Doz. Stefan Kastl gibt einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen der ESC-Guidelines zum Management der Endokarditis.
Im Bereich der Prävention gibt es für Patient:innen mit hohem Risiko für eine infektiöse Endokarditis eine Klasse-1-Empfehlung für eine Antibiotikaprophylaxe vor Eingriffen, die mit einem hohen Risiko für eine Endokarditis assoziiert sind. Hochrisikopatient:innen sind z. B. jene, die bereits eine Endokarditis hinter sich haben, oder Patient:innen mit Herzklappenprothesen oder bestimmten angeborenen Herzerkrankungen. Bei Patient:innen mit einem intermediären Risiko, dazu zählen u. a. auch jene mit einem Schrittmacher, sollte individuell über eine Antibiotikaprophylaxe entschieden werden. Weitere Präventionsmaßnahmen wie Zahn- und Hauthygiene oder Wundpflege sind ebenfalls mit einer Klasse-I-Empfehlung versehen, es wird vermehrt auf Patientenschulung gesetzt.
Die Diagnose stützt sich auf klinischen Verdacht, Blutkultur und Bildgebung, wobei neue Diagnosealgorithmen bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Basierend auf dem Vorhandensein von Haupt- und Nebenkriterien erfolgt die Einteilung in definitive, mögliche und ausgeschlossene Endokarditis. Hauptkriterien sind z. B. eine positive Blutkultur oder ein positiver Hinweis auf Endokarditis in der Bildgebung, wobei hier neben dem transthorakalen und transösophagealen Ultraschall auch neue Imaging Methoden wie Herz-CT, FDG-PET oder Leukozyten-SPECT-CT mit demselben Empfehlungsgrad versehen sind.
Im Bereich der Therapie brachten die Ergebnisse der POET-Studie eine neue Klasse-IIA-Empfehlung: Nach 10 Tagen intravenöser Antibiotikatherapie können stabile Patient:innen mit einer oralen Antibiose nach Hause entlassen werden.
Delgado V et al., Eur Heart J 2023; ehad193