Jeweils im September treffen sich in St.Gallen Pflegefachpersonen der onkologischen Praxis aus der Schweiz, Deutschland und Österreich zur traditionellen deso Onkologiepflege Fortbildung. Die Expert:innen wollen am Puls der Entwicklungen bleiben und ihr Wissen und Können an diesem hochstehenden Anlass auffrischen und vermehren. Dr.in Agnes Glaus hat vieles für ihr Publikum möglich gemacht und gemeinsam mit ihren Wegbegleiter:innen der deso Onkologiepflege Fortbildung im September 2022 zum insgesamt 25. Mal nach St. Gallen, Schweiz, eingeladen.
OÄ Dr.in Susanne Koeppen, LVR-Klinikum Universität Duisburg-Essen, Deutschland, rief in ihrem Vortrag „Polyneuropathie in der modernen Onkologie: Update zu den Erkenntnissen bezüglich Prävention und Therapie“ das Neurotoxizitätspotenzial von Chemotherapien in Erinnerung. Insbesondere Platinverbindungen, Taxane, Vincaalkaloide, Eribulin und Bortezomib weisen ein hohes Neurotoxizitätspotenzial auf. Eine medikamentöse Prophylaxe steht bis dato nicht zur Verfügung, weshalb Koeppen umso mehr eine Beachtung des Risikoprofils und eine umgehende Dosisreduktion bei Auftreten von neuropathischen Symptomen empfiehlt.
Zur Vermeidung irreversibler Komplikationen hat die Beachtung dieser Symptome höchste Priorität. Speziell vor Therapieeinleitung empfiehlt die Expertin, einen neurologischen Status zu erfassen. Eine frühzeitige Erfassung der Ausgangslage, um Beschwerden rechtzeitig erkennen zu können, ist eine starke Empfehlung in der S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen Patient:innen der Deutschen Krebsgesellschaft. Koeppen empfiehlt die ehebaldige Einleitung eines Funktionstrainings, das beispielsweise ein Training der Balance, Sensomotorik und Feinmotorik umfasst.
Ein hochrelevantes und immer hinterfragtes Thema wurde von der Advanced Practice Nurse Dr.in Anja Kröner, PhD, Kantonsspital Glarus, Schweiz, präsentiert: „Aktuelle Evidenz zur Mundpflege bei verschiedenen onkologischen Therapien“. Es steht fest, dass sich die orale Mukositis im Falle einer Antikörper- oder Kinaseinhibitortherapie anders und heterogener präsentiert als bei Zytostatikatherapien. Das Management unterteilt sich weiterhin in Prävention (orale Mundpflegeprotokolle, orale Basispflege, zahnärztliche Untersuchungen und Prothesenpflege) und Behandlung. Bei klassischen Zytostatikatherapien wird symptomatisch behandelt, während bei zielgerichteten Therapien und Immuntherapien vorwiegend Steroide, topisch und systemisch, verabreicht werden. Wichtig ist hierbei auch die Risikoeinschätzung und Potenzialanalyse der zu verabreichenden Präparate.
Besonders erfreulich ist die steigende Teilnehmerzahl aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Verpassen Sie nicht, sich mit Kolleg:innen aus der D-A-CH-Region auszutauschen und aktuelles Wissen präsentiert zu bekommen: Die nächste Onkologiepflege Fortbildung in St. Gallen findet am 31. August und 1.September 2023 statt.