Neue Studien geben Hoffnung: Anstelle einer täglichen Injektion könnte es bald eine wöchentliche Insulin-Spritze für Diabetiker:innen geben.
Typ-2-Diabetiker:innen sind im späteren Verlauf ihrer Erkrankung oft auf tägliche Insulin-Injektionen angewiesen. Ein neues Präparat soll hier Erleichterung bringen: Beim Jahreskongress der amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA-Kongress) in San Diego wurden zwei groß angelegte Zulassungsstudien für ein Ultralangzeit-Insulin mit vielversprechenden Ergebnissen vorgestellt. Die erste Studie, welche im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, verglich die Auswirkungen von einer wöchentlichen Insulin-Spritze mit jenen einer täglichen Injektion bei insgesamt 492 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes. Die wöchentliche Injektion schnitt besser ab: Während 52 Wochen sank der Wert für mit Zucker beladene rote Blutkörperchen (HbA1c; mittelfristig aussagekräftiger Parameter für die Blutzuckereinstellung) von im Mittel 8,5 auf 6,93 Prozent. In der Vergleichsgruppe mit täglichen Insulininjektionen wurde eine Reduktion von im Mittel 8,44 Prozent auf 7,12 Prozent registriert. Für eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetiker:innen sprechen Werte von 6,5 Prozent und darunter. Während die Patient:innen unter Ultralangzeit-Insulin fast 72 Prozent der Zeit Blutzuckerwerte zwischen 70 und 180 Milligramm pro Deziliter Blut aufwiesen, lag dieser Anteil in der Vergleichsgruppe mit fast 67 Prozent deutlich niedriger.
Auf der anderen Seite wurden in der Gruppe mit der einmal wöchentlichen Insulin-Verabreichung mehr Episoden einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) registriert. Als bedenklich wurde das nicht gewertet, weil sie sich als geringgradig herausstellten. Die Vorteile des neuen Präparats liegen darin, dass es eine extrem lange Halbwertszeit von 196 Stunden aufweist und nicht nur langsam abgebaut wird, sondern durch eine Bindung an Albumin-Eiweiß im Blut nur langsam freigesetzt wird. Eine internationale Studie, die im Journal der amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA) veröffentlicht wurde, brachte ähnliche Ergebnisse. Das neue Ultralangzeit-Insulin wurde von Novo Nordisk bereits zur Zulassung in den USA und in Europa sowie bei den Arzneimittelbehörden zusätzlicher Staaten eingereicht. Rund 540 Millionen Typ-2-Diabetiker:innen weltweit könnten dann bald davon profitieren. (kagr/APA)
SERVICE: Publikation (New England Journal of Medicine), Publikation (JAMA)