Eine Studie zeigt, dass die Benachteiligung von Frauen bei der gesundheitlichen Versorgung unter anderem der Wirtschaft einen immensen finanziellen Schaden zufügt.
In der Medizin und Pharmazie wurde – und wird nach wie vor – verstärkt am männlichen Körper geforscht. Geschlechterunterschiede werden auch heute noch zu selten beachtet, was in der Diagnostik und Behandlung für Frauen einen großen Nachteil bedeutet. Eine in beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos vorgelegte aktuelle Studie zeigt nun, dass durch Sexismus in der Gesundheitsversorgung auch ein immenser wirtschaftlicher Schaden entsteht: Die Benachteiligung von Frauen in diesem Bereich kostet die Weltwirtschaft demnach jährlich eine Billion Dollar, also über 900 Milliarden Euro. Laut Bericht würde jeder in die Gesundheit von Frauen investierte Dollar den Angaben zufolge zu drei Dollar prognostiziertem Wirtschaftswachstum führen. Ein großer Teil des Wachstums käme demnach dadurch zustande, dass kranke Frauen genesen und ins Berufsleben zurückkehren. Allein die Beseitigung der Ungleichheiten in Bezug auf Endometriose und die Menopause, die nur Frauen betreffen und lange Zeit als zu wenig erforscht galten, könnte bis 2040 einen Beitrag von 130 Milliarden Dollar zum globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) leisten, wird in dem Bericht geschätzt. Ergebnisse aus der Forschung deuteten darauf hin, dass weniger als die Hälfte der Frauen, die mit Endometriose leben, die richtige Diagnose erhalten.
Die Studie geht auch auf den Geschlechterunterschied bei den gesunden Lebensjahren ein: Das geschlechtsspezifische Gesundheitsgefälle verursache jährlich etwa 75 Millionen verlorene Lebensjahre aufgrund schlechter Gesundheit. Dies entspreche pro Frau eine Woche im Jahr. Die 42-seitige Studie, die das WEF mithilfe des McKinsey Health Institute und des Pharmaunternehmens Ferring erstellte, verweist auch darauf, dass Behandlungen und Diagnosen Männern mitunter stärker zugute kämen als Frauen. So sei festgestellt worden, dass Asthma-Inhalatoren bei Frauen deutlich weniger wirksam sind als bei Männern. Früheren Studien zufolge werden bei Frauen 700 Krankheiten später diagnostiziert als bei Männern. Außerdem dauert es bei Frauen zweieinhalb Jahre länger, bis eine Krebserkrankung diagnostiziert wird. Nach Angaben von WEF-Gesundheitsexperte Shyam Bishen zeigt der Bericht, dass „Investitionen in die Gesundheit von Frauen Priorität für jedes Land haben muss“. Das WEF kündigte daher an, eine globale Allianz für die Gesundheit von Frauen zu starten. Für das Bündnis wurden demnach 55 Millionen Dollar zugesagt. (kagr/APA)