Blutes ins umliegende Gewebe. Auch in diesem Fall sind Sportgele Mittel der Wahl. Diese sollten jedoch neben der analgetischen Komponente auch Heparin enthalten, wobei eine wirkungsrelevante Penetration durch die Haut ab einer Dosis von 30.000 IU/100 g nachgewiesen wurde. Neuere Präparate enthalten sogar bis zu 100.000 IU/100 g. Durch Angriff an mehreren Stellen der Gerinnungskaskade hat Heparin gerinnungshemmende Wirkung und greift in bestimmte Enzymsysteme ein, wodurch ein Hämatom rascher abgebaut wird.
Bei stumpfen Verletzungen kann kurzfristig zusätzlich eine systemische Schmerzlinderung notwendig sein. Ein sehr sicheres Analgetikum ist das Anilinderivat Paracetamol. Die antiphlogistische Wirkung ist eher gering. Die Dosis beträgt 10–15 mg pro kg Körpergewicht bis zu viermal täglich, bei Erwachsenen maximal viermal 500 mg.
Zusätzlich antiphlogistische Wirkung besitzen NSARs wie beispielsweise Ibuprofen, Dexibuprofen und Dexketoprofen. Ist man unterwegs, so ist häufig kein Wasser zur Hand. Praktisch sind daher trinkfertige Lösungen, Sachets oder Granulate zur Direkteinnahme. Zu beachten sind etwaige Wechselwirkungen. Vorsicht geboten ist insbesondere bei Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion und bei bestehendem Asthma. Kontraindiziert sind NSARs bei Marcoumar®-Patient:innen bzw. bei Therapie mit DOAKs (z. B. Clopidogrel, Dabigatran, Rivaroxaban). Das ideale Analgetikum für diese Patientengruppe ist das bereits genannte Paracetamol.
Insektenstiche oder -bisse äußern sich durch mehr oder weniger stark schmerzhafte und juckende Rötungen und Schwellungen. In den meisten Fällen sind die Stiche ungefährlich, und die Beschwerden können mit einfachen Maßnahmen gelindert werden. Problematischer ist die Situation jedoch bei Insektenstichen auf Reisen. In tropischen Gebieten ist die Gefahr einer Malariaerkrankung, die durch Insekten (Anopheles-Mücke) übertragen wird, sehr hoch, auch das Dengue-Fieber breitet sich immer weiter aus (Übertragung v. a. durch Tigermücke). Einige Insekten, wie z. B. manche Spinnen, legen ihre Eier in die menschliche Haut ab, was ebenfalls dringend einer ärztlichen Behandlung bedarf. Wichtig ist es daher, jeden Stich zu beobachten. Beschwerden wie Entzündungen der Einstichstelle oder Fieber können auch einige Zeit nach der Rückkehr auftreten und erfordern eine rasche ärztliche Abklärung.
Als Sofortmaßnahme ist eine rasche Kühlung des Hautbereiches hilfreich. Steckt noch ein Stachel in der Einstichstelle, so entfernt man diesen am besten mit einer Pinzette. Lokale H1-Antihistaminika wie Dimetinden oder Bamipin lindern in Form kühlender Gele den Juckreiz und reduzieren durch Blockade der Histaminreaktion auch Rötungen und Schwellungen. Kombinationen mit Lokalanästhetika wie Benzocain sind auch gut schmerzstillend.
In unseren Breiten ist eine Krankheitsübertragung vor allem durch Zeckenbisse von Bedeutung. Neben einer Infektion mit FSME, gegen die eine Impfung schützt, ist auch eine Borrelioseinfektion möglich. Jeder Zeckenbiss sollte daher nach Entfernung der Zecke mit Octenidin desinfiziert und über einige Tage bis Wochen auf Borreliosesymptome (lokal: weißer Herd mit rotem Ring) beobachtet werden. Eine Infektion wird von der/dem Ärzt:in antibiotisch behandelt.