Gastritis: Beratung an der Tara

Die Schleimhäute des Magens und des oberen Zwölffingerdarms sind durch eine ausreichende Schleimschicht vor der aggressiven Magensäure geschützt. Solange die Epithelschicht intakt ist, wird genügend Schleim produziert, und die Magenschleimhaut regeneriert sich immer wieder. Erst wenn die Balance zwischen protektiven und aggressiven Faktoren gestört ist, kommt es zu Reizungen und Entzündungen (Gastritis).

Mögliche Auslöser klären

Die Auslöser einer Gastritis sind sehr unterschiedlich, und in der Beratung sollte gemeinsam mit den Betroffenen geklärt werden, ob die Beschwerden eventuell „hausgemacht“ sind. Unter anderem können Stress, Reizüberflutung, falsche Ernährung, hastiges Essen und Genussmittelmissbrauch (Alkohol, Koffein, Nikotin) zu einer Reizung des Magens und in Folge zu Gastritis führen. In diesem Fall wären Verhaltensänderungen eine wichtige Erstmaßnahme, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Weitere Auslöser sind eine häufige und hochdosierte Einnahme von NSAR, Glukokortikoiden oder Zytostatika. Aber auch Infektionen mit Helicobacter pylori, Herpesviren oder Candida albicans können die Magenschleimhaut reizen.

Chronische Gastritis

Eine chronische Gastritis zeigt eher unspezifische Symptome wie zum Beispiel Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl nach den Mahlzeiten und Blähungen. Oft verläuft diese jedoch auch beschwerdefrei ohne Symptome. Je nach Ursache bzw. Auslöser wird zwischen drei Subtypen unterschieden. Bei Typ A handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung (mit 5 % die seltenste Form), Typ B ist bakteriell bedingt z. B. durch Helicobacter pylori (mit 80 % häufigste Form), und Typ C ist eine chemisch bedingte Gastritis ausgelöst durch z. B. NSAR, Antibiotika, Gallenflüssigkeit oder Lebensmittelvergiftungen (ca. 15 %).

Akute Gastritis

Eine akute Gastritis kann sehr plötzlich mit unspezifischen stechenden oder „kneifenden“ Schmerzen im Oberbauch auftreten. Auch ein Ausstrahlen der Schmerzen in den Rücken ist möglich. Weitere mögliche Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen, Aufstoßen und ein unangenehmer Geschmack im Mund. Im Gespräch mit dem Betroffenen ist zu klären, seit wann die Beschwerden bestehen und wie stark diese sind. Wenn diese wirklich „akut“ und nicht zu stark sind, ist eine Selbstmedikation möglich. Es ist aber auch wichtig, die Patient:innen darauf hinzuweisen, dass bei länger bestehenden und starken Beschwerden unbedingt eine Abklärung bei Ärzt:innen notwendig ist, da schwere Schleimhautschäden wie z. B. Magenblutungen gefährliche Komplikationen einer unbehandelten Gastritis darstellen.

Akutmaßnahmen

In den meisten Fällen ist eine akute Gastritis selbstlimitierend und bleibt ohne Folgen. Als Akutmaßnahmen sollte sich die Betroffenen einige Tage „magenschonend“ verhalten. Meist reicht es aus, die Auslöser zu beseitigen. Schonkost (z. B. Tee, Zwieback, Toast, Pellkartoffeln, Gemüsesuppen), das Vermeiden von fetten Speisen, scharfen Gewürzen, Kaffee, Alkohol und Nikotin, gutes Kauen, Entspannung und Ruhe sind wichtige Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden. Wichtig ist auch, alle NSAR abzusetzen bzw. auf magenschonendere Alternativen umzusteigen (evtl. in Absprache mit Ärzt:innen).

Medikamentöse Unterstützung

Wenn die Beschwerden schon länger bestehen oder auch häufiger auftreten, sollte auf alle Fälle eine Abklärung bei Ärzt:innen empfohlen werden. Je nach Schweregrad ist in der Selbstmedikation eine kurzfristige Therapie mit Antazida oder rezeptfreien Protonenpumpenhemmern indiziert. Aber auch Phytotherapeutika, die zum Beispiel sekretionssteigernd (Enzian), mobilitätsfördernd (bittere Schleifenblume, Kalmuswurzelstock), spasmolytisch (Fenchel, Kümmel, Süßholzwurzel) und/oder antiphlogistisch (Echte Kamille, Süßholzwurzel) wirken, sind eine gute und wirkungsvolle Alternativtherapie. Dabei kann man individuelle Teemischungen anbieten oder auf fertige Teemischungen zurückgreifen. Auch Pflanzenextrakte oder Kombinationen von Pflanzenauszügen bieten sich an. Als „Schleimhautprotektoren“ bei leichter Gastritis können außerdem Lein- und Flohsamenschleim eingesetzt werden.

Protonenpumpenhemmer

Die stärkste und längste Unterdrückung der Säuresekretion wird durch Blockade der Protonenpumpe (H+/K+-ATPase) erreicht. PPI lindern die Schmerzen bei einer Magenschleimhautentzündung rasch und fördern die Abheilung. Nach der oralen Einnahme gelangen die PPI zu den Belegzellen des Magens, wo im sauren Milieu des Magens ein aktiver Metabolit entsteht, der die H+/K+-ATPase irreversibel blockiert. Eine Enzymregeneration ist nur durch Neubildung von H+/K+-ATPase möglich, und genau aus diesem Grund hält die Wirkung auch einen bis drei Tage an.

Mukosaprotektive Therapie

Sucralfat wirkt mukosaprotektiv, indem es mit basischen Proteinen auf der Ulkusoberfläche eine Schutzschicht bildet. Zusätzlich fördert Sucralfat die Bildung von Prostaglandinen, die eine vermehrte Schleimhautproduktion unterstützen. Wichtig ist, dass Sucralfat vor den Mahlzeiten eingenommen wird, da es für die Wirksamkeit ein saures Milieu braucht.