Krebstherapie mit Diabetes-Medikament?

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Forscherende aus Wien haben die Chancen eines Diabetes-Medikamentes für die Therapie von metastasierendem Prostatakrebs untersucht.

Während Patient:innen mit lokal begrenztem Prostatakarzinom eine gute Überlebenschance haben, bleibt die Sterblichkeit bei den Betroffenen mit fortschreitendem, metastasierendem Prostatakrebs weiterhin hoch. Der genaue Mechanismus der Tumorausbreitung konnte bisher nicht ausreichend geklärt werden. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der MedUni Wien hat nun den zugrundeliegenden zellulären Signalweg entschlüsselt und ein gängiges Diabetes-Medikament als neue Therapieoption erforscht. Die Studie wurde nun im renommierten Fachjournal Molecular Cancer veröffentlicht.

Bei den Untersuchungen von Prostatakrebszellen in einem komplex aufbereiteten Mausmodell identifizierte das Forschungsteam um Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie der MedUni Wien, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni Wien) die Protagonisten bei der Regulierung des Wachstums der Tumorzellen und deren Zusammenspiel. Die Hauptrolle spielte dabei das Protein STAT3 (Signal Transducer and Activator of Transcription 3), dessen Aktivierung durch ein anderes Protein (Interleukin 6, IL6) in Zusammenhang mit dem Fortschreiten von Tumorerkrankungen schon länger im Rampenlicht der Krebsforschung steht.

„Wir konnten in unserer Studie erstmals zeigen, dass interessanterweise eine dauerhafte Aktivierung von STAT3 die Entstehung von Prostatakrebs und die Entwicklung sowie Ausbreitung von Metastasen verhindert. Umgekehrt haben wir herausgefunden, dass der Verlust des Signalwegs zwischen STAT3 und IL6 in der Prostata zu massivem Tumorwachstum und zu Metastasen führen kann, was die Aggressivität des Krebses und die Sterblichkeitsrate deutlich erhöht“, fasst Studienleiter Kenner den Kern der Ergebnisse zusammen.

Wie sich im Lauf der Studie zudem herausstellte, führt die Aktivierung von STAT3 in der Prostata zu einem erhöhten Vorkommen von Zellbestandteilen (LKB1/pAMPK), die für die Regulation des Zuckerstoffwechsels verantwortlich sind und mit Diabetes mellitus Typ 2 in Verbindung stehen. Die Proteine LKB1/pAMPK blockieren bestimmte Krebsmoleküle und damit auch das Tumorwachstum. „Als Konsequenz daraus haben wir in unserer Forschungsarbeit ein gängiges Diabetes-Medikament eigesetzt“, sagte Kenner. Dabei wurde entdeckt, dass der Wirkstoff Metformin, der bei Typ 2-Diabetes zur Regulierung des Glukosehaushalts verwendet wird, das Fortschreiten von STAT3-positivem Prostatakrebs signifikant bremsen kann. STAT3-positiver Prostatakrebs weist einen Stoffwechsel auf, der Typ 2-Diabetes sehr ähnlich ist. „Da Metformin bereits zur Verfügung steht, könnten unsere Forschungsergebnisse helfen, schon in absehbarer Zeit neue Behandlungsmöglichkeiten für Patient:innen mit STAT3-positiven Prostatakrebs zu entwickeln“, sagt Kenner im Vorfeld weiterer Forschungen zur neu entdeckten Therapieoption.

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