Eine großangelegte Zukunftsstudie für DigitalDoctor zeigt, was Ärzt:innen wirklich zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz denken und wo sie Vor- und Nachteile sehen.
Welche Rolle spielen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bereits für Österreichs Ärzt:innen, und wie stehen diese als Anwender:innen der Technologie gegenüber? Diese Fragen standen im Fokus der Zukunftsstudie „Arztberuf im Wandel“, die von der Futuro Verlagsgruppe – zu der mit MedMedia, Universimed und MedAhead die führenden österreichischen Ärzte-Fachverlage gehören – mit dem Meinungsforschungsinstitut medupha durchgeführt wurde. medupha ist spezialisiert auf den Gesundheitsbereich. Und dabei zeigt sich, dass sich Österreichs Ärzt:innen im Hinblick auf die Digitalisierung wenig Sorgen um die Zukunft machen. Im Schnitt erwarten fast drei Viertel nicht, dass durch die zunehmende Digitalisierung und technologische Entwicklung in Zukunft weniger Ärzt:innen notwendig sein werden. Allerdings gibt es Unterschiede: Die größten Skeptiker:innen arbeiten mit 16,4 % im Krankenhaus, während sich nur 7,9 % der niedergelassenen Allgemeinmediziner:innen diese Sorge haben.
Vorerst wird Digitalisierung aber eher im Bereich Informationssuche und zum fachlichen Austausch genutzt und weniger zur Betreuung und Begleitung von Patient:innen selbst. 79,9 % nutzen etwa medizinische Internetportale wie Onkopedia, UpToDate, Amboss oder Diagnosia, 59,8 % digitale Nachschlagewerke für Medikamenteninteraktionen, Laborwerte oder Ähnliches, aber nur 12 % digitale Diagnosetools, 13,7 % Videosprechstunden für Patient:innen und 14,5 % Apps zum Krankheits- und/oder Therapiemonitoring für Patient:innen (Abb. 1).
Besonders nützlich finden rund drei Viertel der Ärzt:innen Therapie-Reminder-Services via SMS, E-Mail oder App (42,9 % „sehr nützlich“, 31,7 % „eher nützlich“).
Mehr als die Hälfte (54 %) der Allgemeinmediziner:innen lehnt eine intelligente Software ab, die das Patientengespräch aufzeichnet und daraus automatisch strukturierte Daten für den Patientenakt generiert, die sie nur mehr bearbeiten und freigeben müssten – auch wenn der Datenschutz gewährleistet ist. Nur 6,3 % würden das „sehr wahrscheinlich“ tun. Fach- und Spitalsärzt:innen sind hier weniger skeptisch, die Ablehnung liegt im Schnitt nur bei rund 40 %, die Zustimmung bei jeweils knapp 30 %. Allerdings finden mehr als 90 % aller Mediziner:innen, dass ein weiterer Ausbau der Digitalisierung im Fortbildungsangebot für Ärzt:innen besonders wichtig wäre. Nur etwas weniger Ärzt:innen wünschen sich Verbesserungen durch Digitalisierung, um den administrativen Aufwand für Ärzt:innen wie Bewilligungsanträge und Dokumentationsaufwand zu reduzieren (Abb. 2).
Große Bedeutung werden nach Ansicht aller Ärzt:innen künftig vor allem die Elektronische Patientenakte und Telemedizin wie Konsultations-Apps und Videosprechstunden haben. Die größte Zustimmung kommt hier jeweils von Krankenhausärzt:innen mit 81,1 % (ELGA) bzw. 63,9 % (Telemedizin). Auch Nanotechnologie etwa in der Diagnostik oder zum zielgerichteten Transport von Medikamenten und Robotik, beispielsweise bei operativen Eingriffen, werden an Bedeutung gewinnen.
Differenziert betrachtet wird das Thema Spracherkennung: Jeweils rund zwei Drittel sehen intelligente Spracherkennung wie die automatische Umwandlung von Diktaten in Textdokumente im Kommen, virtuelle Sprachassistenten wie „Siri“ oder „Alexa“ kommen aber nur bei Spitalsärzt:innen auf über 20 %. Wenig Potenzial räumen die Ärzt:innen auch Virtual Reality etwa im Bereich der Aus-/Fortbildung, computerbasierten Dialogsystemen, die mittels künstlicher Intelligenz ein menschliches Gespräch mit Text- oder Sprachinteraktionen simulieren (Chatbots) und Augmented Reality – also die Einblendung von virtuellen Inhalten in das Bild der realen Welt etwa über eine VR-Brille – ein (Abb. 3).
Künstlicher Intelligenz insgesamt hat für alle Ärzt:innen eine hohe Relevanz. KI wird vor allem bei der Durchführung von operativen Eingriffen mittels Robotik begrüßt. Mehr als zwei Drittel begrüßen den Einsatz auch im Patientenrouting im Krankenhaus (z. B. automatisierte Leitsysteme, die Patient:innen anhand ihrer Beschwerden in die richtigen Ambulanzen leiten, z. B. mit virtuellen Sprachassistenten oder Chatbots). Eher vorsichtig stehen Ärzt:innen dem Einsatz von KI bei der Erklärung von Befunden und Laborwerten, der Diagnosefindung durch das Erstellen eines Diagnosevorschlags anhand aller Befunde und Symptome sowie Augmented oder Virtual Reality in der Patientenaufklärung gegenüber.
Die Mehrheit denkt wohl auch deshalb, dass Künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren im Patientenrouting im Krankenhaus und der Durchführung von operativen Eingriffen mit Robotik so breit etabliert eingesetzt wird, dass (medizinisches) Personal entlastet beziehungsweise ersetzt werden kann.